#61 02-12-2018 17:56:43

Tom
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Registriert: 21-07-2018
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Re: Tinnitus und Musik

Hallo Hoffnung,

habe heute deine Geschichte zum ersten Mal gelesen. Ich habe ein ähnliches Problem. Der TT wird lauter, bei lauter Umgebung. Aber, wie ich jetzt weiss, vor allem dann, wenn dieses Umgebungsgeräusch recht einheitlich ist., also vor allem surrende Maschinen, wie beim Autofahren, Radfahren an der Strasse und so. Dann holt mich immer die Realität ein, die mir zeigt, dass ich keineswegs geheilt bin. Das denke, naja, vielmehr hoffe ich dann immer, wenn mir wegen der Ablenkung, wegen variabler Geräusche diese bescheuerte TT-Sache gerade mal für einige Zeit aus dem Bewusstsein gerutscht ist. Allerdings habe ich den Eindruck, dass dieses Ansprechen des Gehörs in dieser ätzenden Form doch im Lauf der lezten 20 Monate nachgelassen hat. So lange nervt mich die Sache nun schon. Dabei ist das nebenbei nur die halbe Wahrheit, denn TT kenne ich schon seit über 30 Jahren. Aber das ist eine extra Geschichte.

Worauf ich bei dir hinaus will, ist die Sache mit der Beruhigung. Meine HNO-Ärztin wollte mir eher nicht irgendein Medikament zur Beruhigung verschreiben. Und ich wollte es ja auch nicht. Zum Glück, denn die erste und wirklich absolut schlimme Zeit für mich, die schlimmste, die ich je erlebte, zwang mich zum Nachdenken. Was hätte ich auch tun können? In diesen qualvollen Nächten. Nachdenken. Die Wahl treffen, entweder gleich um den Verstand bangen zu müssen, aber das will ich nicht weiter ausführen, oder es irdendwie angehen.

Mich hat die Einstellung heruntergebracht, zurück in die Ruhe. Die Einstellung zur Lage: ich konnte zwar am TT selbst nichts ändern, aber ich habe mir so eine Art LMAA-Einstellung zugelegt. In Bezug auf den TT, wie das mit meinem Leben nun weitergehen kann, ob es ein Weiter geben kann... das waren keine guten Gedanken. Also musste ich irgendwie bilanzieren, sozusagen.

Was kann mir denn geschehen? Das war so die Haltung. Eigentlich ja nichts, dachte ich, denn mein Bewusstsein war ja völlig intakt. Also hinlegen und Konzentration ablenken. Als es ganz schlimm war, zunächst durch Horchen auf das Atmen. Das half, runterzukommen. Und dann habe ich mir vorgestellt, dass ich mich einfach in eine Hand hineinbegebe, die mich auffängt. Irgendwie ist das so eine Art Loslassen. Hinlegen und irgendwie alles loslassen, sich über gar nichts mehr Sorgen machen: he, was soll jetzt schon kommen, da ist zwar dieser TT, aber der kann mich mal und ansonsten lasse ich mich treiben.

Was ich damit andeuten will, vielleicht hat innere Unruhe viel mit Vertrauen zu tun, welches nicht da ist und deshalb das ganze Bewusstsein vielleicht nur unterschwellig durchfärbt mit etwas, was sich im Ganzen als innere Unruhe äussert? Bei mir merke ich, dass ich umso ruhiger sein kann, bleibe, je mehr Vertrauen ich habe. Weiß nicht, vielleicht ist es auch so eine Art von 'Gehenlassen´, jedenfalls merke ich, es hilft.

Das Gigantische daran, ich spüre, wie der TT leiser wird. Ganz als Nebeneffekt, das ist der Hammer. Funktioniert beim Einschlafen immer. Leider nicht in Gegewart von besagten Geräuschen, siehe oben...

Grüße

Tom

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#62 05-12-2018 14:18:25

Hoffnung
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Beiträge: 105

Re: Tinnitus und Musik

Hallo Tom,

danke für Deinen ausführlichen Bericht. Habe beim Einschlafen keine großen Probleme.

Meine Probleme sind überwiegend morgens, wenn der TT wieder einmal ziemlich aufdreht.

Lauter TT verursacht bei mir überwiegend innere Unruhe, Konzentrationsprobleme, Getriebenheit.

Diese Symptome verlieren sich dann im Laufe des Tages. Habe leider keine Lösung für dieses Problem

gefunden.

Ich glaube aber das die durch den TT verursachte Depression eine nicht unwesentlich Rolle spielt.

Gruß Hoffnung

Beitrag geändert von Hoffnung (05-12-2018 14:19:24)

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#63 05-12-2018 20:32:37

Tom
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Beiträge: 32

Re: Tinnitus und Musik

Hallo Hoffnung,

ah, das ist ja interessant, genau so ist es bei mir auch. Morgens, direkt beim Aufwachen. Sobald mein Kopf anfängt, einzuschalten, ich nenne es einfach mal so, dann springt ab einem ganz bestimmten Punkt an, der TT an. Ich könnte nn wirklich nicht sagen, ist er zuvor schon da und nehme ich ihn ab einem konkreten Aufwachzustand wahr oder fängt er da erst an? Kann ich nicht sagen. Ich meine fast, dass ich während des Schlafes gar nichts von einem TT wahrnehme. In keinem meiner Träumer spielt ein Phantomton eine Rolle. Da bin ich mir sicher.

Doch dann ist er plötzlich da, im Verlauf des Aufwachens. Es kommt mir so vor, als ob es mit dem Moment zusammenfällt, wenn der Verstand die Regie übernimmt.

Aber wenn es wirklich so wäre, hiesse das nicht, dass der TT dann ein vom Hirn gemachtes Phantom ist? Wäre es nicht so etwas wie ein Beweis, freilich nicht von der Sorte, dass er wissenschaftlich nachprüfbar wäre, wie sollte das nur gehen? Aber wenigstens für mich selbst ein Hinweis, dass der TT vom Gehirn kommt!

Das ist etwas, was ich aufgrund anderer Beobachtungen sowieso schon lange vermute, auch aufgrund meiner langen Geschichte nun. Wie so eine Art Erinnerung, die mehr oder weniger präsent ist und deshalb beim einen keine Rolle spielt und den anderen quält.

Dazu kommt, dass der TT, sobald er morgens aufdreht, innerhalb eines Augenblickes, oft vom Wecker irgendwie wieder ziemlich ausgestellt wird. Kommt mir so vor, als ob das Gehirn da in einer Weise abgelenkt wird.

Als dieser Mist bei mir anfing, hat es mich morgends, ziemlich runtergezogen, nach ruhiger und LEISER Nacht wieder von dem Quälgeist gepeinigt zu werden: Kannst du dir vorstellen, was das für ein bescheuerter Anfang ist, wenn man zur Arbeit muss? Wahrscheinlich ja schon. Innere Unruhe und miese Konzentration waren anfangs bei mir auch vorhanden, depressive Verstimmungen inklusiv. Dazu kam das Gefühl des absoluten Auf-sich-Allein-Gestelltseins, denn mein Umfeld wollte ich nicht belasten und von den Ärzten kam keinerlei Hilfe. Oder Hoffnung. Im Gegenteil.

Was mir Hoffnung gab, war dass ich nach und nach bemerkt habe, dass ich durch Geräusche, etwa der piepsende Wecker, irgendwas halt, der TT ganz schnell kleiner wurde. Du schreibst, die Symptome verlieren sich im Laufe des Tages. Vielleicht liegt darin die Lösung, dieses sich-Verlieren zu beschleunigen, durch akustische Ablenkung. Und überhaupt Ablenkung.

Sicher hast du ganz recht, die durch den TT verursachte Depression spielt eine wesentliche Rolle. Das trifft doch genau das, was ich an mir selbst merke. Durch diese Tiefenentspannung, die ich mittlerweile in fast jeder Situation bei mir auslösen kann, geht es mir sofort besser. Es ist als ob das Gehirn ein paar Gänge runterschaltet. Dabei mein Geist, also ich meine, meine Gedanken dennoch intakt bleiben. Eher sogar besser ablaufen. Wahrscheinlich, denke ich, mache ich das, was man so als autogenes Training, oder Meditation und dergleichen kennt. Der Schlüssel dazu ist Loslassen und Vertrauen, dass mir nichts geschehen kann.

Einfach nichts geschehen kann. Ich nichts zu befürchten habe. Meine ich ganz ernst.

Gruß Tom

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