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Hallo ihr Lieben,
nachdem ich Ende vorletzten Jahres mit einer Sehnerv-Entzündung in der Neurologie gelandet bin, hat sich der Tinnitus klammheimlich eingeschlichen - auf einmal war er da. Zuerst hatte sich das so ähnlich angehört, wie eine Flugzeugturbine im Leerlauf. Das ist zum Glück wieder leiser geworden - vom Staubsauger im Nebenzimmer - bis hin zu Kreissäge einen Block entfernt. Jetzt höre ich dieses Geräusch nur noch in ganz leisen Umgebungen - ab und zu morst es auch in meinem Kopf.
Außerdem 'fühlt' es sich so an, als ob ein unendlich langer Geigenbogen über meinen Hörnerv streicht. Die Ärzte konnten sich nicht erklären (auch nicht nach 4 MRTs), woher die Sehnerventzündung kam - damals hatte ich krasse Doppelbilder, weil das rechte Auge sich nach oben und zur Seite weg gedreht hatte. Das wurde mit Cortison behandelt. Dass ich auch diesen furchtbaren Tinnitus hatte, interessierte die Neurologen wenig - das hat man - dagegen kann man eh nix machen, waren die Antworten - ihr kennt das bestimmt.
Und dann war ich an der Nordsee - Urlaub und so.
Da ist Folgendes passiert: Nach 3 Wochen rauer Seeluft konnte ich ein klitzekleines bisschen besser Luft holen und das immer währende Fiepen wurde leiser. Das war die pure Erholung und deswegen bin ich bei einem HNO-Arzt gelandet. Der hat mir bescheinigt, dass meine Nebenhöhlen total dicht wären. Die Nasenscheidewand sei ziemlich verkrümmt. Auch die Stirn- und Kieferhöhlen seien betroffen. Also hat er mich operiert.
Das Ergebnis: Ich kann so was von gut atmen
Am Tag der OP - nach der Narkose - war der Tinnitus weg - es war STILL! (Das soll wegen der Narkose aber häufig der Fall sein bei Tinnitus Patienten.)
Ein paar Stunden später war das Geräusch wieder da - nur nicht mehr so laut.
Nach dem Ausheilen der OP blieb eine Art 'Pfropfen' in meiner Nase übrig, der bei Atmen (nicht stört aber) präsent ist. Das wäre nix, sagte der HNO. Das bisschen sei nicht schlimm – ich könne frei atmen. Und das Fiepen wurde tatsächlich noch leiser – aber auch wieder lauter. Eine Regel konnte ich da noch nicht rein bringen.
Dieser übrig gebliebene Pfropfen hat aber derart genervt, dass ich mit Selbstversuchen angefangen habe - das macht bestimmt jeder irgendwann.
Das Folgende wird von jedem Arzt belächelt und als Unsinn abgetan – dennoch führt es dazu, dass mein Tinnitus (fast) verschwindet:
Wenn ich die Gesichtshaut über der Nebenhöhle mit einem schmalen Heftpflaster so anspanne, dass sie einige Millimeter in Richtung Jochbein und Schläfe gezogen wird, strömt Luft ungehindert bis tief in die Nebenhöhlen. (Es muss ein Heftpflaster sein, das in der Mitte nicht klebt, weil man sonst die Haut nicht spannen kann!)
Das sei normal, sagt der Arzt. (Das kann man übrigens leicht testen, indem man mit den Fingern die Haut über den Nebenhöhlen anspannt – man kriegt leichter Luft).
Bei mir geschieht dann aber noch Folgendes: Wenige Minuten später fließen irgendwelche Flüssigkeiten ab. Und das führt wiederum dazu, dass dieser leichte Druck, den man eigentlich gar nicht merkt, verschwindet. Es klickt, klackt und blippt – ich finde keine passenden Verben für diese Geräusche – und ich fühle mich befreiter. Vor allem in einem Bereich, der irgendwo zwischen Gaumen und Mittelohr liegt – ich nehme mal an, das ist die eustatische Röhre. Auf jeden Fall wird das Geräusch im Ohr leiser, wenn ich das Tape ein, zwei Tage dran lasse. Sieht doof aus – macht aber Stille. Vor allem nachts ist das Ding eine Wohltat.
Gehe ich Joggen – oder in die Sauna oder mache sonst irgendwas, das den Kreislauf fordert – wird der Tinnitus am nächsten Tag wieder viel stärker – offenbar gibt es eine Verzögerung. Die Nasenschleimhäute schwellen an. Außerdem fließt dann wieder wenig bis kein Sekret aus meiner Nase in den Rachen. Zusätzlich treten beim Bewegen des Kiefergelenks 'schmalzende' Geräusche auf.
Sport und Sauna seien Hochleistungssport für die Schleimhäute der Nase, sagt mein HNO-Arzt. Aber das habe nichts mit meinem Tinnitus zu tun. Das bilde ich mir ein.
Nun – ein Neurologe hat bei mir eine psychosomatisches Erkrankung vermutet – vielleicht gibt es auch psychosomatische Heilmittel?
Meine Vermutungen (seit google analysiert man sich ja selbst) gehen in ein paar Richtungen:
- mangelnder Be- oder Entlüftung der Nebenhöhlen
- Sekret kann nicht aus der eustatischen Röhre abfließen
- (oder ganz abgefahren:) Der Trigeminus Nerv ist gereizt (hatte nämlich bevor das alles anfing einen riesigen Pickel, der meine komplette Gesichtshälfte lahm gelegt hatte und der danach nie wieder ganz verschwunden ist). Den Zusammenhang mit dem Trigeminus Nerv vermute ich auch deshalb, weil das Tape genau über dessen Verlauf (vom unteren Nasenbereich über das Jochbein bis zum oberen Ohransatz gespannt ist).
Wenn ich das alles einem Neurologen berichte, sagt der, er könne das nicht genau beurteilen und ich solle mal einen HNO-Arzt fragen..... . Wenn ich das alles aber einem HNO-Arzt erzähle, sagt der, er könne das nicht genau beurteilen und ich solle mal einen Neurologen .... usw.
Das bedeutet wohl, zwischen Baum und Borke zu sitzen.
Es ist ohnehin eine schlechte Idee, einem Arzt zu erzählen, wo die Ursachen liegen könnten....die sind schnell angepisst wenn man versucht mitzudenken(entschuldigt bitte die Wortwahl) – ich nehme mal an, ihr kennt das?
Deswegen wende ich mich an Euch alle – vielleicht hilft diese Heftpflaster-Geschichte einigen von euch genauso, wie sie mir hilft!
Liebe stille Grüße
Beitrag geändert von Nemo (08-09-2014 13:41:05)
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Das ist ja toll, das Du ein Rezept für dich persönlcih gefunden hast
Kannst Du dazu irgendwie ein Foto machen wie genau das Pflaster zu sitzen hat, denn in Worte gefasst kann man sich das nicht unbedingt bildlich vorstellen
Danke
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Ja, das ist wohl wirklich ein persönliches Rezept und wenig übertragbar.
Worauf ich eigentlich hinaus wollte war, dass ich NIE auch nur gemerkt habe, dass da was mit Stirn, Kiefer und Nebenhöhle nicht stimmt. Meine Atmung war für mich völlig normal - bis ich nach der OP gelernt habe, was es bedeutet, normal atmen zu können. Davor gab's plötzlich eine Menge Probleme im vorderen rechten Kopfviertel. Bei mir kam, wie gesagt, noch die Problematik mit dem Sehnerv hinzu (naja, das war das eigentliche Problem und der Tinnitus 'nur' eine Art Nebenprodukt). Dennoch hing/hängt wohl alles damit zusammen - nur die Neurologen in der Uniklinik kamen nie auf den Gedanken und so dauerte es über ein Jahr bis ich beim HNO-Doc gelandet bin. Vielleicht geht es einigen von euch eben so.
Und, liebe Sternenflotte, um das mit Fotohochladen zu umgehen versuche ich erst nochmal in Worten, die Sache mit dem Pflasterstreifen zu beschreiben. Bitte nicht böse sein, ok?
Wenn man mit den Fingern die Haut über den Wangenknochen neben der Nase nach außen spannt, merkt man schnell, dass das Atmen viel leichtr fällt, weil einfach mehr Luft in die Nebenhöhlen strömen kann. Bei mir fängt es nach einiger Zeit an, im Ohr (und auch weiter innen im Kopf) zu knacksen - keine Ahnung weshalb, aber nach einigen Minuten fühlt sich mein Kopf an, als hätte ich Druck abgelassen, den ich vorher gar nicht gespürt habe. Das ist pure Entspannung. Und da man ja nicht die ganze Zeit seine Backen mit den Händen anspannen kann, benutze ich einen dünnen Heftplasterstreifen (vlt. 1 cm breit), um das Gleiche zu erreichen. Der fängt dann wirklich neben der Nase oberhalb der Nasenflügel an, läuft über die Wangenknochen in Richtung oberes Ohr. Hab das jetzt wirklich oft getestet. Jedes Mal, wenn ich diesen Streifen trage, ist der Tinnitus am nächsten Tag viel (!) leiser und es gab wirklich schon ein, zwei Tage, wo es wieder einfach still war. Er kommt zwar ohne Pflaster wieder - aber noch bin ich guter Dinge, dass diese Mörder-Nebenhöhlen-OP einfach noch weiter ausheilen muss. Das sagt zumindest der Doc, der die Sache mit dem Pflaster im Übrigen nur belächelt - wenn's hilft, soll ich's halt machen. Warum's hilft, kann er sich nicht vorstellen... .
Ist eigentlich auch egal, aber vielleicht hilft's noch jemand anderen
Liebe Grüße
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Hallo,
ich habe aehnliche Symptome wie Du. Mein linkes Ohr ist am schlimmsten, und auch an der linken Seite tut mir der Kiefer weh und wenn der Tinnitus stark ist schwillt auch die Nasennebenhoehle zu. Ich kenne auch ddie ploff Geraeusche wenn die Nasennebenhoehle wieder aufgeht. Den Trick mit dem Pflaster werde ich auch mal probieren.
Cranio/Sacraaltherapie hilft bei mir auch, damit es wieder aufgeht. Ausserdem Meditation. Da geht nach ca. 20 Minuten meine Nase auch wieder auf. Und beim Sex, lustigerweise.
Ich war gestern beim HNO Arzt, und der meinte dass meine Kiefern und Nackenprobbleme sehr wohl den Tinnitus verstaerken, die Nasennebenhoehle aber Zufall ist.
Gruesse,
Marie
Beitrag geändert von Marie (10-09-2014 17:40:58)
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