#1 19-06-2014 20:45:10

Igor
Mitglied
Registriert: 19-06-2014
Beiträge: 2

Hilfe!!! Sehr sonderbare Tinnitus-Symptomatik :(

Langer, etwas unstrukturierter Beitrag. Wäre sehr dankbar, wenn sich irgendjemand die Zeit nimmt und sich das alles durchliest...

Hallo,

ich hoffe hier auf Gleichgesinnte zu treffen, die mir möglicherweise mit konstruktiven Ratschlägen beiseite stehen können. Bin natürlich auch für jeden aufbauenden Kommentar dankbar.

Ich weiß nicht mehr weiter, bin am Ende meiner Kräfte, wie tot. Seit September des vergangenen Jahres verschlechtert sich meine bereits seit drei Jahren bestehende und zunächst keine größeren Beeinträchtigungen zur Folge habende Tinnitus-Symptomatik nun konstant (bis zum Sptember lediglich ein gleichmäßiges Pfeifen auf beiden Ohren). Die Verschlechterung kam wie aus heiterem Himmel. Inzwischen bin ich seit drei Monaten arbeitsunfähig und bin meist außerstande, überhaupt das Haus zu verlassen.

Die Tinnitusfrequenz wechselt zwischen hochfrequent und mittelfrequent. Wenn ich angespannt (!) bin und hektisch atme, leicht hyperventiliere, tritt der Tinnitus etwas in den Hintergrund, wandert gen Hinterkopf und verursacht dort ein leichtes Vibrieren – ein sehr unangenehmer, doch ein irgendwie noch aushaltbarer Zustand (in diesem verweile ich auch jetzt gerade); das Problem ist, dass dieser Zustand eine Verschlechterung meiner Symptomatik herbeiführt, sobald ich wieder entspanne. Wenn ich normal atme oder tief ein- und ausatme und mich entspanne, wandert der Tinnitus (zurück) zu beiden Ohren sowie ins Zentrum. Ich nehme ihn dann nicht mehr am Hinterkopf wahr. Er wird schier unendlich laut (und immer noch lauter...), übertönt im entspannten Zustand alles und ist, dies ist das Problem, unfassbar durchdringend. Er erschüttert mich bis ins Mark. Eine Besonderheit ist, dass ich den Tinnitus selbst "spüre". Wenn ich angespannt bin, ist der Ton abgehackt und unterbrochen. Während ich entspanne, ist es so, als ob er vom Zentrum aus "Tinnituswellen" absondert, die hauptsächlich Richtung Auge, aber auch in die Ohren, direkt hinter die Stirn und den Nasenrücken wandern. Je mehr ich es schaffe, mich zu entspannen, desto gleichmäßiger, aber auch durchdringender (!) werden die Wellen. Es fühlt sich so an, als ob der Ton wie ein Lasterstrahl durch die Augen schießen möchte und nur durch die unwillkürlich (!) angespannte Augenmuskulatur daran gehindert wird. Diese durchdringenden Tinnituswellen sind so schrecklich, dass man eigentlich oft gar nicht mehr leben möchte (bin jedoch nicht suizidgefährdet)... Es ist so ein schreckliches Gefühl im Kopf... Es sind keine genuinen Kopfschmerzen, es ist vielmehr ein äußerst flaues Gefühl, aber ein unerträgliches. So, als würde man ständig gleich in Ohnmacht fallen. Je mehr ich mich entspanne, desto mehr 'pikt' der Tinnitus zudem in die Augen. Dies ist der Horror. Meine Augenmuskulatur verkrampft in der eigentlichen Entspannung dabei vorübergehend unwillkürlich fast vollständig, zusätzlich kriege ich wahnsinnige Augenschmerzen und meine Augen laufen oft rot an. Außerdem fühlt es sich so an, als wäre eine Faust unmittelbar hinter der Stirn. Eine Entspannung führt also nach einiger Zeit leider wieder zur Verspannung der gesamten Kiefer- und Nackenmuskulatur, ich beiße die Zähne zusammen. Seit der Verschlechterung im September werde ich zusehends kurzsichtiger und bin sehr lichtempfindlich. Außerdem kann ich während der Ausbreitung der "Tinnituswellen" nicht mehr richtig atmen. Sobald die jeweilige Welle im Auge eintrifft, kann ich für ganz kurze Zeit weder ein- noch ausatmen, habe es schon unzählige Male erfolglos versucht. Ich weiß nicht mehr, wie ich diesen Teufelskreis durchbrechen soll... Was ich noch tun soll. Was das ganze überhaupt ist. Das ist doch kein "normaler" Tinnitus?????? sad

Hat noch jemand solch einen spürbaren Tinnitus und dabei KEINEN Brummton?

Unmittelbar durchdringender und lauter (in jeder Situation) wird der Tinnitus durch:

- Vor allem bohrende, tackernde Geräusche (allen voran Motorengeräusche), aber auch Geräusche allgemein (jedoch keine echte Lärmempfindlichkeit!)
- Filigrane Arbeit
- Körperliche Betätigung
- Aufschrecken, Erschrecken
- Konzentration
- Durch Schielen (!!)

Folgende diagnostische Maßnahmen wurden durchgeführt:

- MRT vom Kopf – Nebenbefundlich eine ausgeprägte Schleimhautschwellung bei vollständiger Verlegung der linken Kiefernhöhle. Sonst nichts. Kein MRT von HWS vorhanden.
- EEG: Keine Auffälligkeiten
- Andere neurologische Diagnostiken: Keine Auffälligkeiten
- Röntgenbild vom Kiefer: Unterkiefer versetzt. Craniomandibuläre Dysfunktion (CMD).
- Röntgenbild von der HWS: Keine Auffälligkeiten.
- Manuelle Diagnostik des Orthopäden: Keine größeren Auffälligkeiten, nur leichte Funktionseinschränkungen, sehr starke Verspannungen.
- Zahnärztliche Untersuchung: Empfindliche Zahnhälse.
- HNO-Untersuchung: Verengte eustachische Röhre, selten Druckausgleich möglich. Sonst keine Auffälligkeiten.
- Augenärztliche Untersuchung: Zunehmend Glaskörpertrübungen, sonst keine Auffälligkeiten.

Welche Maßnahmen ich (bisher) ohne Besserung in irgendeiner Hinsicht getroffen habe:

- Psychotherapie (bin eigentlich nicht schwer depressiv, neige allerdings zu starkem Grübeln)
- Antidepressiva
- Craniosacrale Behandlung
- Akupunktur (keine Elektroakupunktur)
- Seit einem Jahr: Manuelle Physiotherapie im Bereich des Kiefers und der HWS
- Tragen einer Aufbissschiene
- Entspannungsverfahren (Muskelentspannung nach Jacobsen führt dazu, dass sich die Muskeln verkrampfen, aber kaum noch entkrampfen lassen; Autogenes Training, Tai Chi, Meditation schon lange praktiziert, bisher ohne Erfolge)

Vielleicht braucht es noch Zeit, ehe die Maßnahmen greifen, aber bisher gibt es leider überhaupt gar keine Besserung. Hat irgendjemand noch Infos, Ratschläge, Tipps, aufbauende Worte für mich? Hat jemand ähnliche Symptome wie ich (gehabt)? Wenn ja, was hat euch geholfen?? Ich habe kein Leben mehr... Eine Lebensqualität ist spätestens seit drei Monaten eigentlich überhaupt nicht mehr vorhanden. sad Freue mich über jeden Kommentar...

Beitrag geändert von Igor (19-06-2014 20:51:08)

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#2 20-06-2014 08:44:27

Sternenflotte
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Registriert: 20-02-2011
Beiträge: 403

Re: Hilfe!!! Sehr sonderbare Tinnitus-Symptomatik :(

Hallo ,und mein tiefstes Mitgefühl

Ich habe zwar ncht diese Symptome, aber ich versuche zu helfen mit tips und Analysen.

Was mir so spontan einfällt:

1.Selbstanalyse wann der Tinni das erste mal auftrat/verursachte
2.Evtl Amalganvergiftung/Allergie falls vorhandene Füllungen
3.Tee,Kaffee,Nikotin etc vermeiden
4.versuchen zu vermeiden was einem den Tinni Futter gibt (Psychischer Stress,Müdigkeit etc)
5.Welche Medikamente nimmst Du regelmässig,und wenn ja das mal versucht zu analysieren was da evtl anders ist

Ansonsten kann ich Dir nur erstmal raten als erstes Deine Psychische  Seite zu analysieren, und da evtl was zu verändern (bei mir war das der Auslöser)


--- Tinni seit Okt 2010 ---

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#3 21-06-2014 18:08:39

Thomas
Administrator
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Beiträge: 1648
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Re: Hilfe!!! Sehr sonderbare Tinnitus-Symptomatik :(

Hallo Igor,

Willkommen im Forum

Igor schrieb:

- MRT vom Kopf – Nebenbefundlich eine ausgeprägte Schleimhautschwellung bei vollständiger Verlegung der linken Kiefernhöhle.
.....
- HNO-Untersuchung: Verengte eustachische Röhre, selten Druckausgleich möglich.

Ist denn dies nicht als behandlungsbedürftig erachtet worden? Probleme mit den Nasennebenhöhlen können unter Umständen zu Tinnitus führen ( http://xn--nasennebenhhlenentzndung-voc … -auslosen/ ), ebenfalls Probleme mit der Eustachischen Röhre.

Thomas

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#4 24-06-2014 22:13:05

soku
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Registriert: 14-12-2013
Beiträge: 55

Re: Hilfe!!! Sehr sonderbare Tinnitus-Symptomatik :(

Hallo Igor
Das tönt wirklich schrecklich!! Tut mir echt leid.
Was ich so heraushöre, bist Du mit den Nerven voll am Anschlag, Du hörst von Morgens bis Abends nichts anderes als Deine Töne, oder? Ich bin kein Freund von Ignoranz, aber in Deinem Fall würde ich wirklich versuchen, zu leben; sprich andere Interessen ausleben.
Überdeck die Geräusche mit dem Fernseher oder kauf Dir ein Aquarium das den ganzen Tag plätschert. Lenk Dich ab. Dieses Problem kannst Du mit "hinschauen" nicht lösen. Ich bin zur Zeit in Akupunktur, habe auch extrem viele verschiedene Geräusche, werden ebenfalls verstärkt durch alles Mögliche und Unmögliche. Seit zwei Jahren verschlechtern sich meine Augen ebenfalls. Die Dame von der Akupunktur jedenfalls meinte, ich hätte zuviel "Wind"-Energie. Mir fehlt die Erde. Das stimmt ganz genau, das fühlt sich so an. Ich soll alles verstärken, was mich auf die Erde bringt. Grübeln gehört da wahrscheinlich auch nicht dazu!! Was grübelst Du denn? Über Dich und Deine Hörprobleme? Längere, ältere Probleme? Ich glaube schon, dass die "Psyche" da mitspielt...
Versuche trotzdem, dass Dein Körper auch Dein zuhause und geborgen sein soll.

Ich wünsche viel Dir Kraft und Durchhaltevermögen und dass sich die Probleme etwas abschwächen. Probier aus, was der Markt hergibt!!

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#5 29-06-2014 17:14:13

hnowalter
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Ort: Duisburg
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Beiträge: 10
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Re: Hilfe!!! Sehr sonderbare Tinnitus-Symptomatik :(

Hallo,

Das Problem ist leider, dass sich ein Tinnitus im Laufe der Zeit immer weiter hochschaukeln kann, da es eine enge Beziehung von Tinnitus und Stressreaktionen des Körpers gibt: Ein Teufelskreis, den man nur durchbrechen kann, wenn man die Hörverarbeitung UND das vegetative Nervensystem beeinflusst und es gelingt, die passende akustische Therapie sowie eine effektive Entspannungstherapie für dich zu finden! Da deine Psyche schon sehr angegriffen ist, was bei chronischen ERkrankungen, die einen ständig fertig machen, leider auch völlig normal ist, muss hier auch eine Therapie mit dem Ziel gemacht werden, sich wieder selber helfen zu können, statt nur noch zu resiginieren und depressiv zu werden. Also in Kurzform: 1. Akustische Ablenkung rund um die Uhr! 2. Muskuläre und vegetative Entspannung - am besten durch Bewegung!, 3. Psychologische Behandlung und ggf. anfangs auch MEdikamente! Viel Glück und gute Besserung!!!

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#6 30-06-2014 21:31:57

Igor
Mitglied
Registriert: 19-06-2014
Beiträge: 2

Re: Hilfe!!! Sehr sonderbare Tinnitus-Symptomatik :(

Vielen Dank für eure Beiträge... Ihr habt ja recht.

Meine psychologische Behandlung hat allerdings bis heute (seit über einem Jahr in Behandlung, zwei verschiedene Therapeuten) keine Früchte getragen... Habe auch schon fast sämtliche Antidepressiva ausprobiert, ohne Erfolg. Nehme jetzt nur noch 250mg Quetiapin, um überhaupt schlafen zu können.

Fast alle Ablenkungsmaßnahmen verschlechtern den Tinnitus-Komplex langfristig. Mir geht es jetzt noch mieser, insbesondere im Ruhezustand. Fast nicht mehr aushaltbar.

Es kam noch ein weiteres Symptom dazu: Starke Schluckbeschwerden. Leichte habe ich schon lange, doch seit einer Joggingeinheit gestern (von der ich auch leichte Verkrampfungen / Schmerzen im HWS-Bereich davongetragen habe) ist es deutlich schlimmer. Ununterbrochen ein Würgreiz, zudem Mundtrockenheit und ich kriege meinen Speichel kaum noch heruntergeschluckt... Langsam weiß ich auch nicht weiter.

Spaß hatte ich neulich während des Deutschlandspiels. Habe so gut wie gar nicht über meine Probleme nachgedacht, auch wenn ich sie deutlich gespürt habe. Dies hat mir Hoffnung gegeben. Danach fühlte ich mich jedoch so schlecht wie fast nie. Mein Tinnitus wurde deutlich lauter, mein Nervenkostüm war völlig überreizt. Ist zwar wieder zurückgefahren, doch wieder einmal nicht auf das alte Niveau. sad

Werde wohl noch einmal zum Akupunkteur und zum HNO-Arzt. Ansonsten ins Krankenhaus. Es wird nämlich wirklich langsam UNerträglich.

EDIT: Ich kann kaum noch schlucken. Meine Muskulatur scheint überall komplett verkrampft, Muskelrelaxanzien bringen nichts. Mein Schlund ist wie zu. Und wenn ich mal schlucke, schmerzt es und es fängt in der Speiseröhre an zu brennen. Mir ist sehr schlecht und es kommt mir immer wieder hoch...

HILFE

Beitrag geändert von Igor (30-06-2014 23:00:36)

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#7 01-07-2014 10:29:57

Martin69
Mitglied
Ort: Essen
Registriert: 02-06-2014
Beiträge: 34

Re: Hilfe!!! Sehr sonderbare Tinnitus-Symptomatik :(

Igor schrieb:

Vielen Dank für eure Beiträge... Ihr habt ja recht.

Meine psychologische Behandlung hat allerdings bis heute (seit über einem Jahr in Behandlung, zwei verschiedene Therapeuten) keine Früchte getragen... Habe auch schon fast sämtliche Antidepressiva ausprobiert, ohne Erfolg. Nehme jetzt nur noch 250mg Quetiapin, um überhaupt schlafen zu können.

Fast alle Ablenkungsmaßnahmen verschlechtern den Tinnitus-Komplex langfristig. Mir geht es jetzt noch mieser, insbesondere im Ruhezustand. Fast nicht mehr aushaltbar.

Es kam noch ein weiteres Symptom dazu: Starke Schluckbeschwerden. Leichte habe ich schon lange, doch seit einer Joggingeinheit gestern (von der ich auch leichte Verkrampfungen / Schmerzen im HWS-Bereich davongetragen habe) ist es deutlich schlimmer. Ununterbrochen ein Würgreiz, zudem Mundtrockenheit und ich kriege meinen Speichel kaum noch heruntergeschluckt... Langsam weiß ich auch nicht weiter.

Spaß hatte ich neulich während des Deutschlandspiels. Habe so gut wie gar nicht über meine Probleme nachgedacht, auch wenn ich sie deutlich gespürt habe. Dies hat mir Hoffnung gegeben. Danach fühlte ich mich jedoch so schlecht wie fast nie. Mein Tinnitus wurde deutlich lauter, mein Nervenkostüm war völlig überreizt. Ist zwar wieder zurückgefahren, doch wieder einmal nicht auf das alte Niveau. sad

Werde wohl noch einmal zum Akupunkteur und zum HNO-Arzt. Ansonsten ins Krankenhaus. Es wird nämlich wirklich langsam UNerträglich.

EDIT: Ich kann kaum noch schlucken. Meine Muskulatur scheint überall komplett verkrampft, Muskelrelaxanzien bringen nichts. Mein Schlund ist wie zu. Und wenn ich mal schlucke, schmerzt es und es fängt in der Speiseröhre an zu brennen. Mir ist sehr schlecht und es kommt mir immer wieder hoch...

HILFE

Hallo Igor,
tut mir leid, dass es Dir so schlecht geht.
Kann es evtl. sein, dass Deine Probleme Symptome von Angst sind?
Ich selbst habe Tinnitus seit 9 Monaten, ein hoher durchdringlicher Ton, der mich quält. Das grösste Problem ist die Angst, die sich mit Magenproblemen, Schluckbeschwerden, Appetitlosigkeit, manchmal Panik bemerkbar macht.
Wenn Du abgelenkt und entspannt bist, wie beim Deutschlandspiel, geht es Dir gut. Dann kommt aber wieder die Angst und Panik hoch, wie es werden soll mit den Geräuschen.
Angst und Depressionen sind bei chronischen Krankheiten häufig.
Hier kann man nur versuchen, mit Medikamenten, Gesprächen und Akzeptanz weiterzukommen.
Ich selbst bin auch noch mittendrin und kann Tinnitus immer noch nicht akzeptieren. Als Medikament hilft mir Mirtazapin, was aber eher ein AD als ein Angstmedikament ist.
Also überprüfe mal, ob es bei Dir nicht die reine Angst ist, die all diese Probleme macht.
Alles Gute,
Martin

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