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Hallo,
ich wollte mal meinen Fall von extremen multiplen Tinnitus schildern, vielleicht hat jemand einen ähnlichen Zustand und kann mir etwas dazu sagen.
Ich bin 28, habe eine mittelgradige Schwerhörigkeit (Hörgeräte) und leide auch an Hyperakusis.
2007 bekam ich durch Stress einen Tinnitus (Ein Ton, ca 6k HZ), der Ton war "normal" laut und nach ca einem Jahr habe ich ihn selten wahrgenommen. Später bekam ich neue Hörgeräte und habe das Geräusch garnicht mehr Wahrgenommen wenn ich diese drin hatte.
Ende 2013 Hatte ich eine Weisheitszahn OP...Mir wurden zwei Zähne gezogen. Der Zahn unten dauerte sehr lange und es war schmerzhaft.
Ca. 2 Tage später wachte ich morgens mit einem neuen Tinnituston auf. Ähnlich einer Waschmaschine, sehr tief (vllt 200HZ) und mit einer Drehfrequenz (Wie eine Turbine). Der Ton war sehr laut, schwankte aber auch die nächsten 2 Monate.
Es gab auch leise Phasen. Meine Kaumuskulatur tat weh auf der OP Seite. eine CMD wurde vom Zahnarzt diagnostiziert.
Da ich schonmal Phasen hatte, wo mein alter Tinnitus lauter wurde nach Streßphasen, bin ich erst nach 3 Wochen zum HNO mit dem neuen Ton. (Weihnachten lag dazwischen) . Ich bekam die üblichen Blutverdünner. Natürlich nichts gebracht.
Tinnitussprechstunde bei der Berliner Chartite Januar 2013 gehabt. Anfang Februar War ich im Tinnituszentrum bei Ambulanter Behandlung. Der Mix aus den Entspannungsübungen und Gesprächen hat mich sehr enttäuscht und mir auch nicht geholfen.
Um diese Zeit ist bei mir eine Depression ausgebrochen.
Psychiater aufgesucht. Über den Zeitraum von ca 6 Monate bekam ich unterschiedliche Antidepressiva, da ein Medikament nach dem anderen nicht wirken wollte. (Citalopram, Venlafaxin, Quetiapin).
Ich war dann auch in der Berliner Charite in einer Psychosomatik Abteilung...der Aufenthalt hat meine Stimmung und den Tinnitus nur verschlimmert. Die Ärzte steigerten die Venlafaxin Dosis. Das tat mir garnicht gut.
Das Venlafaxin hat mir über den Zeitraum von fast 3 Monaten nicht geholfen mit der Depression und definitiv meine Geräusche verschlimmert(Anzahl und Intensität).
Innerhalb von 6-7 Monaten wurde aus einem geräusch fast 5! Ich schiebe das zu großem Teil aufs Venlafaxin, im Netz findet man so einige Berichte, dass das Mittel Tinnitus erzeugen oder verschlimmern soll.
Andererseits hat mir die Spirale aus Depression und Tinnitus sicher nicht gut getan.
Jetzt ist über ein Jahr vergangen. Mein multipler Tinnitus ist so unvorstellbar schlimm geworden. Ich habe inzwischen ca 6-7 Geräusch im Kopf. Tiefe Geräusche einer Waschmaschine, Gurgeln vom Wasser im Wasserkocher, Windsausen,
dann ca 2-3 "übliche" hohe Pfeiffgeräusche. Alle tiefe Geräusche scheinen sich ununterbrochen zu drehen wie eine Turbine. Es ist unmöglich sich daran zu gewöhnen. Die Lautstärke ist im maximalen Zustand so, als würde mir jemand Kopfhörer aufsetzen und auf höchster Lautstärke abspielen. Es ist pure Qual.
Meistens wache ich mit 1-2 Geräuschen auf, die noch nicht so laut sind. Nach ca 1-2 Stunden fahren die anderen Geräusche "hoch" oder andere kommen dazu. Die Geräusche werden mehr und lauter bis sie ihren maximalen Zustand erreicht haben.
Wenn ich einen guten Tag erwische (ganz selten) dann bleiben die Geräusche nach dem Aufstehen leise und werden erst Abends laut. Täglich erlebe ich eine andere Kombination von Geräuschen. Durch die Hyperakusis ertrage ich viele Geräusche nur sehr mühsam und tendiere dazu, die Hörgeräte leiser zu machen.
Es ist auch nicht möglich die tiefen Geräusche mit irgendwas zu maskieren, die tiefen turbinenartigen Geräusche sind immer lauter als die Umgebung
Ich weiß einfach nicht mehr weiter, ich kann mir nicht vorstellen, dass irgendjemand auf der Welt solch einen Extremem Tinnituszustand haben kann. Inzwischen bin ich etwas stabilisiert von der Verfassung her, da das Quetiapin bei mir wirkt. Notfalls greife ich zu Atosil Tropfen.
Trotzdem ist es unmöglich sich an diese ständig verändernde, super laute Geräusche zu gewöhnen. Ich _muss_ jeden Tag daran denken, dass ich mich bald umbringen werde, weil es einfach der logische Schritt ist. Es ist schlimmer als jede Tortur. Kein Vergleich zum alten Tinnitus, der aus einem einzigen hohen Ton bestand.
Echte Therapien scheint es ja nicht zu geben. Das einzige was mir bisher etwas Hoffnung gemacht hat war die Vagus Nerv Therapie von Mikrotransponder
http://www.microtransponder.com/?page_id=107
Laut dem Kontakt der Seite, soll diese "Therapie" 2015 nach Deutschland kommen.
Ebenso die im Forum schon erwähnte Tablettentherapie von Autifony.
Warum wird in Deutschland so wenig dazu geforscht :-( Dieser ganze Mix aus Entspannugskur, TRT etc. hilft bei Starken Tinnitus kaum oder unzureichend.
Die Tinnitusliga ist auch ein Witzverein. Ich war als Mitglied bei einem Berliner Seminar zum Thema " Tinnitus - wenn Geräusche zur Qual werden".
Ich dachte ich werde vllt. etwas neues Erfahren. Dann wird dann dort jahrelangen Mitglieder in einer billigen Powerpointpräsentation kurz erklärt, was der Tinnitus ist (wow!) und gesagt, dass man momentan nichts machen kann ausser TRT (die nichts bringt bei Multiplen Geräuschen).
Die präsentierende Ärztin wusste nichts von aktueller Forschung.
Was ich bisher ausprobiert habe innerhalb eines Jahres:
- Blutverdünner (damals noch als Akuter Tinnitus)
- Tinnitussprechstunde, Tinnituszentrum Aufenthalt Charite Berlin, Charite Audiodiagnostik (Hirnstammaudiometrie etc.), Aufenthalt Psychosomatik
- MRT vom Kopf (OK), Doppler Sonografie der Gefäße
- Mehrere Antidepressiva ( Venlafaxin hat Tinnitus wahrscheinlich verschlimmert)
- Psychologische Behandlung, Psychiater
- 2 Aufbisschienen für CMD von 2 unterschiedlichen Kieferorthopäden, Kiefergelenk untersuchung
- Physiotherapie für die CMD / Chiropraktiker
- Massagen, Akupunktur (TCM), Autogene Entspannung...
Nichts davon hat langfristig geholfen. Aus einem Geräusch wurden innerhalb eines jahres 6-7 und es geht mir zunehmend Schlechter. Es fühlt sich so an als wäre noch etwas in meinem Kopf was diese Geräusche ständig verschlimmert.
Ich kriege auch alle paar stunden kurze Attacken von sehr hohen Geräuschen für ca 10 Sek. Mir ist klar, dass man in einer Depression den Tinnitus stärker wahrnimmt. Allerdings scheint es mir unmöglich diesen Teufelskreis aus extremen
Tinnitus und daraus sich verstärkender Depression zu durchschlagen. Für eine Teure Klinik ala Dr.Hesse habe ich kein Geld. Davon wurde mir auch abgeraten. Die Tagespläne in solchen klinken scheinen mir auch kaum anders zu sein vom
Tinnituszentrum der Charite. Sowas ist leider nicht genug und die Tinnitusklinken erscheinen mir eher Urlaub zu sein für leute mit leichtem Tinnitus, die eine Pause von Arbeit brauchen.
Über Ähnliche Erfahrungen und Tipps würde ich mich freuen
Danke fürs Lesen!
Grüße
Beitrag geändert von snow86 (08-01-2015 20:38:10)
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Hallo und mein Mitgefühl
Wenn ich das so lese, dann kann ich es mir fast vorstellen wie es Dir geht.
Hast Du schon mal deine Ernährung analysiert und darüber mehr oder weniger Buch geführt ?
Viele Nahrungsmittel verschlimmern ja, und oder es können auch Autoimmune Reaktionen hervorrufen bei Dir (ich denke da in erster Linie dann an Milch/Nüsse und Soja)
Glutamat ist ja auch ein Thema und zuviel Salz
Hast Du es mal mit TCM versucht (Traditionelle Chinesische Medizin), diese wenn Du es probieren möchtest, dann bei jemanden der auch tatsächlich mehrere Jahre in China das studiert hat.
Evtl. sind da ja noch private und Berufliche Probleme die dich beschäftigen
Sport hilft auch vielen Betroffenen
Nur mal so als Anreiz
Ich hoffe das Du dein Mittel findest
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Wie oft hast Du denn die Akpunktur durchgeführt? Gab es hier keine Änderungen oder Verbesserungen in den Tönen?
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Danke für eure Antworten!
Meine Ernährung ist definitiv nicht gut...viel Fastfood und sporadisch.
Dürfte viel mit Glutamat und Salz sein.
Werde mal darüber nachdenken.
Mehr Sport ist auch geplant und angefangen.
TCM - habe ich bisher nur als Akupunktur probiert bei einer chinesischen Praxis. 10 Sitzungen hatte ich, fand ich recht schmerzhaft. Dabei waren die Geräusche immer auch extrem laut. Fand es überhaupt nicht entspannend und akut und langfristig hat es mir überhaupt nichts gebracht. Nach 10 Einheiten war für mich Schluss.
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Eine Sache die ich noch machen werde, ist die Überprüfung im Bereich Halswirbelsäule. Dabei geh ich kritisch an das Thema ran bzw. an den Arzt. Wenn der mir nicht zu... genau die Sache überprüft, mache ich bei einem anderen weiter.
Ich sitze viel am PC - auch wegen dem Job. Da gibts auch Fehlstellungen in der Sitzhaltung...
Akpunktur war bei mir auch schmerzhaft, hat nach dem siebten Mal aber etwas geholfen. Mehr als einmal kam Blut aus der Einstichstelle hinter einem Ohr. Das meine ich, hat dann am meisten geholfen.
Bei Sport könnte ich Dir Tipps geben, wie Du mit dem Laufen anfangen kannst. Laufen lernen kann jeder. Nur sehr sehr viele, fangen das Laufen komplett falsch an.
Laufen gehen ist gut, da der innere Schweinehund weniger Chancen hat. Laufschuhe an und los gehts.. keine Planung nöig.. einfach los.
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Was mich auch immer entspannt, ist die Melodie die bei diesem Link gespielt wird:
http://consciousmedianews.com/according … -recorded/
Ist aber auch sicher sehr individuell das ganze
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snow86 schrieb:
Danke für eure Antworten!
Meine Ernährung ist definitiv nicht gut...viel Fastfood und sporadisch.
Dürfte viel mit Glutamat und Salz sein.
Werde mal darüber nachdenken.
Mehr Sport ist auch geplant und angefangen.
TCM - habe ich bisher nur als Akupunktur probiert bei einer chinesischen Praxis. 10 Sitzungen hatte ich, fand ich recht schmerzhaft. Dabei waren die Geräusche immer auch extrem laut. Fand es überhaupt nicht entspannend und akut und langfristig hat es mir überhaupt nichts gebracht. Nach 10 Einheiten war für mich Schluss.
TCM besteht nicht nur aus Akkupunktur
Ich z.b. war bei einer echten Chinesin, die mich ganzheitlich behandelt hat wie :
Akkupunktur
Schröpfen
Naturheilmittel
Akkupressur
Ernährungsbertaung
Es hat mir doch einiges gebracht an Linderung und innere Ruhe
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"Multiplen" Tinnitus, snow86, hat oder hatte wohl fast Jeder in dieser Runde, auch meine Winzigkeit, dazu noch pulssynchron in verschiedenen Ausprägungen. Allerdings nicht in der von Dir genannten Lautstärke.
Alle die von Dir genannten ADs können neben vielen anderen heftigen Seiteneffekten auch Tinnitus erzeugen. Also ist es durchaus möglich, dass sich im Laufe der Zeit durch die längere Einnahme dieser Mittel ein multi-tonaler, dauerhafter Tinnitus entwickelt hat.
Vielleicht ist es dir möglich, diese ADs langsam auszuschleichen. Eine vernünftige, ausgewogene Ernährung wäre auch nicht verkehrt. Aber als das erfordert ein gewisses Maß an Selbstdisziplin. Wie Du richtig dargestellt hast (spezialisierte Kliniken, die im akuten Stadium durchaus angebracht sind), kann Dir nur begrenzt eine effiziente Hilfe von außen durch Psychologen, TCM und dergleichen zuteilwerden. Du musst es selber schaffen, und sei es "nur" in Richtung Habituation. Und Du schaffst das!
Die Vagus-Nerv-Stimulation könnte auch nach dem Tinnitus-Kenner De Ridder (http://www.audiology-worldnews.com/focu … tion-error) ein erfolgversprechender Weg sein. Schäbig nur, dass hierzu eine kleine OP notwenig ist, um die Ankopplung an den Nerv zu ermöglichen. Weiterhin nicht so schön, dass meiner Kenntnis nach bislang keine größeren Studien durchgeführt wurden.
Gruß
nibold
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Danke für die Antworten...
Schröpfen hatte ich nach Akupunkter auch
Nibold,
Danke für die Tipps.
Das mit den ADs ist sehr ärgerlich und macht mich wütend, dass die Ärzte auf einen damit draufhauen ohne groß nachzuschauen, ob diese Medikamente das Grundproblem noch verschlimmern. Ich hätte nie gedacht, dass ich heute damit zufrieden wäre, wenn der Tinnitus so geblieben wäre wie vor einem Jahr, als die Sache richtig angefangen hat.
Die "falschen" ADs waren wohl wie Öl ins Feuer gießen...was soll man denn jetzt noch machen. Einen weg zurück gibts wohl nicht mehr.
Ich habe einmal das Quetiapin ausgeschlichen für 3 Wochen (nehme es immernoch als einziges Mittel neben Atosil Tropfen zur Beruhigung) .
Hatte keine Veränderung am Tinnitus, war gleich schlimm. Bin aber ohne das AD überhaupt nicht klar kommen, die Depression hat mich erschlagen (Kein Antrieb etc.)
Ich bin nicht sicher, ob das Quetiapin die Geräusche beeinflusst...ist jedoch ein Teufelskreis. Werde ich die Medikamente komplett los dann ist die Depression wieder unkontrollierbar. Keine Ahnung, was man hier machen soll. Darauf hat kein Psychiater eine Antwort. Da kennt man sich einfach zu wenig mit extremen Fällen von Tinnitus aus.
Die OP für die Vagusnervtherapie würde mich nicht stören...Frage ist nur, wann wir hier endlich was davon sehen. Ich hatte kontakt mit Microtransponder...Man sagte mir, die bauen gerade Kontakte in Deutschland auf (Kliniken, Ärzte)
Grüße
Beitrag geändert von snow86 (11-01-2015 15:22:10)
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snow86 schrieb:
Das mit den ADs ist sehr ärgerlich und macht mich wütend, dass die Ärzte auf einen damit draufhauen ohne groß nachzuschauen, ob diese Medikamente das Grundproblem noch verschlimmern.
Wobei man auch erwähnen sollte, dass bei manchen Leuten ADs hier durchaus helfen. Man sollte hier also nicht unfair sein. Die Ärzte tun auch nur Ihr bestes. Leider ist jedoch bei jedermann die Reaktion so verschieden, dass es leicht auch den gegenteiligen Effekt haben kann (nicht nur bei ADs sondern fast allen anderen Sachen auch). Man muss dann aber in solchen Fällen auch den Mut haben, die Konsequenzen zu ziehen und gegebenfalls eine solche 'Therapie' abzubrechen.
Thomas
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