#1 03-03-2015 11:08:59

Ohrdoch
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Starker Tinnitus aus heiterem Himmel seit 2 Wochen

Hallo smile
Ich bin 26 und zur Zeit Informatikstudent im vierten Semester, werde das kommende Semester aber sehr wahrscheinlich Aussetzen. Vor dem Studium habe ich schon 2 Fachbezogene Ausbildungen und ein wenig Berufserfahrung hinter mich gebracht.
Bei mir fing es vor genau 2 Wochen am Morgen, zumindest habe ich es zu dem Zeitpunkt bemerkt, im rechten Ohr an in einer recht hohen Frequenz "wackelnd", recht leise zu pfeifen.
Stress hatte ich zu diesem Zeitpunkt eigentlich keinen mehr. Die Klausuren, für die ich mich wirklich intensiv vorbereiten musste und Projektarbeiten waren zu dem Zeitpunkt seit einer Woche abgeschlossen und ich konnte eigentlich gerade aufatmen.
Ich dachte zuerst an meinen Monitor, da dieser hin und wieder ein (fast genau solches) Geräusch im abgeschalteten Zustand absonderte und zog den Stecker. Leider änderte das an dem Geräusch absolut nichts. Als es mich dann auch ins Bad verfolgte, musste ich erst einmal tief durchatmen und habe dann den Entschluss gefasst, erst einmal ein paar Stunden zu schlafen und dann am Nachmittag, falls das Geräusch noch bestehen sollte, einen HNO aufzusuchen. Das Geräusch blieb, zusätzlich hatte ich das Gefühl von starkem Druck auf dem Ohr und so machte ich mich also auf den Weg.
Der HNO schaute mir in die Ohren, konnte dort nichts feststellen und schickte mich in den Nebenraum zum Hörtest. Anschließend sagte er mir "Sie haben ein sehr gutes Gehör und keinen Hörsturz. Sie sollten sich erst einmal 3 Tage ausschlafen" und schickte mich so nach Hause. Dort wurde das Geräusch leider schlimmer, zwischendurch zu einem lauten Dauerton, weshalb ich den HNO nach 3 Tagen erneut aufsuchte.
Nach einem erneuten unauffälligen Hörtest verschrieb dieser mir über 5 Tage Prednisolon (60mg,50mg,40mg,30mg,20mg).
Am dritten Tag stellte sich leider ein noch wesentlich höherer Ton auf dem linken Ohr ein, weshalb ich mich am selben Tag noch einmal an den HNO wandte. Dieser sagte mir, das Druckgefühl auf den Ohren, sowie das Knacken seien nur Nebenwirkungen des Prednisolons und das Ohr sei in Ordnung.
Zwischenzeitlich wurde das Geräusch im rechten Ohr etwas leiser, am letzten Tag der Prednisoloneinnahme konnte ich sogar wieder leise einen Film schauen, ohne das Geräusch zu hören.
Am nächsten Tag wurde das Geräusch jedoch lauter als zu Anfang und das andere Ohr fing an, in einer unsagbar hohen Frequenz, ähnlich der eines alten Fernsehers, zu pfeifen. Gleichzeitig fing das rechte Ohr an, beim Atmen auf- und zu zu fallen und ich hatte Kopfschmerzen und eine art "kaltes Brennen" im Ohr. Zum Glück hatte ich am selben Tag den Kontrolltermin beim HNO, der auf der rechten Seite eine "klaffende Tube, wohl duch einen eingefangenen Infekt während der Kortisonbehandlung" feststellte und erneut einen Hörtest machte, der unauffällig verlief.
Danach wollte er die Frequenz meiner Ohrgeräusche ermitteln und gab mir verschiedene Frequenzen auf einem Kopfhörer vor, die allerdings viel zu niedrig waren. Als ich ihm dies mitteilte, erhöhte er die Frequenz stark, bis ich beim ungefähren Erreichen meiner Tinnitusfrequenz "Stop" sagte.
Die Aussage dazu war "Das können Sie gar nicht mehr hören, das ist weit über der Skala!" - Dazu muss ich allerdings sagen, dass ich schon immer sehr hohe Frequenzen gehört habe. Jedes pfeifende Netzteil, Marderschreck, Kurz vor dem Ausfall stehende Glühlampen usw. - Auch der höchste Ton des Hörtests ist immer ein ganzes Stück unter dem, was ich bisher hören konnte.
Gegen den Infekt bekam ich ein Antibiotikum und wurde mit der Aussage entlassen, das Geräusch käme aus meinem Kopf und ich solle mir eher Hilfe in Richtung Psychotherapie suchen.
Am selben Abend wurden die Geräusche leider beim Einschlafversuch (Jede Nacht ist seither ein Kampf mit lauten Pfeiftönen und 2-Stunden-Schlafphasen) so laut, dass ich nicht mehr weiter wusste und meine Eltern mitten in der Nacht anrief, die mir mir ins Krankenhaus fuhren, dort konnte aber leider auch nichts getan werden.

Da ich zwischenzeitlich schon daran dachte, das ganze einfach mittels eines Strickes zu beenden (und wahrscheinlich auch getan hätte, wenn ich keinen Halt durch meine Freundin hätte), wohne ich seitdem bei meinen Eltern und habe vor ein paar Tagen meinen ehemaligen Hausarzt und Osteopathen aufgesucht, der allerdings an der HWS nichts feststellen konnte und mir eine Überweisung ans MRT ausstellte, zum Ausschluss eines Akustikneurinoms.

Sämtliche Stressfaktoren habe ich so gut es geht eliminiert (Von den Klausuren in 2 Wochen krankheitsbedingt abgemeldet (Obwohl das eigentlich die "Die schreibe ich mit Links"-Klausuren wären.), zu erledigende Angelegenheiten erledigt) aber die Geräusche werden immer schlimmer. Mittlerweile "klirrt" alles in Meinen Ohren. Ich kann kein Fernsehen mehr schauen, Vogelgezwitscher mehr hören, Musik ertragen usw. - Es klingt, als würde jeder etwas höhere Ton auf meinem Tinnitus wie Kreide auf einer Tafel herumquietschen. Es gibt absolut kein Geräusch, das den hohen Ton auf dem linken Ohr überdeckt. Jedes Musikstück, das mir einfällt, spielt sich auf wesentlich tieferen Frequenzen ab.
Zum Einschlafen habe ich festgestellt, dass absolute Stille die Geräusche mindert.
Sobald ich versuche, ein Hörspiel, Musik oder ähnliches zum Einschlafen zu verwenden, werden die Pfeiftöne lauter und es quietscht wieder darauf herum.
Manchmal brauche ich eine Zeit um zu realisieren, dass Andere die Geräusche ja gar nicht hören...

Was mich am meisten fertig macht ist einerseits der unterbrochene Schlaf und andererseits die Tatsache, das meine bisher größte Leidenschaft die Produktion von Musik war, was ich auch gerne zur Entspannung genutzt habe und jetzt leider gar nicht mehr ausüben kann, weil das resultierende gequietsche im Ohr schmerzt - Die Vorstellung, eventuell nie wieder Musik machen oder auch nur hören zu können ist absolut grausam.
Gestern Nacht war das gekreische so laut, dass ich nur noch dachte "Das ist jetzt das letzte, was du jemals hören wirst, gleich bist du Taub!".

Morgen werde habe ich den Termin im MRT, der recht kurzfristig organisiert werden konnte. Aber wie es wirklich weiter gehen soll weiß ich bisher nicht. Auch kann und will ich weder meine Eltern noch meine Freundin weiter damit belasten; die haben ihre eigenen Sorgen und können den Lärm ja auch nicht ausschalten.
Wer das jetzt wirklich alles gelesen hat, bei dem bedanke ich mich recht herzlich. Ich musste mir die ganze Geschichte irgendwie von der Seele schreiben. Wer dann eventuell noch einen guten Ratschlag hat: Gerne her damit smile

Liebe Grüße
Ohrdoch

Beitrag geändert von Ohrdoch (03-03-2015 11:14:32)

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#2 03-03-2015 13:44:03

Sternenflotte
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Beiträge: 403

Re: Starker Tinnitus aus heiterem Himmel seit 2 Wochen

Hallo und willkommen.

Das mit dem schwankenden Ton/en ist fast normal bei Tinnitus in der Anfangsphase.
Ich hatte am Anfang des Nachts im Schlaf solch ein kreischen auf den Ohren, das ich davon hochgeschreckt bin,weil ich dachte ein Düsenjäger startet neben mir.Dieser Ton hatte sich dann aber nach min 2 Std wieder runtergeregelt.und wurde von Monat zu Monat weniger, und der Ton ist bei mir jetzt stabil, zwar laut aber stabil .

Die Empfindlichkeit haben auch fast alle am Anfang, ist eine Hyperakusis, die aber auch wieder nach Wochen/Monaten weniger oder gar verschwindet.

Hast Du mal Rosarauschen versucht , nicht als Maskierer sondern nur zum ablenken deines Tones.Denn eines darfst Du nicht machen, und zwar deinen Ton mit lauteren Tönen übertönen.

Versuch mal ein paar Tage Paracetamol oder Aspirin und alkoholfreies Bier zu nehmen.

Das ist das erste was du tun solltest

Beitrag geändert von Sternenflotte (03-03-2015 13:44:35)


--- Tinni seit Okt 2010 ---

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#3 03-03-2015 22:37:21

Thomas
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Beiträge: 1648
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Re: Starker Tinnitus aus heiterem Himmel seit 2 Wochen

Hallo Ohrdoch,

Willkommen im Forum auch von mir.

Wie Sternenflotte schon sagte, der Tinnitus ist in der Anfangsphase bei vielen Leuten sehr variabel, und es dauert seine Zeit (Wochen oder gar Monate) bis sich dies mehr stabilisiert. Vermeide im Moment auf jeden Fall nervenstimulierende Substanzen wie Koffein und Alkohol. Und wenn Du den Eindruck hast, das verschriebene Medikament macht es schlimmer, dann setze es ab (was Ärzte verschreiben, nützt hier nur in den seltensten Fällen was). Nehme mal für ein paar Tage einige Schmerztabletten (Paracetamol oder Aspirin). Dies könnte schon helfen, den Tinnitus etwas zu dämpfen.

Das wichtigste ist, dass Du nicht in Panik gerätst. Der Tinnitus mag nerven, ist aber im Grunde harmlos. Es dauert lediglich seine Zeit, bis man diese neue Erfahrung verarbeitet hat und die Sache in den Griff bekommt.

Zur weiteren Hintergrundinformation lies auch mal http://www.neuro24.de/tinnitus.htm

Thomas

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