#1 26-06-2015 19:28:50

relativsehen
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Tinnitus - Teufelskreis

Hi,

ich bin neu hier. Mein Tinnitus (Hab ich seit 4 Jahren) ist wesentlich schlechter geworden und ich mach mich verrückt und kann seit Tagen nicht schlafen. Ist nur eine Kopfsache denke ich. Ich wende mich wohin ich nur kann. Hab mich verrückt gegoogelt. Vielleicht kann der eine oder andere mich von meinen stupiden Theorien abbringen. Vielen Dank schon einmal wenn es jemand liest.


1. Dieser Artikel hat den Teufelskreis losgetreten:  http://www.morgenpost.de/web-wissen/ges … ifach.html

Welche Behandlung hilft Tinnitus-Betroffenen noch?

S. M.: Tinnitus beeinflusst das ganze Gehirn und den gesamten Körper. Im Hirnstamm mit den Hörbahnen gelangt der Tinnitus sozusagen hinein, im Kortex – der Hirnrinde – löst er Gedanken aus wie "Das macht mich verrückt", das limbische System wird aktiviert und Gefühle wie Stress und Panik machen sich im Körper breit. Das limbische System ist diejenige Gehirn-Einheit, welche Emotionen verarbeitet. An allen drei Stellen setzt die Behandlung von Ohrgeräuschen an.


Also ich hab seit 4 Jahren den Tinnitus und ich hatte nie den Gedanken "Das macht mich verückt." Aber nun das ich den Artikel gelesen habe beängstigt mich der Gedanke, dass der Tinnitus solche Gedankengänge im Gehirn auslöst. Ich komm auf diese Information nicht klar. Ich hab jetzt ständig die Vorstellung, dass ein Signal dauernd an mein Gehirn gesendet wird - die Panik auslöst. Wird dabei von den ersten Wochen vom Tinnitus gesprochen? Das war die einzige Phase, in der ich aktiv Angst hatte. Der Ratschlag, dass man dann zu sich sagen soll. Das macht mich nicht verrückt. Hat mir kein Stück geholfen.


2. Dieser Artikel hat dann alles nur schlimmer gemacht: http://www.gesundheitswerkstatt.de/zur. … schen.html


Die permanente Stimulierung des Limbischen Systems durch hoch empfundene Töne führen zu Angstreaktionen, Angststörungen, Erschöpfungsdepressionen bis hin zu Suizidgedanken.


Bedeutet das, dass ich, weil ich ständig das Ohrgeräusch habe, zwangsweise Angstreaktionen bekomme? Ich hab das bisher nicht so erlebt, jedoch bekomme ich das, weil ich das gelesen hab, jetzt schon.


3. Weiterhin hab ich mich in Sicherheit gewogen, weil mein Tinnitus zwar immer da ist aber nicht laut ist, dass ich zu Stufe 2 gehöre. Wenn ich liege kann ich auf rechts aber nicht schlafen, weil mein Tinnitus extrem laut wird und mein Ohr fängt zu flackern. Auf dem Rücken wird mein Tinnitus auf rechts auch schlimmer. Links hab ich auch einen Tinnitus, aber ich kann auf links noch liegen. Jedoch hab ich gelesen, dass das subjektive Empfinden die Stufe meines Tinnitus bestimmt und hab mich dadurch in den letzten Tagen direkt zu Stufe 4 katapultiert. Auch wenn ich das Gefühl habe, dass mein Tinnitus nicht wesentlich schlimmer geworden ist. Meine Gedanken schwirren unaufhörlich rum.


4. Im Buch von Dr. Eberhard Biesinger Tinnitus - Endlich Ruhe im Ohr hab ich gelesen, dass Kinderspielzeuge 90 Dezibel erreichen können und bei Dauerbeschallung gefährlich fürs Ohr ist. Das hat meine Hyperakusis aus dem Nichts wiederauferweckt. Wie lange Dauerbeschallung? Stunden? Wochen? Ich mein Straßenlärm hat 80 Dezibel. Kann ich mich nur eine begrenzte Zeit draußen aufhalten? In der Tinnitus Klinik hab ich gelernt, solange ich nicht neben einem Düsenjet stehe und mich nicht länger als 4 Stunden in einer Diskothek aufhalte, können mir Geräusche nichts anhaben. Dieser Hinweis hatte mir sehr geholfen. Die Hyperakusis trat kaum mehr auf und ich hab mich frei ohne Aufmerksamkeitsfokussierung bewegt. Auch wenn ich trotzdem Diskotheken meide, weil sie meinen Tinnitus weiterhin zu verschlechtern scheinen und mich erst zum Aufenthalt in die Tinnitus Klinik gezwungen haben.


5.  Ein anderer Artikel behauptet, dass Lärm einen Herzinfarkt verursachen kann oder ein Artikel, der behauptet, wenn man an einer Hauptverkehrsstraße wohnt, sich das Herzinfarktrisiko um 20 Prozent steigert. Das ist doch Blödsinn oder? Lärm ist nur ein Stressfaktor und zu viele Stressfaktoren ohne Ausgleich wie Entspannung können wenn man Pech  hat dazu führen. Die direkte Korrelation zwischen Lärm und Herzinfarkt ist reine Panikmache, aber wenn man tagelang nicht geschlafen hat, fängt man an nachzudenken:"Hat mir das vielleicht Angst gemacht und deswegen bekomme ich die Zuckungen und kann nicht einschlafen."


6. Baldrian hatte mir sehr geholfen einzuschlafen. Dann hatte einen Artikel gelesen, dass bei längerer Einnahme von Baldrian Schlafapnoe verursachen kann. Dann habe ich aufgehört es zu nehmen. Stimmt das? oder wollten da Zeitungen Schlagzeilen machen. Andererseits steht im Internet bei Schlafapnoe hilft es Baldrian zu nehmen. Was stimmt denn jetzt?


7. Reicht die BERA als Diagnostik für meine Hyperakusis?

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#2 26-06-2015 20:36:02

nibold
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Re: Tinnitus - Teufelskreis

Kurzer Kommentar wegen Zeitmangels:
Ach ja, die Tinnitus-Äkspärden. Liebes Relativfernsehen, lass dich von solchem Schwachsinn (den ich nur überflogen habe) nicht verrückt machen. Ich muss zugeben, solche „Experten“interviews lassen meinen Blutdruck leicht ansteigen.

„Bedeutet das, dass ich, weil ich ständig das Ohrgeräusch habe, zwangsweise Angstreaktionen bekomme?“
Nein, du hast keine Angstreaktion, weil du Tinnitus hast, sondern weil du ständig dran denkst, dass du den Ohrton hast.

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#3 27-06-2015 03:09:42

relativsehen
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Re: Tinnitus - Teufelskreis

Danke für die Antwort. Ich habe gerade noch eine weitere schlaflose Nacht. Wenn es so weitergeht, muss ich eine Schlaftablette einwerfen. Tu ich nur im Notfall. Vielleicht hilft mir das was du geschrieben hast jetzt einzuschlafen.

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#4 27-06-2015 05:34:49

relativsehen
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Re: Tinnitus - Teufelskreis

Anscheinend gibt mein Unterbewusstsein keine Ruhe. Kann weiterhin kein Auge zudrücken, obwohl ich mir beim Einschlafen keine Gedanken mache. Es ist einfach frustrierend.

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#5 27-06-2015 17:21:07

Thomas
Administrator
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Re: Tinnitus - Teufelskreis

Hallo relativsehen,

Willkommen im Forum.

Du solltest auch mal hier lesen http://www.neuro24.de/tinnitus.htm . Ist sicherlich kompetenter als diese Zeitungsartikel.

Thomas

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#6 30-06-2015 18:37:18

nibold
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Re: Tinnitus - Teufelskreis

Zu 1. und 2.: siehe Thomas Post, mein Kommentar oben.

Zu 3. Die Antwort hast Du selbst geliefert. Die Fachliteratur geht davon aus, dass der eigentliche Tinnituslevel eine Höhe von nur etwa 25 dB hat.

Zu 4.

dass Kinderspielzeuge 90 Dezibel erreichen können

Und sogar höher. Mit einigen (kostenlosen) Apps kann man abschätzen, wie hoch denn die tatsächliche Lärmbelastung ist.

Wie lange Dauerbeschallung? Stunden? Wochen?

Das ist abhängig von dem Level der Dauergeräusche. Eine Dauerbeschallung über 8 Stunden von über 85 dB(A) kann das Gehör schädigen und eventuell einen Tinnitus auslösen. Daher existieren Regeln (etwa TRLV) für den Bereich Lärm, in der Grenzwerte wie etwa der personenbezogene Tages-Lärmexpositionspegel  mit 85 dB(A) angegeben wird.
Konstruierten Fall:
Aufstehen:  waschen, frühstücken, Kinder wecken usw : im Schnitt 70 dB, über 2 h
Arbeiten im Büro: 60 dB, 9h
Zu Hause: 70 dB, 2h
Disco oder ähnlich: 90 dB, 4h
Schlafen: 50 dB, 7h
Mit diesen Werten ergibt sich ein äquivalenter Dauerschallpegel von etwa 82 dB, der Tages-Lärmexpositionspegel wird mit 87 dB überschritten und ist daher um 2 dB höher als der Grenzwert. Die 4 Stunden in der Disco ist dabei der Übertäter. Hätte man nur in dieser Zeit Ohrstöpsel mit einer Dämmung von ca. 20 dB getragen, würde sich dieser Wert auf ungefährliche 71 dB verringern.

Zu 5.

Die direkte Korrelation zwischen Lärm und Herzinfarkt ist reine Panikmache

Ich denke schon, dass da was dran ist. Wie Du schon schreibst ist Lärm ein Stressfaktor. Und Stress korrespondiert mit allen möglichen Erkrankungen. Wenn man Stressgeplagte (die diesen Stress auch zulassen) und eine Vergleichsgruppe eher ruhiger Vertreter durch ein Statistikprogramm jagt, werden sich statistisch signifikante Unterschiede in Bezug auf fast alle Krankheiten einstellen.

Zu 6.
Wenn dir Baldrian geholfen hat, nimm es weiter. Lass dich auch hier nicht verrückt machen. Die oberste Instanz bis DU.

Zu 7.

Reicht die BERA als Diagnostik für meine Hyperakusis?

Interessante Fragestellung. Brauchst Du das für juristische/versicherungstechnische Auseinandersetzungen?
Die BERA ist ein relativ ungenaues Instrument, um die Hörschwelle objektiv mittels EEG zu ermitteln sowie bei Defekten diese zu lokalisieren. Ich glaube nicht, dass man eine Hyperakusis damit nachweisen kann.

Beitrag geändert von nibold (30-06-2015 18:38:10)

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#7 15-07-2015 03:31:51

relativsehen
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Re: Tinnitus - Teufelskreis

Danke für die ausführliche Antwort. Könnten sich der eine oder andere HNO mal ein Beispiel dran nehmen. Ich hab versucht mich in den letzten Tagen so wenig wie möglich mit meinem Tinnitus zu beschäftigen - deswegen antworte ich erst jetzt.

Mir macht es einfach zu schaffen, dass mein Tinnitus auf meinem rechten Ohr so verrückt piept, wenn mein rechtes Ohr länger als 3 Minuten auf einem Kissen liegt. Ich glaube auch, dass ich sogar mein Tinnitus loswerden könnte, wenn ich etwas gegen diese Druckempfindlichkeit unternehmen könnte. Ich dachte wenn ich die Jahre über nur auf links schlafe, würde sich das Problem irgendwann erledigen - leider Fehlanzeige.

zu 4. ja das hatte mich verunsichert - ich finde die Werte sind zu konservativ - nach dem Motto lieber Vorsicht als Nachsicht - ich glaube 85 Dezibel als Grenze ist zu niedrig - ich glaube auch dass es in der Diskothek weit mehr als 90 Dezibel sind. Ich mein lieber vorsichtig sein ist die richtige Herangehensweise, aber ich will keine Angst vor Alltagsgeräuschen haben und Dezibel wie Kalorien zählen - wieviel Dezibel hatte ich heute?

Ich denke solange man laute Orte wie Diskotheken mit Gehörschutz aufsucht dann braucht man nicht weiter darauf zu achten. Durch ein Discobesuch hat sich mein Tinnitus auch verschlimmert. Seitdem kann ich auf meinem rechten Ohr nicht schlafen. Dabei war mein Tinnitus nach 1 1/2 Jahren quasi verschwunden und ich hatte ihn vergessen.

zu 5. Wir meinen denke ich das Gleiche. Ich denke eine Kombination von Stressfaktoren führt zu einem erhöhten gesundheitlichen Risiko. Stress muss man halt abbauen und versuchen dadurch das Risiko zu minimieren. Da würden Artikel wie "Lärm kann ein Stressfaktor sein wie Zeitdruck auf der Arbeit" hilfreicher sein als "Pass auf folgender Lärm könnte der fehlende Tropfen sein um dich ins Grab zu befördern."

zu 7. Ich dachte ich wurde daraufhin untersucht als ich meine Hyperakusis erwähnt habe, aber ich glaube bei den HNO´s prallt einiges ab. Wie wird es denn letztendlich diagnostiziert?

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#8 15-07-2015 17:38:54

IronMind
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Re: Tinnitus - Teufelskreis

relativsehen, ich kann ganz genau nachvollziehen wie es Dir geht. Ich habe hier im Forum einen Beitrag verfasst der jedem und auch Dir eine ganz neue Hoffnung geben kann.

Passend zu meinem Beitrag, darf ich Dich fragen ob Du die Zähne im allgemeinen zusammengebissen hast? Also über den Tag hinweg, bei allen möglichen Tätigkeiten, mal mehr mal weniger. Eine genaue Erklärung würde den Rahmen sprengen, aber das würde mich interessieren.

Beitrag geändert von IronMind (15-07-2015 17:41:38)

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#9 15-07-2015 18:57:10

relativsehen
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Re: Tinnitus - Teufelskreis

Ich habe deinen Beitrag im Forum gelesen, aber du schreibst nicht was die entscheidende Erkenntnis oder Lösung bei dir war, dass deinen Tinnitus so reduziert hat.

Ich glaube nicht dass ich die Zähne zusammenbeiße tagsüber, aber eine Veränderung meines Tinnitus erlebe ich schon, wenn ich auf meinem rechten Ohr liege und die Zähne zusammenbeiße. Ist mir vor 2 Wochen aufgefallen, weil ich mich seit langem wieder intensiv beschäftigt habe.

Ich war vor ca. 15 Monaten beim Kieferorthopäden. Rein zur Abklärung ob irgendwas beim Kiefer der Auslöser sein könnte - also ich hatte ihn auf nichts hingewiesen. Kam nichts dabei heraus.

Kannst mir ja gerne schreiben was bei dir der ausschlaggebende Punkt war - am Halswirbel, Kiefer kann es durchaus bei mir liegen. Ich tippe bei mir eigentlich mehr auf Halswirbel.

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#10 15-07-2015 18:59:32

nibold
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Beiträge: 173

Re: Tinnitus - Teufelskreis

Ich dachte ich wurde daraufhin untersucht als ich meine Hyperakusis erwähnt habe, aber ich glaube bei den HNO´s prallt einiges ab. Wie wird es denn letztendlich diagnostiziert?
Durch reduzierte Unbehaglichkeitsschwelle im Audiogramm oder häufig überaktive äußere Haarzellen, messbar durch OAE.

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