#1 27-02-2015 12:05:37

Penny87
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Chronischer Tinnitus wird immer schlechter

Hallo ihr,

ich bin neu hier und habe mich hier angemeldet, weil mein seit Jahren chronischer Tinnitus immer schlimmer wird. Eigentlich versuche ich, Foren zum Thema zu meiden, weil mir jegliche Beschäftigung damit nicht gut tut und große Ängste auslöst, aber da meine Aufmerksamekit zurzeit sowieso ständig auf den Tönen liegt, ist das jetzt wohl eh schon egal und ich hoffe, von euch anderen Betoffenen vielleicht Tipps und/oder einfach etwas Beruhigung bekommen zu können. Es ist leider recht viel Text, aber ich glaube, dass die Gesamtstory schon wichtig ist, um irgendwas dazu sagen zu können... also, wenn sich jemand die Zeit nimmt, das zu lesen, bin ich wirklich dankbar. :-)

Zum Hintergrund: mein Tinnitus begann vor 6 einhalb Jahren nach einigen emotional sehr aufreibenden Monaten im Ausland. Als der Stress vorbei war und ich wieder zuhause, waren die Töne da, die von meinem HNO-Arzt nicht mit Infusionen oder so behandelt wurden, weil kein Hörsturz oder ähnliches festgestellt wurde. Es wurde allerdings festgestellt, dass ich Zähne knirsche. Ich habe eine Schiene bekommen und etwas Krankengymnastik. Außerdem sollte ich nicht auf die Töne achten. Das ist mir nicht gelungen, im Gegenteil (bin generell sehr hypochondrisch veranalgt und achte eh viel zu sehr auf meinen Körper und eventuelle Krankheiten), ergo sind die Töne geblieben. Allerdings waren sie damals recht leise. Ich habe sie im Alltag kaum gehört, was mich beruhigt hat, und habe ganz gut damit gelebt. Mein Leben habe ich allerdings nicht geändert, was STress angeht - keine Entspannungstechnik gelernt oder sonstiges, stattdessen habe ich latent begonnen, Ruhe und Inaktivität zu meiden aus Angst vor der STille und den Tönen. Im Nachhinein glaube ich, dass ich immer unentspannter wurde, auch wenn ich das Gefühl hatte, ganz gut mit den Tönen (auf beiden Ohren unterschiedliche, aber damals eben leise) leben zu können. Gleichzeitig habe ich eine Verhaltenstherapie begonnen; der Tinnitus wurde dort aber nur wenig besprochen. Da mir das Thema immer Angst gemacht hat, habe ich selbst auch nicht darauf bestanden, immer wieder auf den Umgang mit den Tönen zurück zu kommen.

Ich habe mir dann immer mehr STress aufgehalst. Ich war immer schon sehr ehrgeizig, habe dann ein Doppelstudium begonnen, was ich im Nachhinein völlig verrückt finde, aber damals unbedingt wollte. Nach 6 Monaten Doppelstudium mit unverminderten Ehrgeiz war ich total überfordert und mit den Nerven am Ende. Die Töne wurden lauter und als ich auch noch mit Kopfhörern etwas für's Studium tranksribieren musste und den Tönen ständig ausgesetzt war, ist meine Aufmerksamkeit extrem dahin gelenkt worden. Das ist jetzt 3 Jahre her, ich hatte die totale Krise - völlige Verzweiflung, die Töne wurden immer verrückter, ich konnte 2 Wochen lang praktisch nicht mehr schlafen, bin bei meiner HNO-Ärztin in Tränen ausgebrochen und habe eine Weile leichte Antidepressiva bekommen.

Diese schlimme Phase ging dann gott sei dank vorbei (die Töne blieben recht laut aber hab mein Leben wieder einigermaßen hingekriegt) und ich habe eine psychosomatische Reha beantragt, die ich ein paar Monate später auch bekommen hab. Insgesamt hat die Reha mir gut getan - ich habe hier Autogenes Training gelernt und bin zum ersten Mal in krasse Tiefenentspannungszustände gekommen. Meine gesamte Muskulatur, besonders der Kiefer, war nach 2 Wochen da plötzlich perfekt entspannt, ich habe nicht mehr Zähne geknirscht und habe so gut geschlafen wie seit Jahren nicht (9 Stunden am Stück durch, nach wenigen Minuten im Bett sofort tief eingeschlafen etc). Einige von den in der Krise dazugekommenen, unangenehemn Tönen sind leiser geworden/verschwunden, sodass zwar immernoch viele Töne nervig waren (mehr als vor der Krise), aber insgesamt war es wieder besser geworden und ich habe die Angst davor zu einem Teil verloren. Zum Tinnitus selbst gab es aber außer 2 Fortbildungsveranstaltungen nichts, weil ich nicht in die "Tinnitusgruppen" gekommen bin (die waren total überbucht in der Klinik und deshalb hat es mir nicht so viel gebrahct, wie erhofft). Natürlich ging es auch viel darum, sein Leben zu ändern, sich mit sich selbst auseinander zu setzen etc.

Nach der Reha habe ich versucht, das neu Gelernte umzusetzen im Alltag. Es ist mir nur teilweise gelungen. das Autogene Training mache ich immer wieder - nicht so oft wie nötig, aber immerhin so 1, 2 Mal die Woche - , Sport habe ich fest integriert, einige ungesunde Verhaltensweisen sind mir klarer geworden etc. Aber der entspannende Effekt der Reha war im Alltag schnell dahin. Einige Monate später habe ich meine erste richtige Stelle bekommen, neben meinem Zweitstudium, und der STress ging von vorne los. Ich weiß heute, dass ich diese STelle nicht hätte annehmen sollen, aber ich konnte damals einfach nicht Nein sagen, konnte die Chance nicht ausschlagen. Ich habe mich die letzten 2 Jahren völlig überarbeitet, vor allem aber habe ich mich selbst ständig gestresst mit meinen perfektionistischen Anforderungen auch an meine zweite Masterarbeit, an meine Zukunft (Promotion und Unikarriere?)... Ich habe eine zweite Therapie gemacht, in der jetzt viele, wichtig eThemen angesprochen werden, und ich habe das Gefühl, dass sich endlich persönlichkeitstechnisch ein bisschen was bewegt. Aber es geht so langsam, und in der Zwischenzeit geht es mir zunehmend schlechter.

Vor 2 Wochen endetete (geplant) meine Stelle, vor 8 Wochen habe ich meine Masterarbeit abgegeben. Ich habe jetzt Leerlauf und wollte die nächsten Monate ruhiger angehen, um zu entscheiden, was ich in Zukunft beruflich machen will, ob und wo ich promovieren will. Seit ich langsam zur Ruhe komme, haben die Töne krass aufgedreht. Die waren die letzten Monate schon lauter - und ich habe es ignoriert. Jetzt mache ich mir Vorwürfe, dass die Masterarbeit und eine tolle Note mir wichtiger waren als meine Gesundheit und ich mich bis über meine Grenzen hinweg ausgepowert habe. DAss ich jetzt auch noch eine enttäuschende Note dafür erhalten habe, hat die Töne NOCH schlimmer gemacht. Ständig höre ich mehrere, pfeifende Töne, besonders auch im Kopf selbst, was mich wahnsinnig macht und sich im Alltag praktisch gar nicht mehr übertönen lässt. Meine HNO-Ärztin sagt, es sei Stress und hat mir Lavendeltabletten mitgegeben. Ein Hörtest hat gezeigt, dass ich weiterhin supergut, also überdurchschnittlich gut höre und mit den Ohren alles in Ordnung ist. Meine Muskeln sind allerdings wieder krass angespannt, meine Masseurin konnte mich gestern kaum massieren weil sie meinte, alles sei so voller Spannung und Druck, dass das jetzt fast nichts bringen würde, und ich müsste einen Weg finden, diesen Druck loszuwerden.

Ich weiß aber nicht, wie ich das tun soll. Seit 2 Wochen kann ich nur noch auf die Töne achten, google 100 Sachen zu Tinnitus und immer weiter steigt die Panik, dass ich mir jetzt durch mein Verhalten endgültig einen völlig unkompensierbaren Tinnitus geholt habe, dass mir niemand helfen kann, dass ich so nicht leben kann. Vor allem macht mir Angst, dass es immer wieder schlimmer wird statt besser. Die meisten kommen doch nach einiger Zeit gut gamit zurecht - aber bei mir wird es seit Jahren immer quälender und ich habe zunehmend Angst, dass es jetzt schon zu spät ist, die Töne überhaupt noch zu kompensieren.

Ich überlege wieder, Behanldungen zu machen - Osteopathie, Akkupunktur, oder sogar eine selbstbezahlte ambulante Kur. Gleichzeitig weiß ich, dass bei meiner derzeitigen Grundhaltung voller Panik und Grübelei sowieso nichts helfen wird. Diese Erkenntnis hilft mir allerdings auch nicht, sondern macht mich nur noch panischer. Ich fühle mich total gefangen sowohl von den Tönen als auch von meinen zwanghaften Gedanken, die sich immerzu darum drehen, sodass ich mich kaum noch auf was anderes konzentrieren kann, und Ablenkung hab ich durch den Leerlauf gerade halt auch nicht wirklich viel (in 2 Wochen beginne ich ein Praktikum, aber bis dahin muss ich durchhalten). Ich mach mir halt immer Meeresrauschen an etc., aber den hohen Ton kann ich trotzdem hören und hab mein Gehirn jetzt wahrschenlich auch schon total darauf trainiert, ihn überall herausfiltern zu können. Zu wissen, dass ich nciht drauf achten SOLL, löst noch mehr Stress, Schuldgefühle, Angst etc. aus, wenn ich ihn höre. :-(

Habt iht irgendwelche Tipps, wie ich aus diesem inneren Teufelskreis heraus komme? Irgendwelche Erfahrungen oder Gedanken, die Hoffnung machen können? Ich habe zunehmend auch das Gefühl, dass ich einfach nur funktionieren soll - dass die Therapien zur Bewältigung nur das Ziel haben, mich einigermaßen arbeitsfähig zu halten und dass ich nicht zum Sozialfall werde. Aber dass ich mein Leben wirklich noch mal wieder genießen können werde, das kann ich mir seit Jahren zunehmend weniger vorstellen, und das macht mich am meisten fertig. Bin ziemlich verzweifelt im Moment. Habe auch den Eindruck, dass man mit bestimmten Persönlichkeitsstrukturen keine Chance hat, Tinnitus zu bewältigen. Ich bin inzwischen von meiner Therapeutin mit einer generalisierten Angststörung diagonistiziert, die halt mit leichter Hypchondrie, ständigem Grübeln, Panikattacken und das alles mit "starker somatischer Beteiligung" insbesondere des Kiefer- und Kopfbereichs einhergeht. Das in Kombination mit Tinnitus scheint mir einfach zunehmend unbewältigbar und ich weiß nicht, was ich machen soll. :-(

Also, wenn ihr irgendetwas Aufmunterndes, Hilfreiches wisst, dann wäre ich sehr, sehr dankbar...!

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#2 27-02-2015 12:29:43

Sternenflotte
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Re: Chronischer Tinnitus wird immer schlechter

Hallo
Ja Du machst Dir selber den Ton noch schlimmer, wenn ich das so lese.
Du setzt Dich unter psychischem Stress, horchst permanent in Dich hinein ,und dadurch wird es eben nicht besser sondern schlimmer.

All das habe ich mehr oder minder auch hinter mir.

Ich habe mein Leben ein wenig umgekrempelt, habe mich von meiner Partnerin getrennt, was mir gleich einen positiven Schub brachte.
Habe auch alles ausprobiert mit dem Ergebniss, das es mich noch mehr gestresst hatte, weil ich unter Erfolgszwang war.
Habe alles abgebrochen, und mir gesagt es muss eben auch so irgendwie gehen.
Ich habe dann nur noch das gemacht was mir innerlich Ruhe brachte, die da wären:
Sport,Freizeitaktivitäten mit Freunden oder auch banales Sonnenstudio mit Wärme und Rauschen.

Mein Tini ist nach 4 Jahren immer noch so present und laut wie am ersten Tag, aber es macht mir nichts mehr aus, weil ich es einfach akzeptiere.

Das einzigste was zurückblieb sind die Schlafstörungen und leichte Reizbarkeit.

Daher rate ich Dir

1. Stress auf Null bringen (Arbeit/Privat)
2.Geniesse das Leben, denn es gibt Menschen denen geht es noch 100x schlimmer
3.Mach mal Pause mach mal Urlaub
4.suche neue Hobbys und auch Freunde
5.Entspanne so oft es geht (Waldspaziergänge,schwimmen,Sonnenstudio,spannende Hörspiele etc)


--- Tinni seit Okt 2010 ---

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#3 27-02-2015 15:53:56

Leidensgenossin26
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Beiträge: 11

Re: Chronischer Tinnitus wird immer schlechter

Hi Penny,

ich kann dich so gut verstehen. Mir geht es ähnlich wie dir. Ich kann auch an nichts anderes denken und leide sehr... habe auch keine ablenkung bzw. ist es so schwer sich abzulenken. ich habe auch eine Generalisierte Angststörung und bin zurzeit ohne Therapie. Meine Gedanken kreisen um die Geräusche und ich habe einfach immer Angst das es sich verschlimmert. Ich bin auch sehr verzweifelt. Ich werde auch immer depressiver und das erschwert es mir noch mich um Therapie zu kümmern. Ich habe mir aber vorgenommen in eine dieser Tinnitus Kliniken zu gehen. Wenn es klappt. Ich denke das könnte helfen. Und das mit der Persönlihkeitsstruktur habe ich auch schon gedacht.  Das es aufjedenfall viel mit der Persönlichkeit zu tun hat wie gut oder nicht gut jemand mit dem Tinnitus umgeht. Ist man von Natur aus ein ängstlicher Typ ist es umso schwerer weil Tinnitus eine beängstigende Wirkung hat. Diese Gedanken das man sein Verhalten bereut kenne ich auch. Ich suche auch in Gedanken die ganze Zeit eine Lösung.. Grübel darüber, aber es gibt nicht die eine Lösung... leider. Nur mein Kopf grübelt trotzdem... im Moment nehme ich ein Neuroleptika gegen die Ängste. Ist aber nicht optimal, weil es sehr müde macht und auch nur so einigermaßen hilft. In 2 Wochen hab ich ein Neurologen Termin dort frag ich mal nach was anderem. Also leider weiss ich auch nicht wie ich dir helfen kann. Ich weiss mir ja selbst im Moment nicht zu helfen... Es ist vielleicht doof sich  auf Medikamente zu verlasssen aber ich hoffe das es ein Medikament gibt was in meinem Zustand vlt helfen kann. Vielleicht solltest du auch über die Einnahme von Psychopharmaka nachdenken. Das hilft schon was. Ich wünsch dir viel Kraft und das es bald wieder besser wird. 

Lg Leidensgenossin26

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#4 27-02-2015 17:28:26

Penny87
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Beiträge: 2

Re: Chronischer Tinnitus wird immer schlechter

Vielen Dank euch beiden!

@ Leidensgenossin: Ja, das Grübeln etc ist bei mir sehr ähnlich. Die Sorgen werden nicht besser dadurch, dass man das Gefühl hat, kein Arzt kann einem wirklich erklären, wo es herkommt und wie es weitergeht. Ich merke immer, dass sie mich beruhigen wollen und dass sie alle glauben, dass meine eigenen Sorgen der Hauptgrund dafür sind. Nur das hilft halt gar nicht. Kennst du auch dieses Gefühl, dass deine Ängste und Sorgen eine krasse, nur leider sehr zerstörerische Macht haben? Ich habe das Gefühl, wenn ich vor etwas Angst habe, dann reicht das schon fast aus, dass es eintritt. Das macht mir wiederum natürlich große Angst. Als wäre mein Gehirn eine einzige Selbstzerstörungsmaschine, auf die niemand von Außen Einfluss nehmen kann. Ich nehme an, das ist Teil der Angststörung. Ohrgeärusche und Verschlechterungen machen das GAnze natürlich nicht gerade besser.... (die Angststörung hatte ich schon vor demTinnitus, im Prinzip mein ganzes Leben lang tendenziell, würde ich jetzt sagen, aber wie du schon gesagt hast, wird es durch Tinnitus dann noch belastender.) An Psychopharmaka habe ich auch schon gedacht, habe die aber damals extrem schlecht vertragen und würde es gerne ohne so etwas in den Griff kriegen. Trotzdem danke für den Hinweis! Werde meine Therapeutin bei der nächsten Sitzung mal darauf ansprechen, was sie darüber denkt...

Das einzige, was mir übrigens zumindest zeitweise hilft, ist Autogenes Training, wobei es eher eine Art von Körperwahrmenung einzelner Gesichtspartien ist, was ich mir da inzwischen zusammengemixt hab als inneres Programm. Habe es gerade gemacht und es tatsächlich geschafft, trotz all der Anspannung und Sorgen für 30 Minuten in Tiefenentspannung zu kommen. Ist keine Lösung für das Gesamtproblem, aber tut einem sicher trotzdem gut. Habe mir vorgenommen, es jetz systematisch jeden Tag zu machen und hfofe, dass es dann auch über das Training hinaus vielleicht einen positiven Effekt wieder entfalten kann, wie in der Reha. Vielleicht wäre das auch was für dich? Zumindest die Ängste kriegt man dadurch oft ganz gut in den Griff - auch wenn es bei mir wie gesagt immer nicht lange vorhält für den Alltag....

@ Sternenflotte: Danke, da sind sicher gute Tipps mit dabei und es ist sicher ein Problem, dass ich außer Studium und Job nicht viel Schönes in meiner Freizeit gemacht habe - kein richtiges Hobby habe zb, zu wenig vor die Tür gehe und inzwischen auch nur noch wenig Freunde hab, weil die meisten nach dem Studium weggezogen sind. Also wahrscheinlich würde ich mich insgesamt schon besser fühlen, wenn ich in diese Richtungen mein Leben wieder schöner gestalte und damit generell mehr Spaß habe, wie mit Aktivitäten, die du vorgeschlagen hast (gehe morgen auf den Brocken wandern, das ist ja vielleicht schon mal ein Anfang :-) ).

Was mich aber besonders interessiert: du schreibt, dein Tinnitus ist so laut und präsent geblieben wie am ersten Tag, aber er stört dich jetzt nicht mehr so, weil du ihn akzeptierst. Von diesem "Akzeptieren" spricht meine Therapeutin ständig - ich soll nicht das Ziel haben, dass die Töne verschwinden (daran glaub ich eh nicht mehr) oder leiser werden (das ist meine "neue" Hoffnung seit 3 Jahren), sondern sie so akzeptieren, wie sie sind, als "Teil von mir", der halt dazu gehört und den ich ganz wertfrei wahrnehme, ohne ihn zu bekämpfen. Ich habe nicht die geringste Ahnung, wie man das schaffen soll. Die Töne sind unangenehm - nicht nur, weil sie da sind, ohne dass man sie wegkriegt, sondern auch, weil die Töne an sich einfach teilweise sehr eklig klingen. Dieses Fernseherflirren mochte ich schon früher bei den alten Röhrendingern nicht, lange bevor ich Tinnitus hatte. Wie kann man lernen, ein Geräusch zu akzeptieren, das man vom Klang an sich her sehr unangenehm findet? Ein sich-einreden-dass-es-nicht-stört während man es widerlich findet wird damit ja wohl nicht gemeint sein. Und alles in mir sträubt sich schon allein bei der Vorstellung, diese ekligen Klänge zu akzeptieren, und dann auch noch "als Teil von mir" zu betrachten. Ich werde richtig wütend bei dem Gedanken und empfinde das immer richtig als Zumutung von meiner Therapeutin, das überhaupt als Ziel vorzuschlagen. Nur das hilft ja irgendwie auch nichts. Wie hast du es geschafft, in diesen eher gleichgültigen, akzeptierenden Zustand zu kommen?

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#5 01-03-2015 12:52:54

Leidensgenossin26
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Re: Chronischer Tinnitus wird immer schlechter

Hi Penny87,

ja meine Sorgen beziehen sich seit der Verschlimmerung meines TT nur noch darum, das er schlimmer werden könnte durch falsches Verhalten von mir und vermeide viel deswegen. Obwohl sport meiner Stimmung/Psyche hilft, habe ich Angst Sport zu machen weil der TT dadurch lauter werden kann und das bei mir auch schon 2x so war... zum glück nur kurz. Also ich bin extrem den Schwankungen meines TT ausgesetzt und achte sehr darauf... es ist so schwer ihn zu vergessen... da ich das gefühl habe das ich es nie schaffe damit fertig zu werden, denke ich dann es muss doch irgendwas geben was gegen Tinnitus hilft, man kann sich das doch echt nicht vorstellen das es immernoch nichts gibt in unserer modernen Welt.... aber da es nichts gibt und es für mich so schwer ist damit fertig zu werden bin ich echt depressiv geworden.... wie gehts dir? Wie war deine Wandertour auf den Brocken? hat dir das geholfen? 

Glg Leidensgenossin

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#6 02-03-2015 08:49:35

Sternenflotte
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Beiträge: 403

Re: Chronischer Tinnitus wird immer schlechter

Es hört sich banal an, aber ich habe mich einfach ergeben, wie die Maus der Schlange.
Ich kann es schlecht beschreiben, aber wie ich schon erwähnte, habe ich in meinem Kopf immer diesen Spruch "es gibt Menschen, denen geht es viel viel schlimmer als mir"
Das hilft mir diesen grellen Piepton mehr oder minder zu akzeptieren,und manchmal sogar zu ignorieren.

Der Mensch ist ein Gewohnheitstier, er gewöhnt sich früher oder später an alles.

Du musst Dir immer wieder innerlich Bilder vorstellen, wie es z.b. ein Querschnittgelähmter trotzdem schafft sein Leben zu geniessen, obwohl er sich nicht bewegen kann.
Du hast nur ein piepen, aber kannst dorthin gehen wohin Du willst,und das ohne fremde Hilfe.
Das ist doch so wundervoll, wenn man sich das mal vor Augen hält oder ?!


--- Tinni seit Okt 2010 ---

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#7 02-03-2015 11:28:45

nibold
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Re: Chronischer Tinnitus wird immer schlechter

Der Mensch ist ein Gewohnheitstier, er gewöhnt sich früher oder später an alles.

So ist es. Aber es gibt eine Menge Ausnahmen, so etwa chronische Schmerzen, Depressionen, ganz allgemein fast alles, was im Schädel so vollständig querläuft.

Du musst Dir immer wieder innerlich Bilder vorstellen, wie es z.b. ein Querschnittgelähmter trotzdem schafft sein Leben zu geniessen, obwohl er sich nicht bewegen kann.

Siehe beispielsweise auch Steve Hawking (ist jetzt 73 Jahre alt und nach wie vor ein genialer, wenngleich auch kauziger Querdenker, auch abseits von naturwissenschaftlichen Pfaden).

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#8 02-03-2015 14:47:29

Sternenflotte
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Re: Chronischer Tinnitus wird immer schlechter

ich habe mehr oder weniger chronische Knieschmerzen Pseudogicht, wo ich mit rasenden Knieschmerzen öfters Nachts aufwache.
Aber auch daran habe ich  mich schon gewöhnt (hab das seit ca. 15Jahren)
Es gibt da auch gute und schlechte Tage, und es gibt eigentlich keine Heilung, ausser einer Entfernung des Meniskus, was ich aber im Moment noch nicht will

Beitrag geändert von Sternenflotte (02-03-2015 14:47:42)


--- Tinni seit Okt 2010 ---

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#9 03-03-2015 00:41:09

Thomas
Administrator
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Web-Seite

Re: Chronischer Tinnitus wird immer schlechter

Penny87 schrieb:

Wie kann man lernen, ein Geräusch zu akzeptieren, das man vom Klang an sich her sehr unangenehm findet? Ein sich-einreden-dass-es-nicht-stört während man es widerlich findet wird damit ja wohl nicht gemeint sein. Und alles in mir sträubt sich schon allein bei der Vorstellung, diese ekligen Klänge zu akzeptieren, und dann auch noch "als Teil von mir" zu betrachten. Ich werde richtig wütend bei dem Gedanken und empfinde das immer richtig als Zumutung von meiner Therapeutin, das überhaupt als Ziel vorzuschlagen. Nur das hilft ja irgendwie auch nichts. Wie hast du es geschafft, in diesen eher gleichgültigen, akzeptierenden Zustand zu kommen?

Hallo Penny87,

Willkommen im Forum.

Es ist verständlich, dass Du etwas unangenehmes nicht als permanent akzeptieren willst, aber manchmal muss man sich eben mal mit unangenehmen Sachen arrangieren, sei es nur zeitweise. Bei einem gebrochenen Bein kannst Du ja auch die damit verbundenen Unannehmichkeiten akzeptieren, da Du ja weißt, dass es nur eine gewisse Zeit andauert. Du solltest dies hier mit der gleichen Einstellung angehen, nur in dem Wissen, dass es wesentlich länger dauern kann als bei einem Beinbruch.

Thomas

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#10 20-09-2015 16:32:54

Lächel
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Registriert: 20-09-2015
Beiträge: 2

Re: Chronischer Tinnitus wird immer schlechter

Hallo und guten Tag, das ich hier neu bin im Forum sieht man ja am Datum meiner Anmeldung,lächel.

Möcht mich kurz vorstellen,

bin ca. 60 Jahre, habe meinen Tinnitus schon seit 20jahre , dachte ich bis heute.

Medikament , egal welcher Art haben mir nicht geholfen. Auch Drogen und dergleichen haben nicht zum Erfolg geführt, eher das gegenteil bewirkt.

Das was mich immer Intressiert hat, ist einfach , nicht zuwissen wann es eigentlich richtig angefangen hat mit meinen Tönen.

Dank einigen beiträgen hier im Forum , besonders von Sternenflotte sehe ich das erste mal Licht im Dunkel.
Kein Prof kein Doc oder Therapeut ist mal drauf gekommen , in meiner Kindheit zu forschen.
Genau heute , ist mir in den Sinn gekommen das mein Tin in meiner Kindheit schon angefangen hat.

mein Vater war Alkoholiker und Tyrann.
Er hat durch schlimmes wochenlange, besser gesagt Jahrelange Nächte durch schreien und Morddrohungen meine Mutter und mich Verängstigt und Mürbe gemacht.
Einzelnes würde nun den Rahmen hier Sprengen.
Schon damals hatte ich schlimme Töne in meinen Ohren , was mir aber nicht geglaubt worden ist.
Soweit ich zurück denken kann, habe ich mich durch spielen einfach abgelenkt ohne zu ahnen was ich habe.
Meinen Tinnitus dann einfach verdrängt und vergessen.

Kann ich nun trotzdem noch Hoffnung haben das alles wieder normal wird?
Nach Adam Riese habe ich nun schon 50 Jahre Tinnitus, zur kindheit schon ohne es zu wissen.
Hinter mir liegt schon Sauerstoff behandlung, Akupunktur, 6 wochen Kur im Schwarzwald. Durch Aufputschmittel und dem entsprechenden Schlafentzug hatte ich schon eine Psyschose.
Aber auch die Kur hat nicht geholfen. Jedenfalls aber höre ich keine Stimmen mehr. das war vor ca. 10 Jahren. seitdem sind die Ärzte überzeugt das es von Drogen kommt.
Was ich nun heute nicht mehr glaube.
Nur kann mir jemand ein rat geben wie es weiter gehen soll?

Bin für jede Antwort dankbar.
nette grüße ,, lächel.

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Brett Fußzeile

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