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Hallo zusammen,
mein Name ist Andreas, 39J. Ich möchte zum Einen einmal meine Erfahrungen teilen und suche natürlich auch ein paar aufmunternde Worte, weil ich im Netz nicht so viele Berichte zum Thema Lärmtrauma gefunden habe.
Hier hatte ich bereits ein Bericht von der Nutzerin "kleineResa" gefunden, der mir Mut gemacht hatte:
https://forum.mytinnitus.de/de/viewtopic.php?id=263
Ich habe offenbar am 12.06.24 also vor genau 6 Wochen offenbar ein Lärmtrauma beidseitig erlitten, da meine Ohrstöpsel entweder nicht richtig saßen und/oder die Lärmexposition über den Tag zu viel war, also kein wirkliches Knalltrauma.
In den ersten Tagen klassisches "Ohrensausen" und belegte Ohren wie nach der Disco. Paar Tage darauf kam eine Hyperakusis hinzu, die sich aber relativ schnell legte. War damals noch im Urlaub.
Hörprobleme hatte ich aber zu diesem Zeitpunkt zum Glück nicht.
Bin dann aber doch im Urlaub zum HNO in die Akut-Sprechstunde: --> Audiogramm mit milder C5 Senke rechtsseitig und erstmal 8 Tage Kortison mit Tabletten. Der Arzt damals war mega freundlich
Etwa 3,5 Wochen später HNO in der Heimat: Gehörgänge immer noch rot und entzündet, Trommelfelle auch (beidseitig und gefäßinjiziert wie man wohl sagt). Hab dann noch 10 Tage Infusionstherapie mit Pentoxifillin gemacht.
Ob es was gebracht hat, weiß ich nicht, aber es hat mich etwas beruhigt.
Nach diesen 10 Tagen Inf.-Therapie gab es nochmal ein Audiogramm und ein "Abschluss-Gespräch" mit der Ärztin (wie das Audiogramm aussah konnte ich nicht sehen, wurde auch nicht näher drauf eingegangen). Sinngemäß wurde aber beruhigend auf mich eingeredet, dass alles wieder wird und ich andere Symptome ignorieren und "den Sommer genießen soll".
Es vergingen dann ein paar Tage mit weiterhin allen möglichen Symptomen wie Säuseln, Zischen, es wabert von links nach rechts und zurück, Druckgefühle, Schmerzen, ...
Da gestern ein Ohr spontan mit Pfeifen, Druck und Schmerzen für wenige Sekunden "zu ging" bin ich vorsichtshalber wieder zum HNO.
Nochmal Audiogramm gemacht: alles i.O. und im Soll, zu mindestens die Frequenzen die dort geprüft werden (soweit ist das ja eine gute Nachricht).
Es behandelte mich diesmal ein anderer Arzt, er sagte stumpf, die Ohren wären gesund. Ich soll die restlichen Symptome ignorieren. Bei Schmerzen einfach eine Tablette einwerfen.
"Es bestünde kein kausaler Zusammenhang zum Lärmtrauma."
Manche Ärzte sind echt zum vergessen...aber gut, wenn nur das Audiogramm der Maßstab ist, ist das nachvollziehbar.
Ich habe verstärkt den Eindruck, dass viele dieser Symptome vom vegetativen Nervensystem kommen. Dass das irgendwie noch im Panikmodus ist und alles mögliche auslöst im Körper und auch "die Signalverstärkung der Ohren immer noch richtig auf Anschlag stehen hat".
Mittlerweile kämpfe ich mit Schlafmangel mit allen Folgen (Unkonzentriert, Launisch, Verkrampft, usw).
In den ersten Wochen konnte ich noch halbwegs gut schlafen. Seit diesem Wochenende ist rechtsseitig ein leichter Tinnitus gekommen, das Säuseln hat sich leicht gelegt, ist wieder mehr konstant und ansonsten wieder alle Symptome bunt gemischt.
Ich probiere den Fokus anders zu setzen, versuche nicht so viel in mich hinein zu hören, gehe Radfahren, Spazieren, auch probiere ich es mit Arbeiten und auch Ruhephasen, so dass man abends auch mal ausgepowert ist und ich mich auch wieder körperlich erholen kann, aber es ist nicht leicht.
Zumal durch Sport die Ohren auch wieder richtig aufdrehen, so dass ich schlecht schlafe usw.
Andererseits sind Momente dabei, wo ich mich früher viele, unbeschwert als ob nix gewesen wäre. Ziemlich komisch.
Seit 4 Wochen probiere ich es auch 2x täglich mit autogenen Training, um "runter zu kommen" was manchmal auch hilft.
Hier hilft wohl nichts weiter als der Psyche, dem Körper und dem Nervensystem Zeit zu geben und sich zu regenerieren auch wenn's schwer fällt - oder wie der Arzt stumpf sagt: ignorieren, ablenken und nicht drauf fokussieren ?!
LG!
Beitrag geändert von Andreas2024 (24-07-2024 13:35:29)
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Hallo Andreas.
Willkommen im Forum.
Wenn der Tinnitus früher bei mir aufgedreht hat (was jetzt praktisch nicht mehr vorkommt) hat bei mir immer die Einnahme von ein paar Schmerztabletten (Paracetamol oder Aspirin) für 1-2 Tage geholfen. Später auch die Einnahme von Vitamin-B Tabletten.
Ansonsten, vermeide im Moment möglichst alle Sachen und Aktivitäten, wo Du den Eindruck hast, dass sie den Tinnitus verstärken. Dies gilt auch für Ernährung (vermeide stark gewürzte Speisen und insbesondere den Geschmacksverstärker Mononatrium-Glutamat, welcher als Zusatz E621 in vielen Snacks, Pizzas usw. enthalten ist).
Vermeide möglichst auch hochfrequente Töne, die oft von Geräten mit Elektromotor (Rasierapparat, Zahnbürste) produziert werden, und die sich in den Tinnitus einbetten können. Steige lieber auf Handbetrieb für diese Sachen um (bei mir hatte vermutlich mein Elektrorasierer in den ersten Wochen den Tinnitus stark verschlimmert).
Falls Du Dich entsprechend in diesem Sinne auf die Symptome einstellst, wird es sich langfristig auch bessern.
Habe jedoch keinen falschen Ehrgeiz hier. Es wird eine Zeit dauern (einige Monate), und es wird immer etwas auf und ab gehen, aber lasse Dich durch den Tinnitus an sich nicht entmutigen. Der Tinnitus ist in fast allen Fällen eine harmlose Nervenstörung. Du solltest lediglich daran arbeiten, dass er Dich in Deinem Alltagsleben (insbesondere was das Schlafen betrifft) nicht übermäßig beeinträchtigt. Falls Dir das gelingt, ist das Problem schon halb gelöst, und der Tinnitus wird sich dann von selbst noch weiter zurückbilden.
Thomas
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Hallo!
Mal ein kleines Update:
Mittlerweile sind 6 Monate und 2 Wochen seit meinem Lärmtrauma verstrichen.
Den Ohren geht es mittlerweile besser.
Dieses Glitzern, Zischen und Säuseln ist deutlich zurück gegangen.
Auffällig finde ich den Zusammenhang mit Schlaf.
Wenn ich gut geschlafen habe, stört es mich am Folgetag nicht, höre es auch eigentlich nicht mehr, besonders morgens nach dem Aufstehen ist es dann wieder ruhiger.
An schlechten Tagen, insbesondere nach nicht erholsamen Schlaf durch Alkohol, zu viel Essen, Stress rückt es sich jedoch wieder in den Vordergrund, wo es dann halt rum nervt.
In der Anfangszeit ist Mal das linke oder das rechte Ohr für ein paar Sekunden zugefallen, auch das hat sich deutlich reduziert, besonders wenn ich am Vortag Sport gemacht habe.
Ich deute das dann als Alarmzeichen, wenn mein Körper zu sehr erschöpft ist oder war, dann weiß ich, dass Mal ein ruhiger Spaziergang oder ähnliches angesagt ist.
Einen Zusammenhang zwischen Aspirin/Ibuprofen kann ich nicht wirklich bestätigen.
Es gab Tage, an denen dieses Zischen und Säuseln nach einer Aspirin weniger "scharf" wurde, mehr "in die Breite zerfloss", schwer zu beschreiben.
Allerdings ließ sich das nicht immer reproduzieren.
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