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Hallo Miteinander,
ich habe einen Tinnitus seit 2 Jahren. Bin 53 Jahre alt. Ich glaube, es war Erschöpfungsbedingt. Er ist langsam, im 2 Wochen Rythmus lauter geworden. In den letzten 10 Tagen nocheinmal jeden Tag und ich besuche gerade einen Spanischkurs und habe das Gefühl, die Stimme des Lehrers ist zu laut. Ich kann nicht mehr weiter machen. Ich kann nicht mehr schlafen, seit 3 Tagen. Vorher ging es, auch wenn er laut war. Jetzt kann ich ihn kaum kompensieren. Ich bin rastlos und gehe im Haus herum. Ich weiß nicht, was ich machen soll. Ärzte habe ich 5 versucht. Der letzte meinte wieder, es sei die Halswirbelsäule. Ich glaube ihm nicht wirklich und dennoch gehe ich wieder zum Ostheopathen. Ich mache alles. Geholfen hat mir in den 2 Jahren nichts. Und was ich hier lese, geht es vielen anderen auch so. Ich habe leider keine Versicherung für eine Psychosomatische Klinik und auch nicht das Geld, diese zu bezahlen.
Ich bin nach Spanien übersiedelt vor 2 Monaten und weiß im Moment nicht, wie ich hier oder anerswo mit diesem Geräusch leben soll. Autofahren ist eine Qual inzwischen.
Ich sollte in 2 Wochen in die Schweiz fliegen um an einem Projekt mitzuarbeiten. Ich fürchte, das Fliegen macht es noch schlimmer. Involviert ist auch eine Autofahrt nach Deutschland. Ich fürchte, ich kann das nicht machen. Ich fürchte, nicht mehr lebensfähig zu sein auf kurz oder lang. Ich kann mich nicht mehr konzentrieren. Ich kann in kein Lokal oder Kaffeehaus mehr gehen. Ich merke, wie ich mich zurückziehe. Und in meinem Beruf arbeite ich im Stillen mit Menschen (Einzelbegleitung oder Seminare) und denke, ich kann das nicht mehr weiter machen.
Danke für´s zuhören und ich freue mich von euch etwas zu lesen.
Ich habe im Moment richtig Angst.
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Hallo Zen
Hast du Adhoc mal versucht dir bei einem Arzt Psychopharmaka verschreiben zu lassen, um schnell innere Ruhe zu bekommen und Dich zu entkrampfen ?
Angst schürt noch mehr den Tinni in Dir, und Stress ebenso
Auch wird immer wieder empfohlen mal ein paar Tage lang Paracetamol zu nehmen, ein Versuch ist es wert.
Oder Abends vor dem Zubettgehen ein Glas Wein oder eine Flasche Bier (aber ohne Medis)
Hast Du evtl gerade eine Erkältung die sich festgesetzt hat, denn das macht den Tinni bei mir z.b. auch lauter
Für das Fliegen habe ich mir spezielle Druckausgleich Tubes bei Amazon bestellt, die mich geschützt haben
http://www.amazon.de/SANOHRA-fly-Erwach … kausgleich
Ansonsten musst du versuchen Dich irgendwie zu entspannen, um Dir den Druck zu nehmen versuch es mal mit der von mir beschriebenen Atemtechnik
http://forum.mytinnitus.de/de/viewtopic … 5979#p5979
Viel Glück und Kopf hoch,bisher haben es die meisten bewältigt mit der für sich richtigen Anwendung/Einstellung
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Hallo Zenmeister (tatsächlich?, dann wärst Du aber nicht in diesem Forum)
Deine Schilderung kommt mir unheimlich bekannt vor. Ich denke, dass Deine Probleme nicht nur durch den Tinnitus verursacht werden, sondern mehr allgemeiner Natur sind, also durch den Umzug, entgegen Deiner Erwartungshaltung durch negative Entwicklungen dort und vermutlich durch andere negativen Faktoren. Was Du dir immer in solchen Situationen vor Augen halten solltest: Du kannst das alles, wenn, ja wenn Du es nur willst:
Ich fürchte, das Fliegen macht es noch schlimmer.
Nein!
Involviert ist auch eine Autofahrt nach Deutschland. Ich fürchte, ich kann das nicht machen.
Du kannst!
Ich kann in kein Lokal oder Kaffeehaus mehr gehen.
Aber sicher kannst Du das. Gerade das bringt dich auf andere Gedanken!
Und in meinem Beruf arbeite ich im Stillen mit Menschen (Einzelbegleitung oder Seminare) und denke, ich kann das nicht mehr weiter machen.
Wenn du im Stillen mit Menschen arbeitest (?), sei froh, dass der Tinnitus Deine Arbeit nicht unmöglich macht. Bei Lehrern/Musikern und dergleichen kann dieses Leiden dazu führen, dass man den Beruf dauerhaft nicht mehr ausführen kann!
Ich habe im Moment richtig Angst.
Das ist das eigentliche Grundübel, da musst Du raus. Wovor sollst Du auch Angst haben? Das Dein Zustand so bleibt wie er ist? Ganz sicher nicht, das ändert sich mit der Zeit. Entweder vorzugsweise aus eigener Kraft, was aber eine Menge Disziplin und Überwindung kostet, oder mit Hilfe eines vertrauenswürdigen Therapeuten, möglichst ohne Psychopharmaka – nur, wenn es unbedingt notwendig ist.
Wie Sternenflotte schon sagte, mit der für Dich richtigen Einstellung klappt schon alles, Kopf hoch!
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Danke Sternenflotte, Ermunterung tut gut von Experten.
ich habe einmal Psychopharmaka genommen. Eine viertel Tablette Mirzabene. Ich war ausgknocked nach 20 min am Abend und am nächsten Tag fühlte es sich an wie betrunken gewesen zu sein. Machte mich richtig depressiv. Und ich werde es diesmal probieren. Was du sagst, macht Sinn für mich.
Paracetamol hatte ich schon mal genommen für einige Tage. Hat nichts gemacht bei mir und ich versuchs wieder.
Erkältung habe ich keine.
Danke Nibold: Danke für deine Worte. Eine Freundin hatte, nachdem sie mir eine Weile zugehört hatte beim Schildern meiner Situation und Empfindungen, dass ich endlich den inneren Zenmeister zum Leben erwecken soll. Deshalb der Name. ich hatte die Stille immer sehr geliebt und umso hart empfinde ich es, diese nicht mehr in dem Maße zu erleben.
Und ich habe ein paar Anmerkungen, zu dem was du schreibst:
Beim Fliegen habe ich das Gefühl, dass die Lüftungsgeräusche und die Anstrengung, die der Körper erlebt, den TT hinauf bringt. Das ist ein Fragezeichen für mich. Kann das sein? Und der Arzt hat mir auch gesagt, das Fliegen dem TT nichts tut. Ich bin viel geflogen die letzen Jahre und ich hatte das Ansteigen des TT immer damit verknüpft.
Autofahren versuche ich gerade mit Bauarbeiter Gehörschutz und Ohropax. Und da habe ich eine Frage an euch: Bringt die Hyperacusis, also die Empfindlichkeit meines Ohres, den TT nach oben? Kann das Geräusch des Autofahrens im Auto den TT hinauftreiben aus eurer Erfahrung? Oder verstärke ich mir den TT, wenn ich durch den Lärmschutz nur noch den TT höre? Da ist eine Verunsicherung bei mir darüber.
Im Kaffehaus oder Restaurant ist es oft sehr laut, ich hatte bisher immer das Gefühl, dass es dann lauter wird im Ohr/Kopf. Also habe ich begonnen, mit Ohropax ins Lokal zu gehen.
Das mit dem Arbeiten in Stille: im Moment sind es eher meine Angst, die mir nicht erlaubt, irgendwelche Pläne zu machen oder Termine zu machen. Ich denke, ich kann das vielleicht nicht einhalten. Du hast recht. Wenn jemand Musiker ist und empfindlich ist an den Ohren, dann ist es schwer oder unmöglich.....
EINE ANDERE FRAGE: macht es Sinn, mit dem TT zu meditieren. In das zentrum des geräusches zu lauschen. ich habe das Gefühl, dass die Angst mich in die Ablenkung treibt. Wer hat von euch Erfahrung mit TT und Meditation. Meine Sorge dabei ist, dass ich mir das noch verschlimmere, da das gehirn ja angeblich lernt und das Geräusch dann sich noch mehr ausbreitet.
Mit Therapeuten, meinst du da Psychotherapeuten oder die Retraining Psychologen? Was für eine Erfahrung habt ihr mit Retraining?
Ich bin dankbar für den Austausch und die Ermunterung. Es ist schön, dass es euch hier gibt.
Beitrag geändert von Zenmeister (24-06-2015 13:05:27)
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Hallo Zenmeister,
Zu deiner Frage betreffend Meditation:
Ich meditiere regelmäßig mit Tinnitus, und habe eigentlich ganz gute Erfahrungen damit gemacht. Wobei ich es schwierig finde, gerade wenn mein TT sehr laut ist, mich aus dem Stehgreif hinzusetzten und loszulegen. Dann macht mich der TT verrückt und das Gegenteil von Entspannung tritt ein. Also mache ich immer erst vorbereitende KörperÜbungen um runterzukommen. Mit abklopfen, schütteln, ausatmen in die Zehen und den Energiefluss nach unten lenken. Irgendwann setzte ich mich dann hin und mache Vorstellungsübungen, wie z.b. Wurzeln aus den Füßen nach unten wachsen lassen, in Gedanken den Körper von innen fühlen ( Body Scan Übung), bis ich irgendwann ganz ruhig sitze und mich nur noch auf meinen Atem konzentriere. Dann gelingt es mir auch meinem TT einfach nur wahrzunehmen, ohne dass er mich nervt. An guten Tagen, wenn ich Glück habe wird er sogar ein bisschen leiser/ weniger hektisch.
Auf diese Weise habe ich mir Meditation mit Tinnitus erarbeitet. Also nicht sofort mit Karacho eine Vollbremsung hinlegen, sondern langsam ranarbeiten.
Ich mache oft Übungen aus dem Buch Tinnitus Atemtherapie von Maria Holl. Kann ich dir nur empfehlen.
Alles Gute für dich. Du kommst hier wieder raus, auch wenn du dir das im Moment noch nicht vorstellen kannst.
Marie
Beitrag geändert von Marie (24-06-2015 16:02:37)
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Hallo Zenmeister,
hast Du es schon mit Geräuschen/Musik versucht Deinen TT etwas runterzufahren.
Meeresrauschen, Meditationsmusik.
Zu beachten ist hierbei, dass die Musik nicht lauter als der TT ist.
Hallo Sternenflotte,
wie viel Dezibel reduzieren Deine Ohrstöpsel?
Gruss Hoffnung
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Hoffnung schrieb:
Hallo Zenmeister,
hast Du es schon mit Geräuschen/Musik versucht Deinen TT etwas runterzufahren.
Meeresrauschen, Meditationsmusik.
Zu beachten ist hierbei, dass die Musik nicht lauter als der TT ist.
Hallo Sternenflotte,
wie viel Dezibel reduzieren Deine Ohrstöpsel?
Gruss Hoffnung
Hallo Hoffnung,
nein die reduzieren nicht wirklich den Schall(nur gering), sie sorgen eher für den Druckausgleich im Ohr,sind eben spezielle fürs fliegen
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Morgen Zenmaster (habe mal einen kennengelernt, eine beeindruckende Persönlichkeit)
Fliegen und Autofahren: ich teile diese Ansicht zwar nicht, aber als Ursache für eine Hyperakusis wird häufig eine Angststörung vermutet. Ebenso wird ein Zusammenhang zwischen Hyperakusis und erhöhtem Tinnitus in der Psyche verortet, also auch auf die Angst zurückgeführt.
Dein übertriebener Hörschutz ist zwar verständlich (ich habe in diesen Zeiten bei erhöhtem Lärmpegel einen ähnlichen Aufwand betrieben), aber ist kontraproduktiv. Man sollte auf keinem Fall eine vollständige Stille anstreben, sondern moderate Lärmquellen zulassen. Als gutes Hörschutzmittel eignen sich sowohl im Auto als auch Flugzeug aktive Kopfhörer mit Noise Cancelling (etwa von Bose), leider sind die Dinger recht teuer und liegen meist deutlich über 250 €.
Therapeuten: Jeder, den Du respektierst und der dich so akzeptiert, wie Du bist. Kann ein Psychiater, Neurologe, Tellerwäscher oder selbst ein Theologe sein.
TRT scheint z.Zt. eine geeignete Methode in Richtung Habituation zu sein, dauert aber sehr lange.
Nimm die Sache nicht so ernst, entspann dich. Lebe so, wie Du es willst, und scheiß auf deinen Ohrton!
Beitrag geändert von nibold (25-06-2015 08:43:30)
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Danke euch allen.
Ich hatte gestern eine Ostheopathie Sitzung. Die hatte kräftig gearbeitet an meinem Hals. Das hat gewirkt und der TT war über Nacht ruhiger. Weniger aggressiv. Meine tiefe Verzweiflung ist einer Zuversicht gewichen. Danke!
Mit der Ostheopathie geh ich jetzt weiter und ich habe mir auch die Ohrstöpsel mit den Filtern besorgt. Für´s Fliegen und für Party. Die wirken gut. Ich habe das Gefühl, die lassen die menschliche Stimme gut durch und das andere wird gut gedämpft. Funktioniert beim Autofahren auch gut.
@ Marie: Danke für deinen Beitrag. Bodyscan etc. habe ich immer wieder mal gemacht und ich beginne damit für mich wieder intensiver. Und gut zu wissen, dass du damit meditierst und es funktioniert. Die Ärzte und Psycholegen hatten mir sowas gesagt wie: Die Stille ist dein Feind. Oder Meide die Stille. Ich hatte das ernst genommen und mich vor dem Stillsein zu fürchten begonnen.
@Hoffnung: Ich habe Apps für Meeresrauschen und Musik. Das habe ich die ganze Nacht an. Das beruhigt etwas. Ich habe auch das Tinnitus Pro heruntergeladen und versuch damit. Wirklich gut tut mir die Musik über den Kopfhörer bis jetzt nicht. Interessant ist für mich das Ebook von Dr. Uso Walter, welches ich hier im Forum gefunden hatte. Das hat mir auch geholfen zu verstehen. Es hat mich beruhigt. Ich habe jetzt wieder Lust bekommen zu experiementieren:-)
@Nibold: Ja, ich hatte so meine Phasen mit F... the Tinnitus. :-) Es hat mir nicht so geholfen als Einstellung. Aber ich geb dir recht. Nimm die Sache nicht so ernst, sagst du. Danke dafür.
TRT interessiert mich. Ich habe nur nirgendwo im Netzt konkrete Anleitungen dazu gefunden. Ich dachte, bevor ich 2 Jahre einen Psychologen beschäftige, kann ich das ja für mich selber Anwenden. Hat von euch jemand TRT gemacht und kann was dazu sagen?
Ja, ich glaube auch, dass ich alles machen kann. Ich glaube es wieder! Muchas Gracias Amigos :-) Im Moment ist der innere Zenmeister aufgewacht:-)
Die Wirklichkeit ist immer freundlicher als die Geschichte, die wir darüber erzählen. Byron Katie
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Hallo Zenmeister,
versuche einmal die Musik nicht über Kopfhörer, sondern über Lautsprecher zu hören.
Wirkt bei mir besser.
Anmerkung zu Ohrstöpsel:
Bin momentan soweit, dass ich nur noch im linken Ohr einen trage. Rechts muss es auch ohne gehen.
Habe dadurch manchmal auch kleinere Rückschläge z. B. nach Chorproben und Autofahren.
Temporäre Verschlechterungen hatte ich aber auch wenn beide Ohren verschlossen waren.
Nur bei starker Geräuschkulisse schütze ich beide Ohren.
Gruss Hoffnung
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