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Zuerst möchte ich für diese hervorragende Seite gratulieren. Hätte ich den Mut gahabt, etwas früher und ausführlicher im Internet über mein Ohrenleiden zu recherchieren, wäre ich vielleicht dem Tinnitus entkommen.
Bei mir war es folgendermaßen: Ich war im Urlaub mit meiner Frau und unseren zwei Kindern. Das jüngste ist gerade mal ein Jahr jung. Es war, obwohl sehr schön, trotzdem stressig. Außerdem hatte ich davor eine familiäre Zwistigkeit (mit der Mutter), die ich auch im Urlaub mit mir herumtrug - ich war also auch noch innerlich immer wieder mal recht wütend, oder verletzt.
Nach ein paar Tagen ging ich mit meinen Kindern und meiner Frau in die Kinderdisco - mein erster Discobesuch seit mindestens 7 Jahren. Seit damals hatte ich nicht mehr so laut Musik gehört. Am nächsten Morgen hatte ich ein komisches taubes Gefühl im rechten Ohr in Kombination mit einem gewissen Dröhnen im Kopf, das vorallem von der früh bis Mittag andauerte. Ich dachte mir aber noch nichts bestimmtes dabei und wir gingen am nächsten Abend wieder in die Kinderdisco. Mein Ohrgefühl blieb eigenartig taub, jedoch nahm ich, außer diesem unbestimmten Dröhnen noch keine Töne war.
Wieder zuhause wartete ich erst einmal ab. Jetzt hatte sich das Dröhnen im Kopf verschlimmert, die Stimmen klangen versetzt, meine eigene war mir unangenehm. Ich ging zum HNO Arzt, der attestierte mir ohne lange Untersuchung, dass das die klassischen Symptome eines Gehörsturzes plus Tinnitus seien und er ließ mir die Wahl, was zu tun sei - entweder nichts, weil mein Gehör nicht ausgefallen war, oder eine Cortison-Infusionstherapie, zur Verdünnung des Blutes. Ich hatte Angst vor diesem Dröhnen im Kopf und entschied mich für die Therapie.
Schon am nächsten Tag ging es mir besser. Ich dachte, diese Therapie wirkt Wunder. Doch ein Rauschen hatte sich nun im rechten Ohr eingestellt, als ob irgendwo im Haus ein Bad eingelassen würde. Ich sah kurz ins Internet und stieß auf Tinnitus Eintragungen - und ich las die ersten Horrormeldungen.
Da ließ ich es bleiben und ließ mir zwei Wochen lang täglich, außer an den Wochenenden die Infusionen und die Cortisonspritzen geben. Was passierte: vor 5 Tagen bemerkte ich, dass sich ein schriller Ton im Kopf bemerkbar machte. Er wurde allmählich lauter. Ich geriet in einen Angstzustand, der letzte Nacht so schlimm war, dass ich kein Auge zutun konnte. Meine Frau las mir vor, um mich zu beruhigen.
Heute wollte ich in ein Krankenhaus fahren, ich dachte, wenn das so bleibt, oder noch schlimmer wird, dann raste ich aus. Das ist ja entsetzlicher als alles, was ich bisher erlebt habe. Doch da ich am Lande lebe, ist die nächste HNO Klinik über 100 km entfernt. Kein Arzt ließ sich sprechen, mein jetziger Arzt öffnet seine Praxis heute erst um 15 Uhr. Also entschloß ich mich, nochmals im Internet zu suchen.
Auf einer Seite konnte ich die Frequenz meines Ohrgeräusches messen - es sind 11000 Hz, also extrem schrill und laut- vom Gefühl: ohrenbetäubend laut, wenn es in der Umgebng still ist. Und dann stieß ich auf dieses Tinnitus Forum, das mir wirklich Mut macht.
Kann es sein, dass ich dieses Fiepen im Kopf nicht bekommen hätte, wenn ich die Infusionen und die Cortisonspritzen nicht bekommen hätte? Hat die Therapie den Tinnitus verlagert oder verschlimmert?
Da immer wieder die Psyche angesprochen wird, möchte ich einen Gedankengang ausdrücken, der sich mir aufgedrängt hat:
Vor eineinhalb Jahren hatte ich ebenfalls einen Grund, mich durch das Verhalten meiner Mutter gekränkt zu fühlen. Ich machte damals auch Urlaub und erkrankte währenddessen kurz. Anschließend bekam ich am ganzen Körper Hautschmerzen. Sie sind mal leichter, mal schwerer, aber ich habe sie bis heute. Scheinbar wurden damals meine Hautnerven in Mitleidenschaft gezogen und heute das Gehör. In beiden Fällen waren Streß und schwehlende Konflikte vermutlich bedeutende Teile einer Ursache.
Da ich zusätzlich schon seit über zwanzig Jahren schwerer Pollenallergiker bin, stelle ich mir nun die Frage, ob das nicht ebenfalls eine psychische Grundlage hat (im Gegensatz zu Candida, Zöliakie, Umweltgiften, etc.).
Wenn jemand meinen Eintrag ließt: vielleicht stellt er sich die Frage, ob es noch andere Krankheiten gibt, die ihn quälen. Die Psyche ist zwar eine komplizierte Sache, aber es ist doch irgendwo beruhigend, wenn sie sich als ausschlaggebendes Element z.B. beim Tinnitus erweist. Dann weiß man, wo man mit der Therapie beginnen kann - bei einem guten Therapeuten, Entspannung und Lebensfreude.
Ich werde auf jeden Fall meine Behandlung nun selbst in die Hand nehmen und mit Aspirin, Baldrian und Nullkommajosef gleich morgen beginnen.
Demnächst werde ich berichten, wie es bei mir weiter gegangen ist.
Offline
Hallo Jochen,
Willkommen im Forum.
Bezüglich Deiner Frage: ich glaube nicht, dass die Infusionen und die Spritzen hier ursächlich etwas mit dem Tinnitus zu tun haben. Die Ursache ist ganz eindeutig die Disco gewesen, welche Dein Gehör aus dem Gleichgewicht gebracht hat. Dies hat sich zuerst nur als Taubheitsgefühl geäußert, und ist dann in den Tinnitus umgeschlagen.
Bei mir war es übrigens ganz ähnlich. Ich war zwar nicht übermäßigen Lautstärken ausgesetzt, hatte aber nach der Benutzung von Knopf-Ohrhörern (welche man in den Gehörgang steckt) mit meinem Walkman ebenfalls ein taubes Gefühl (eine Art Druck) in den Ohren. Ich hatte schon immer Schwierigkeiten mit dieser Art von Ohrhörern (selbst bei geringer Lautstärke), und habe diese deshalb vermieden wenn es geht, oder die Benutzung auf eine halbe Stunde oder so beschränkt. Das taube Gefühl verschwand dann immer recht schnell wieder. Aber in diesem Fall, wo ich die Ohrhörer länger benutzt habe, blieb es für eine ganze Woche, und schwächte sich nur wenig ab. Als ich dann die Ohrhörer wieder benutzte, fing in der folgenden Nacht der Tinnitus an (das Druckgefühl war dann weitgehend verschwunden).
Ich denke, dass der Tinnitus (zumindest in diesem Fall) ein Kompensationsmechanismus des Gehörs bei einem gestörten Druckgleichgewicht im Ohr ist. Der Tinnitus stellt einfach wieder das Druckgleichgewicht her, dass durch irgendwelche Ursachen gestört wurde (wie Du ja an dem tauben Gefühl erkennen konntest). Ich habe auch später bei einigen Gelegenheiten festgestellt, dass wenn der Tinnitus auf einmal kurzfristig vorübergehend fast verschwand, anstelle dessen dann wieder ein Druckgefühl da war.
Also wie gesagt, ich denke nicht, dass die Behandlungen hier den Tinnitus verursacht haben, aber andererseits sind sie in der Regel auch nicht unbedingt förderlich (zumindest bringt es bei den meisten Leuten nichts).
Wie Du schon richtig erkannt hast, die nervliche Reaktion auf die ganze Sache ist hier oft ausschlaggebend. Also es ist wichtig, dass man hier nicht in Panik verfällt (was den Tinnitus nur um ein vielfaches verschlimmert).
Zur weiteren Information, siehe zum Beispiel http://www.neuro24.de/tinnitus.html .
Thomas
Offline
Das blutverdünnende Zeug hat mir nichts gebracht, aber ich hatte auch keinen Hörsturz oder ein taubes Gefühl. Cortisol ist gegen eine eventuelle Entzündung, also nicht ganz sinnlos.
Im englischen Board hat Einer geschrieben, desses TT auch von Lärm kommt, dass er den TT verdrängt hat, indem er sich ein Geräsch mit tieferer Frequenz kontinuierlich angehört hat und sich darauf konzentriert hat (z.B. 9000Hz bei dir) + einen beruhigenden 40Hz Ton.
Mir hilft das allerdings nicht, schon probiert^^