#1 02-12-2015 10:55:55

kane
Mitglied
Registriert: 02-12-2015
Beiträge: 4

Hörnerv Durchtrennung

Ich kann mir gut vorstellen, wie die allermeisten auf diese Überschrift reagieren werden. Zunächst kurz zu meiner Geschichte. Ich bin heute fast 50. Mit 20 feuert ein Bekannter an Silvester eine Pistole neben meinem rechten Ohr ab. 1. LÄrmtrauma, allerdings recht leiser Tinnitus. Dann vor 5 Jahren Culcha Candela Konzert. Ergebnis ein sehr lauter Tinnitus. Beim Akustiker wurden ca.65 db ca. 8000 Hz ermittelt. Ich bin psychisch sehr stark und habe es gerade mal so geschafft, dieses Kaliber zu kompensieren. Nun am 19. September auf einem Fest feuern die ne Kanone ab. Ergebnis der Tinni ist nun fast auf Gesprächslautstärke. Alle Therapiestandarts durch. Ich schlafe schwer ein und wache völlig verschwitzt auf. Jede Nacht! Schlaf ca. 3,5 bis 4,5 Stunden, ohne Schlafmittel. Nehme gerade an der AM101 Studie teil. Deshalb keine Schlafmittel... Ich weiß dass die Colchea durch diese Lärmtraumen geschädigt ist. Die Einschätzungen wg. Hörnervdurchtrennungen und dass der Tinni im Gehirn entsteht kenne ich alle - das web ist mein Zuhause. Aber niemand kennt auch nur einen einzigen Patienten, der detaliert berichten könnte! Waren das Colcheaschäden durch Lärmtraumen? - Das ist völlig unklar. Psychosomatiken können bei diesem Pegel nichts mehr ausrichten, das ist sicher. Meine letzte Hoffnung ist die Durchtrennung. - Und wenn der Pegel sich dadurch auch nur halbieren würde könnte ich damit wohl weiterleben. Das linke Ohr ist ziemlich ok. Also wer hat irgendeinen Rat oder kennt irgendeinen Arzt, der sich soetwas zumindest im entferntesten vorstellen kann. Finde ich niemanden bleibt nur Suizi in Eigenregie oder vielleicht Preventis in der Schweiz, wenn ich ein psychatrisches Gutachten bekommen würde. Ich habe unter Tränen Abschiedsbriefe geschrieben. Es ist mir sehr ernst. Mein Leben war davor einfach wunderbar. Nun geht es wohl zu Ende.

Offline

 

#2 02-12-2015 12:07:24

AllesHalbSoWildSteve
Mitglied
Registriert: 02-12-2015
Beiträge: 2

Re: Hörnerv Durchtrennung

HI KANE... NEVER GIVE UP !!!!!!!!!!

Lies dir meinen Text... auch immer habe einen FUCKING LAUTEN TINITUS !!!!!!!

ich habe hier schon ab und an mal mitgelesen, vor allem wenn der Tinitus mal wieder sehr sehr laut war.

Ich möchte nun Euch allen meine Tipps aus 15 Jahre langer Tinitus Erfahrung mitteilen.
Zu meiner Person : ich bin 36 und habe mir mit Anfang 20 einen Hörsturz in Folge Tinitus auf einer Party geholt wo ich alkoholisiert neben der Lautsprecherbox eingeschlafen bin. (Jugendsünden ;-) )

Die ersten Jahre waren eine Qual, die vom Arzt damals 10 Tage stationäre Infussionsbehandlung hatte nichts gebracht.
Im Laufe der Jahre konnte ich mich ganz gut mit meinem Pfeifen das auf beiden Ohren rauscht abfinden.
Ich habe viel Experimentiert und hab einige Erkenntnisse die ich mit Euch nun teilen möchte.

Ich habe bemerkt das es möglich ist, das man das Pfeifen eigentlich überhaupt nicht wahrnimmt ... wenn man zum Beispiel abgelenkt ist... eine neue Beziehung , ein neues Hobby, eine neue Positive Herausforderung im Leben hat.
Man nimmt Ihn eigentlich nur als sehr störend wahr wenn man gerade nicht gut drauf ist, irgendwas nicht so läuft und man down ist!
Alleine die Erkenntnis gab mir oft Hoffnung wenn er mal wieder sehr sehr Laut war !
DER TINITUS IST EINE WAHRNEHMUNGSSACHE .... MAN KANN IHN AUCH IN DEN HINTERGRUND DER WAHRNEHMUNG VERDRÄNGEN !

Er fungiert sozusagen als Indikator ... damit meine ich, wenn man gerade wieder von Ihm geplagt ist, weis man das es wo anders gerade nicht so läuft und man sich zu viel Sorgen, Gedanken etc macht.... Dann mein Tip : Lasst Euch nicht down kriegen von dem Pfeifen sondern ändert das was bei Euch im Leben gerade nicht läuft und der Tinitus wird folgen !
Gebt Euch Zeit... nicht von Jetzt auf Gleich sondern paar Tage... paar Wochen....

glaubt mir ich war in den 15 Jahren oft beim Ohrenarzt und hab mich Untersuchen lassen, Hörtest etc weil ich wieder glaubte er sei LAUTER geworden....
Ergebnis war immer : gleichbleibender Tinitus und Hörfähigkeit.
Man steigert sich oft selber rein und dann wird mein Tinitus sehr sehr Laut.... so Laut das man oft keinen Sinn sieht so zu Leben ..... ABER erkennt das das alles nicht von Dauer ist... da sind Eure Gedanken die Ihn LAUTER machen !

Folgendes hab ich für mich (was ich denke das das ein oder andere den ein oder anderen von Euch ebenso gut tut) gefunden was mir gut tut wenn es mal wieder so weit ist:

-ausschlafen (gönnt Euch einfach mal paar Tage ausschlafen !)
-Wenig Zigaretten (am besten gar keine, ich rauche am Tag 1 Schachtel)
-Vermeidet Stress
-Es gibt am iPhone z.B. die App Tinitus Help, mit der kann man den Tinitus Maskieren was soviel bedeutet das man das Pfeifen übertönt mit andere Geräuschen wie Grillen zirpen oder Bäume rascheln oder Meeresrauschen und setzt Euch abends nen Kopfhörer auf und schlaft so ein und wacht so auf...
das bringt einiges..... ich verspreche Euch man wird nach dem absetzen der Kopfhörer erst mal sich wundern und hören ob man den Tinitus überhaupt noch hört... dann kommt er wieder ... aber es lindert und lässt Ihn auf Dauer tatsächlich in den Wahrnehmungshintergrund verschwinden.
-Geht zum Physiotherapeuten und lasst Euch an der Hals Wirbel Säule untersuchen und massieren ... das bringt viel ... vor allem Entspannung !
-Ich nutze auch ein Nackenmassagegerät.... gibt es unter 100 Euro bei Amazon z.B. und ich würd es nicht mehr hergeben... es Entspannt und durch die leichten Geräusche dabei das es macht, wird der Tinitus ebenso übertönt ... tut echt gut :-) !
-Thema Alkohol : ich trinke gerne mal nen Wein .. auch mal ne Flasche..... mein Tinitus bleibt davon unberührt... ich merke nur wenn ich mal abends weggegangen bin in einen lauten Club (wo ich immer Ohrenstöpsel nutze) und viel Cocktails oder Longdrinks trinke dann bühse ich das teilweise 2 Wochen lang mit übertrieben intensivem Pfeifen.
Deshalb meide ich die lauten Clubs seit geraumer Zeit.... ich habe einfach keine Lust wegen paar Stunden Spass wieder Tage lang zu leiden.
-Ernährung : ernährt Euch gesund.... nicht nur wegen dem Tinitus sondern wegen EUCH, Eurem Körper, Eurer Gesundheit... der Tinitus ist keine Krankheit sondern eine Auswirkung Eures Körpers das an einer anderen Stelle etwas nicht stimmt... also ist Ernährung das wichtigste was Ihr Eurem Körper antun könnt !
-Sport: ich treibe Sport (Fitnessstudio) oder gehe Joggen im Wald... verbessert die Durchblutung und Sport macht einen einfach zufriedener und positiver.

Googled auch mal wer alles nen Tinitus hat ... z.B. Phil Collins, Will I Am, Oasis Sänger, und viele viele mehr bekannte Stars, die genauso wie wir damit umgehen lernen müssen ... trotz Millionen auf dem Bankkonto geht es Ihnen genauso wie uns .....

Das alles was ich genannt habe in Kombination ist sicherlich nicht das schlechteste was Ihr Euch und Eurem Leben antun könnt.... glaubt mir ... es wird Euch generell gut tun und ..... der Tinitus wird folgen !

Nochmal: ich bin seit nun 15 Jahren mit sehr lautem Tintius 100 % Überzeugt : DER TINITUS IST EINE WAHRNEHMUNGSSACHE .... MAN KANN IHN AUCH IN DEN HINTERGRUND DER WAHRNEHMUNG VERDRÄNGEN !
wie ich das mache hab ich Euch aufgezählt oben.

Ich hoffe dem ein oder anderen von uns Betroffenen soweit vielleicht ein wenig Mut, Hoffnung und Lösungsansätze angeboten zu haben...
Lasst den Kopf nicht hängen : ES GIBT IMMER SCHLIMMERES und glaubt mir man kann sich mit dem TInitus arrangieren und sein Leben wieder lebenswert leben !

Bei Fragen ... jederzeit gerne....

Steve

Offline

 

#3 02-12-2015 12:21:12

kane
Mitglied
Registriert: 02-12-2015
Beiträge: 4

Re: Hörnerv Durchtrennung

Danke Steve, ich habe Deinen Beitrag gleich im Forum gelesen, war drinne. Ich hatte mal vor 10 Jahren eine Therapie gemacht. Sehr ausgiebig mit Nachtherapie. Wie ich schrieb, ich war psychischb extrem stabil, konnte mit allem klarkommen. Ich hab Mechanismen gelernt, das war immer mein Steckenpferd. Dieses level ist so laut, dass mein Nervensysthem nachts reagiert. Es kommt nicht zur Ruhe, denn das Pfeifen ist so laut. Ich entspanne mich total, trotzdem Schweissausbrüche und wach werden. Deshalb bin ich auch davon überzeugt, dass die Colchea diesen Lärm verursacht und nicht mein Gehirn, so wie alle immer annehmen. Ich denke es gibt einen Anteil, den das Gehirn vielleicht speichert, mag sein. Aber die volle Power nicht. Deshalb Durchtrennung und dann halbseitig taub. Wenigstens überlebe ich! Danke für Deine aufmunternden Worte Steve ;-)

Offline

 

#4 03-12-2015 00:19:33

Thomas
Administrator
Registriert: 28-08-2007
Beiträge: 1648
Web-Seite

Re: Hörnerv Durchtrennung

Hallo Kane,

Willkommen im Forum.

Tiniitus wird immer im Gehirn erzeugt, selbst wenn er lärmbedingt ist. Dies wurde wissenschaftlich nachgewiesen (siehe http://forum.mytinnitus.de/en/viewtopic.php?id=510 ). Durchtrennen des Hörnervs bringt also mit Sicherheit nichts.

Es mag in den nächsten Wochen und Monaten noch schwierig sein, aber eventuell wird es sich verbessern. Treffe jetzt bloß nicht irgendwelche Entscheidugen, weil Du Dir einredest, es wird immer so bleiben. Du musst es im Moment von Tag zu Tag angehen. Denke nicht soviel an die Zukunft

Ich verstehe zwar nicht ganz, warum Du der AM-101 Studie Vorrang vor genügend Schlaf gibst, aber wenn Du keine Schlafmittel oder Psychopharmaka nehmen willst, probier mal einfache Schmerztabletten (Paracetamol oder Aspirin). Die haben mir in der Anfangsphase sehr geholfen in dieser Hinsicht. 

Thomas

Offline

 

#5 03-12-2015 17:44:14

kane
Mitglied
Registriert: 02-12-2015
Beiträge: 4

Re: Hörnerv Durchtrennung

Hallo Thomas, vielen lieben Dank für Deine Antwort!
Ich kenne diesen Beitrag.
Ich möchte mich mal so ausdrücken. Ich gehöre zu den Leuten, die nicht mehr alles Glauben, was irgendwo berichtet wird. Ich versuche mir selber ein Bild zu verschaffen.
Wir haben uns alle daran gewöhnt dem TV und den Zeitungen oft blind zu vertrauen.
Es gibt ettliche Beispiele, die so nicht, oder nur teilweise stimmen.
Nehmen wir Diabetis, meine Mutter war kurz davor. Wir haben dann Brot und Nudeln weggelassen und ihr Wert normalisierte sich wieder. Ich war auf der Diabetisschulung dabei. Dass Weizen mit seinem Amygdalin A so ne Art Powerzucker bildet, das sagt Dir kein Mensch. - Die Hauptursache für Fettleibigkeit und Diabetis in der Heutigen Zeit.
Nehmen wir Krebs, längst zumindest in der Anfangsphase heilbar, ganz ohne Bestrahlung oder Chemo. Meine Schwester ist das lebende Beispiel.
Oder schau Dir Bor an. Hochwirksam gegen Arthrose und Osteporose. Borax nehme ich seit Jahren und mein schlimmes Handgelenk hat sich erholt. Man sieht es wirkt und stellt es einfach als giftig auf den Index, obwohl Natriumchlorid viel giftiger ist.
Was sagte Seehofer "Es gab sehr gute Ansätze in der Gesundheitsreform, aber wir konnten uns nicht gegen die Lobby durchsetzen" Da frag ich mich, wer ist eigendlich Herr im Hause? Es geht immer nur ums Geld!
Der Mensch darf sich hinten anstellen.
Weitere Beispiele füllen locker 2 DinA4 Seiten.

Nun geht die AM101 Studie z.B. davon aus, dass bei Lärm- oder Barotraumen der Tinnitus in der Colchea entsteht, durch Zerstörung von Strukturen.

Und wer hat nun Recht? Auris Medical pumpt da Unsummen hinein.
Auch die wollen Kohle machen, das ist klar. Aber sie sehen wohl Potential, sonst würden sie es nicht versuchen.
In 70 Tagen bekomme ich das Original, jetzt könnte es ein Placebo gewesen sein, oder es wirkt einfach nicht. Die Chance es herauszufinden möchte ich mir aber nicht nehmen.
Habe mir Melatonin besorgt und heute Nacht tatsächlich fast 7 Stunden mit Unterbrechungen geschlafen.
Was hat es mit Deinem Tipp mit Paracetamol oder Aspirin auf sich. Macht es echt müde?

Herzlichen Dank, dass Du auf meinen Posting geantwortet hast.
Du hast leider auch am eigenen Leib erfahren müssen, was Tinnitus bedeutet.

Mich würden immer noch Patientenberichte aus den 80ern interessieren.
Da finde ich einfach nichts, rein garnichts!

Und Danke dafür, dass Du das hier alles betreust.
Zuwenig Menschen tun etwas für die Allgemeinheit.

Ganz liebe Grüsse
Mark

Offline

 

#6 05-12-2015 20:18:07

Thomas
Administrator
Registriert: 28-08-2007
Beiträge: 1648
Web-Seite

Re: Hörnerv Durchtrennung

Hallo Mark,

Schmerztabletten machen natürlich nicht müde, aber sie können den Tinnitus dämpfen, so dass man dann besser schlafen kann. In der Anfangsphase hatte ich diese häufig in der zweiten Nachthälfte (3-4 Uhr) genommen, wo der Tinnitus meist richtig aufdrehte und weiterer Schlaf kaum möglich war. Selbst eine halbe Tablette war dann meist genug, den Tinnitus soweit zu dämpfen, dass ich zumindest noch weitere 2 Stunden schlafen konnte. Um diese Zeit kann man ja keine Schlaf- oder Beruhigungstabletten mehr nehmen. Da fühlt man sich den halben Tag noch wie gelähmt. Und selbst damit (früher am Abend genommen) konnte ich kaum besser schlafen. Außerdem mag ich nicht das Gefühl, mich hier chemisch K.O. zu hauen. Und obwohl man Schmerztabletten natürlich auch nicht laufend nehmen sollte, sind sie im Hinblick auf die Nebenwirkungen auf jeden weniger bedenklich als Schlaftabletten oder Tranquilizer. Natürlich macht es keinen Sinn, sie zu nehmen, falls sie keine Wirkung zeigen  Bei mir haben sie auch erst zuverlässig gewirkt, nachdem ich eine Zeit lang komplett Koffein und Alkohol vermieden hatte.
Wenn Du mit Melatonin 7 Stunden Schlaf bekommen kannst, wäre das aber auf jeden Fall die bessere Lösung, falls es Dir sonst keine Nebenwirkungen bereitet.

Leider gibt es bezüglich eines Mittels gegen Tinnitus immer noch keinen einheitlichen Ansatz. Auris Medical geht mit der AM-101 Studie noch von der althergebrachten Vorstellung aus, dass der Tinnitus im Innenohr entsteht Auris Medical wurde im Jahr 2003 speziell zu diesem Zweck gegründet, und die Studie basiert daher auf Forschung aus den 90er Jahren oder noch früher. Die Forschung, die ich oben zitierte (und die den Tinnitus im Hirnstamm lokalisiert) ist aktuell aus den letzten Jahren. Leider wurde ja die darauf basierende Studie des Medikamentes AUT00063 von Autifony inzwischen wegen Unwirksamkeit eingestellt, aber dies besagt nur, dass das Medikament aus irgendeinem Grunde nicht geeignet war, nicht dass die Forschung falsch war. Trotzdem gibt es jedoch auch von dieser Forschungsgruppe (wiederum in Kooperation mit Autifony) neue Forschungsprojekte ( http://www2.le.ac.uk/departments/npb/pe … ence-group ).

Auris Medical schreibt übrigens starke Verluste, und die finanziellen Reserven werden nach eigenen Angaben im Herbst 2017 erschöpft sein, falls man keine weiteren Finanzierungen bekommt ( http://hugin.info/160190/R/1946408/706270.pdf ). Sie sind sogar letztes Jahr an die Börse gegangen, aber die Aktie ist jetzt schon fast auf die Hälfte gefallen.

Ich will Dich aber keinesfalls davon abhalten, hier alle Möglichkeiten wahrzunehmen mit der AM-101 Studie. Jedoch solltest Du Dich nicht nur auf die medizinische Forschung verlassen. Es gibt viele Wege, den Tinnitus durch eigene Maßnahmen zu verbessern. Es erfordert nur etwas Zeit und Geduld, aber bei der medizinischen Forschung wirst Du wahrscheinlich noch mehr Geduld brauchen.

Thomas

Offline

 

Brett Fußzeile

Based on PunBB 1.2.19