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Hallo zusammen,
ich bin neu hier und haette mir bis vor kurzem nicht vorstellen koennen mal in einem Tinnitus-Forum zu schreiben. Ich habe Tinnitus seit jetzt 17 Jahren, wovon ich die ersten 3 Jahre viele Probleme hatte, und danach wurde der T. weniger UND konnte ich besser damit umgehen. Tinnitus war bis Mitte Juli fuer mich ein Gespenst aus der Vergangenheit, ein laestiger alter Verwandter, den man zum Glueck nicht of sieht. Das Thema habe ich so gut es geht gemieden. Bloss nicht drauf fixieren.
Seit Mitte Juli geht das nicht mehr. Ich habe im linken Ohr ungefaehr vier 'Programme' die sich abwechseln. Erster Urlaubstag, und die Sirene in meinem linken Ohr ging nicht mehr weg. Ich habe massive Schlafprobleme und Angstanfaelle, vor allem wie es beruflich weitergehen soll. Ich habe meinem Urlaub absagen muessen, und bin immer noch nicht in der Lage wieder zu arbeiten. Die letzten Jahre waren sehr stressig, viel Jobangst, Arbeitslosigkeit. Das war sicherlich mit ein Ausloeser. Erst seit kurzem habe ich mehr Sicherheit.
Die extreme Hyperakusis die ich seit Juli dazu hatte, ist zum Glueck wieder abgenommen. Ich kann wieder Autofahren, Fahrradfahren und raus gehen. Kneipe und Zug fahren geht aber (noch) nicht.
Mein Problem ist im Moment: ich komm aus der Angstspirale nicht raus. Mein Tinnitus reagiert so extrem auf Stress, dass ich mir nicht vorstellen kann, wieder ein normales Leben zu fuehren. Und meine krampfhaften Versuche mich zu entspannen, machen es auch nicht besser. Loslassen auf Kommando und so.
Ich arbeite jeden Tag mit dem Buch von Maria Holl (Tinnitus Atemtherapie0. Das hilft meistens fuer meine Stimmung, und manchaml schaffe ich es wirklich auch waehrend des Uebens die Toene zu senken. Das klappt aber in den letzten Tagen nicht mehr.
Manche Tage suche ich verzweifelt das Internet ab nach irgendwelchen Heilungsmoeglichkeiten und schlucke meine 1001 Vitamintabletten. Gestern hatte ich da genug von, und dachte ich mir ich tu jetzt einfach so alsob der Tinnitus nicht da ist (das hat ja schliesslich lange genug geklappt), und habe gestern abend z.B. noch lange TV geguckt, was ich auch schon nicht mehr tue, weil mein T. davon schlimmer wird.
Heute nacht wurde ich mit einem sehr lauten T. wach, der nur nach langen Atemuebungen ertraeglicher wurde, aber an Schlaf war nicht mehr zu denken.
Ich weiss nicht mehr was ich machen soll und wie ich hier rauskomme.
Auch bei jeglichem gefuhelten Leistungsdruck (Arbeit) wird mein T. sofort lauter, und der Druck in meinem Kopf nimmt stark zu.
Meine Frage: kennt das jemand, dass der T. so stark und wechselnd auf Stress reagiert. Wie gehr ihr damit um?
Und noch eine andere Frage: ich wohne schon lange in den Niederlanden. Ich war mit meinem neuen T. bis jetzt nur beim Hausarzt, weil ich einen unheimlichen Horror vor dem Gesundheitssystem hier habe. Leider habe ich hier auch schon echt heftige Erfahrungen gemacht. Tinnitus wird hier garnicht behandelt. Auch fuer die psycho-soziale Problematik ist wenig Gefuehl. "Da kann man nichts dran machen", war der einzige Ratschlag den ich vor 17 Jahren zu hoeren gekriegt habe. Darum bin ich da garnicht erst hingegangen dieses Mal.
Andererseits frage ich mich: warum habe ich den Tinnitus nur hauptsaechlich links? Warum schwillt meine linken Nasennebenhoehlen immer so zu, wenn ich neue Geraeusche habe? Ich hatte als Kind ein schweres Schaedel-Hirn Trauma. Kann der Tinnitus eine Spaetfolge sein, und wenn ja, was nuetzt mir diese Erkenntnis?
Ich gehe regelmaessig zur Physiotherapie(cranio-sacraal Therapie) und lasse meinen Kopf/Ohren massieren, da ist ne Menge Spannung drauf und meistens gibt es ein bisschen Erleichterung. Was meint ihr: lohnt es sich zum HNO Arzt zu gehen? Vor 17 Jahren konnten sie keine Ursache finden. Ich habe auch kein Laerm-Trauma oder so.
Vielen Dank schon mal fuer Eure Antworten!
Herzliche Gruesse,
Marie
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Hallo Marie,
kurze Gegenfragen:
- Ist dein Tinni nun schlimmer als ganz zu Beginn (die von Dir erwähnten ersten 3 Jahre) oder wieder zurück auf die ursprüngliche Lautstärke?
- Wie hast Du es denn geschafft damals mit dem Tinni klarzukommen? Ist er einfach von alleine leiser geworden über die Jahre oder hast Du aktiv dagegen etwas unternommen?
- Wie kam es dazu, dass dein Tinni vor Kurzem wieder aufgedreht hat? Meinst Du es war der Stress oder gab es da vielleicht auch andere potentielle Ursachen? (Lärm, Kummer, Medikamente etc.)
Also, dass sich der Tinni durch Stress, Angst, Erschöpfung und depressiven Gedanken verstärkt kann ich aus eigener Erfahrung eindeutig bestätigen.
Es gilt diesen Teufelskreis zu durchbrechen: Da hilft Sport, Entspannungstechniken, eine gesunde Ernährung, positives Denken und vor allen Dingen: STRESSREDUKTION. Ich weiss, leichter gesagt als getan...
Zum HNO könntest/solltest Du gehen nur um erstmal mögliche organische Ursachen auszuschliessen (die jedoch eher unwahrscheinlich sind in deinem Fall). Du könntest aber dort mal nachfragen ob es bei Dir in der Nähe eine Spezialklinik für Tinnituspatienten gibt, die z.B. ambulant eine Retraining Therapie anbietet.
Beitrag geändert von ccrrxx (10-09-2013 22:06:23)
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Hallo Ccrxx,
danke erstmal fuer deine Antwort.
Ja, mein T. ist viel schlimmer als ganz zu Beginn. Ich wuerd sofort tauschen mit dem von frueher. Der Unterschied ist das ich damals nur gleichmaessige Toene hatte, und nicht staendig wechselden Sirenen. Aber trotzdem ein recht hohes Fiepen. Es war auch ziemlich schwer fuer, weil mir das ganze damals grosse Angst gemacht hat. Der heutige reagiert auch ganz stark auf Reize aller Art (Laerm, Stress, Wind). Mein frueherer T. war stabiler, der hat sich auch nach 10 Stunden Zugfahrt nicht beschwert.
Ich hatte in den ersten Jahren ein ziemliches auf und ab, und hab in meiner Verzweifelung alles ausprobiert, wo irgendwelche Heilsversprechen dranhingen:
Hoemeopathie, Handauflegen, Schlangengift, Hypnose, Akkupunktur, ambulante Therapie in Duesseldorf bei Dr. Greuel. Hat alles nicht wirklich viel gebracht. Den ganzen Quatsch konnte ich mir zum Glueck aus Erfahrung jetzt schenken.
Nach drei Jahren habe ich damals noch einen neuen Versuch mit Akkupunktur gestartet, und das hat's dann fuer den Durchbruch gesorgt. Der Tinnitus wurde leiser, und ich konnte mit dem Rest gut umgehen. Bis vor kurzem hat er mich noch ab und zu genervt, meistens in besonders stressigen Phasen auf der Arbeit. Aber er hat mir keine Angst mehr gemacht.
Warum hat der Tinni erneut aufgedreht? Ich seh eigentlich nur Stress als Ursache, ein superstressiger Job mit so viel Multitasking, dass mein Kopf regelrecht uebergelaufen ist. Dazu noch berufliche Existenzaengste. Wobei es mit dem T. eigentlich erst richtig los ging, nachdem ich mir zum ersten Mal seit Jahren KEINE Sorgen mehr machen muss. Er kam puenktlich zum ersten Urlaubstag. Andere Ursachen sehe ich so nicht.
Mit dem Teufelskreis durchbrechen habe ich im Moment meine grossen Schwierigkeiten: alles was ich tue mach ich mit dem Hintergedanken um Stress zu reduzieren, was mir dann auch wieder Stress bereitet wenn es jetzt gleich nicht hilft... Die Angst vor der Angst. Ich gehe halt dem T. wie ein neues Projekt an, das es gilt klein zu kriegen. So laueft das natuerlich nicht. Ich bin halt auch sehr ungeduldig. Sehe in mir im Moment selbst den groessten Feind. Wie ist es dir denn gelungen den Teufelskreis zu durchbrechen? Ich suche immer noch den Schalter den ich umstellen kann.
Ich gehe jetzt doch mal zum HNO-Arzt. Leider ist Tinnitus-Therpaie hier in den Niederlanden relativ mager. Tinnitus-Retraining-Therapie wird erst seit neuestem in nur einer einzigen Stadt angeboten, die leider zu weit weg ist. Ansonsten gibt es Selbsthilfegruppen (z.B. Gartenarbeit ), und spezialisierte Psychologen/Sozialarbeiter und Psychatrien die sich mit Tinnitus-Patienten beschaeftigen, davon verspreche ich mir aber nicht so viel.
Danke erstmal fuers zulesen!
Marie
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Hallo Marie,
also ich kann mich leider noch nicht als Tinnitus-Guru bezeichnen, da ich den erst seit einem halben Jahr ertragen muss und noch nicht komplett über ihn hinweg bin. Ich hoffe, dass ich eines Tages zu diesem Forum zurückkehren kann um eine Story mit happy-end erzählen zu können.
Auch ich habe einen Tinnitus durch Stress (in Kombo mit Medikamenten) bekommen und so ziemlich alles inzwischen ausprobiert: Cortison, Akkupunktur, Craniosacral-Therapie, Homöopathie, Gingko, Magnesium, Vitamin B, Hypnose... nichts hat zunächst geholfen da ich währenddessen immernoch im "Panikmodus" war.
Nichtdestotrotz kann ich sagen, dass es mir heute doch besser geht als ganz zu Beginn und dass ich Licht am Ende des Tunnels sehen kann.
Ich mache im Moment selbst eine TRT ambulant an der Charite in Berlin. Obwohl ich über die Monate sehr vieles über Tinnitus gelesen und studiert habe hat mir die reine Theorie letztendlich nicht weiterhelfen können.
Doch hier in der Klinik erlebe ich so langsam durch die praktischen Übungen (Entspannung, Bewegung, Hörtherapie, Massagen etc.) und die psychologischen Gespräche, dass man tatsächlich etwas dagegen aktiv tun kann. Und genau das ist wichtig, nämlich die Kontrolle zurück zu erlangen und das Gefühl der Verzweiflung und Hilflosigkeit abzubauen. Ich verstehe immer mehr den Zusammenhang zwischen dem Tinnitus und dem zuvor genannten Teufelskreis von Stress, Angst, Erschöpfung und depressiver Verstimmung. Du nimmst den Ton wahr --> Du hast negative Gedanken --> Du fühlst dich Scheisse und hilflos --> Dein Körper reagiert mit weiteren Stresssymptomen --> Du ziehst dich zurück --> der Tinni dreht auf --> usw.
Bei mir schwankt der Tinni gewaltig. An Tagen an denen ich nicht gut schlafen konnte, erschöpft oder extrem gestresst bin kann das Geräusch so intensiv werden, dass es sich überhaupt nicht mehr maskieren lässt. Bin ich jedoch ausgeschlafen und entspannt ist der Tinni eigentlich nur noch in stillen Räumen wahrnehmbar bzw. wenn ich bewusst "hinhöre".
Meiner Meinung nach ist der Tinnitus zum größten Teil ein psychosomatisches Problem. Denn letztendlich ist es nicht der "Sound" selbst, der das Leiden verursacht sondern unsere Reaktion darauf. Wenn man die Angst vor dem Tinni verliert, dann wird er auch tatsächlich leiser... und vielleicht bildet er sich dann auch somit mit der Zeit komplett zurück (angeblich verschwindet er auch bei 20% der Patienten im Laufe der Jahre sogar komplett - keiner weiss jedoch bei wem und unter welchen Voraussetzungen - Tinni ist wohl eine Fehlschaltung im Gehirn, die aber zumindest in der Theorie sich auch wieder zurückbilden/verlernt werden kann).
Meine Tipps an Dich: Da Du im Moment extrem leidest solltest Du schleunigst zu einem Arzt deines Vertrauens gehen und Dich krankschreiben lassen um erstmal aus dem Alltagsstress heraus zu kommen. In der Zeit würde ich mich mal informieren ob es in der Nähe so eine Tagesklinik gibt, die sich auf Tinni spezialisiert und versuchen einen Termin zu finden. Schon allein der Austausch mit anderen Betroffenen kann helfen sich wieder psychisch etwas zu stabilisieren und sein eigenes Problem zu relativieren. Da Du unter Schlafstörungen leidest solltest Du auch mit einem Psychiater sprechen. Dieser kann Dich zumindest mal beraten und wenn es nicht anders geht auch Medikamente verschreiben (z.B sedierende, leichte Antidepressiva). Versuche jedoch die Finger von Schlaftabletten (Benzodiazepine) zu lassen. Die können nur kurzfristig helfen - mittel- und langfristig sind sie Gift für dein Nervensystem. Um schlafen zu können würde ich es ausserdem mit einer ambienten Geräuschkulisse versuchen (Meerrauschen, Regen etc. - mir hilft das sehr). Versuche täglich Sport zu machen und meide alles was dein Nervensystem aggitiert: Kaffee, Alkohol, Nikotin etc. Versuche Dich nicht sozial komplett zu isolieren sondern versuche Kontakt mit guten Freunden zu haben. Alles was Dich in der akuten Phase von dem Tinni ablenkt ist gut! Und last but not least: Habe Geduld und versuche positiv zu bleiben! Der Körper hat immense Selbstheilungskräfte und unser Gehirn ist nicht programmiert für immer Alarm zu schlagen. Du hast es ja bereits selbst schon einmal durchgemacht und letztendlich in den Griff bekommen - so wird es auch diesmal sein.
Der Tinnitus ist eindeutig ein Alarmsignal des Körpers, dass in unserer Psyche etwas aus der Balance geraten ist. Diesen Satz habe ich auch in anderen Foren und Tinnitus-Seiten mehrmals gelesen ohne mich mit dieser Idee anfänglich anfreunden zu können. Doch so dämlich sich das anfangs anhört - ich glaube inzwischen fest daran.
Liebe Grüße
Beitrag geändert von ccrrxx (11-09-2013 22:47:13)
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Hallo Ccrrxx,
ich habe mir erstmal ein paar Tage Pause gegoennt vom Internet und Tinnitus, so weit wie das eben ging. Aber zumindest bin ich jetzt schon ein bisschen ruhiger.
Ich bin auch wie du der festen Ueberzeugung dass Tinnitus eine psychosomatische Sache ist. Nur die Feststellung dass etwas aus Balance geraten ist, reicht leider noch nicht um die Balance auch wieder herzustellen. Ich weiss auch, was in meinem Leben zu dieser Situation gefuehrt hat - Stress genug. Aber warum ausgerechnet Tinnitus? Ich meine es gibt ja eine ganze Palette an psychosomatischen Krankheiten:-)
Ich kann mir darum gut vorstellen dass du dich auch entschlossen hast die TRT-Therapie zu machen. Es freut mich zu lesen dass es dir hilft. Ambulante Tagesklinik geht hier leider in meiner Umgebung nicht. Ich ueberlege gerade ob ich nicht fuer eine Therapie nach Deutschland in eine Klinik gehe.
Ich bin bereits seit einigen Wochen krank geschrieben, und mir graut es regelmaessig vor der Zukunft, aber ich habe auch gute, hoffnungsvolle Tage wie heute.
Mir helfen wirklich immer noch am meisten die Uebungen von Maria Holl (Buch Tinnitus Atemtherapie). Ich fuehle mich danach oft ausgeglichener. Aber es geht noch ziemlich auf und ab, deswegen ueberlege ich mir das wirklich meinen Hausarzt um Antidepressiva zu beiten, wenn sich das in der naechsten Woche nicht bessert. Beim Psychologen bin ich seit kurzem auch schon.
Der Austausch hier ubers Forumtut gut, aber ich weiss nicht ob ich in eine Selbsthifegruppe gehen wuerde. Ich habe Angst dass meine Phantasie/ Angsttrip angeregt wird von Leidensgeschiten von anderen.
Benzodiazepine habe ich einige Wochen zum schlafen genommen, habe aber vor 2 Wochen aufgehoert da ich mich nicht auf Dauer damit zudroehen wollte. Ich habe im Moment wechselnd gute und schlechte Naechte, und da geht es mir genau wie dir: wenn ich nicht schlafen kann, dann ist der naechste Tag echt schlimm. Ich probiere im Moment aus, wieviel Aktivitaet/Sport/Freunde sehen mir gut tut. Es wird auch schnell zu viel. Wenn ich muede werde, hoere ich nicht mehr so gut und nimmt die Hyperakusis zu.
Ja es ist komisch, ich habe das alles schon mal durchgemacht, und das hilft mir wirklich damit umzugehen, aber andererseits auch wieder nicht, da dieses Geraeusch soallgegenwaertig ist, dass es mich oft aus der Bahn wirft.
Am schwesten habe ich es eigentlich an den mittelschlechten tagen nach einem guten Tag. Dass es doch nicht besser wird macht mich dann fertig. Aber das Tinnitus unheimlich schwankt, lese ich auch bei dir. Ich verstehe langsam dass das dazugehoert.
Ich habe mir ueberlegt dass ich auch mehr Stille vermeiden sollte. Was nimmst du den da?
CD, app, laptop?
Ich habe im Internet simplynoise.com entdeckt. Da gibt es wahlweise white, pink oder brown noise. Sagt mir alles nicht so zu.
Seit einigen tagen hoere ich zumindest wieder ab und zu leise Musik - auch mal was schoenes fuer die Ohren. Wobei ich klassische Musik im Moment echt grauenvoll finde: Geigen gehen garnicht zur Zeit:-)
Liebe Gruesse,
Marie
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Hallo Marie,
Nachträglich noch willkommen im Forum.
In schlechteren Phase haben bei mir entweder einige Schmerzabletten (Paracetamol oder Aspirin) oder auch alkoholfreies Bier geholfen. Ich hatte erst vor ein paar Monaten eine leichte Verschlechterung nach der Rückkehr aus dem Urlaub; dies verbesserte sich permanent sofort wieder nach zwei Flaschen Becks Blue.
Bezüglich der Musik: mit Geigen und Gitarren habe ich anfangs auch Probleme gehabt; nicht jedoch mit Klaviermusik.
Thomas
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Hallo Thomas,
danke fuer deine nette Willkommensbotschaft. Ich schau hier im Moment nicht so oft rein, weil ich grade versuche von meiner Fixierung auf den Tinnitus wegzukommen. Deswegen meine spaete Antwort.
Aber ich wollte dir noch mal mein Kompliment aussprechen fuer dieses Forum, in dem Du den Leuten Mut machst ihren eigenen Weg zu finden. Danke.
Deine Tipps mit dem alkoholfreien Bier und den Kopfschmerztabletten habe ich beide schon ausprobiert und es hatte keinen Effekt bei mir. Allerdings muss ich dazu sagen, dass ich zu der Zeit in einem absoluten Panikphase war, wo wahrscheinlich garnichts geholfen haette. Ich werd es bei Gelegenheit noch mal ausprobieren.
Inzwischen war ich beim HNO-arzt, der hat aber nichts feststellen koennen. Was ich auch nicht erwartet habe, aber jetzt habe ich das zumindest abgeklaert. Ein bisschen Gehoerverlust habe ich im mittleren Frequenzbereich, aber nicht mehr als 30dB.
Der HNO-Arzt meinte aber, das hauefig wechselnde Toene (ohne Laermtrauma) oft mit Schulter- und Nackenverspannungen zu tun haben. Vielleicht ist das eine Erklaerung dafuer, dass die Uebungen von Maria Holl bei mir so gut anschlagen.
Leider bin ich immer noch nicht wieder voll arbeitsfaehig, aber es geht sehr langsam voran.
Vielleicht noch interessant fuer die Ladies hier im Forum:
Ich habe inzwischen auch rausgefunden dass mein Tinnitus auch stark reagiert auf meinen hormonellen Zyklus. Auch herinnere ich mich im Nachhinein dass mein Tinnitus abnahm ertraeglichsten waehrend meiner Schwangerschaft und das auch die Jahre danach blieb.
Viele sonnige Herbstgruesse,
Marie
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Ihr Lieben,
Inzwischen bin ich 2,5 Jahre weiter und eigentlich ist meine Situation unverändert. Ich hab zwar viel gelernt in dieser Zeit und es geht mir weniger schlecht, aber der Leidensdruck ist noch ziemlich hoch.
Ich habe immer noch stark schwankenden Tinnitus (mit Sirene), eine gewissen Gewöhnung ist zwar eingetreten aber da er so stark schwankt habe ich ständig neues Programm was eine Gewöhnung erschwert.
Einiges ist besser geworden:
Ich habe keine Panik und Tinnitus-bezogene Ängste mehr, die Hyperakusis ist erheblich besser geworden, und ich kann den ganzen Krempel auch regelmäßig vergessen. Ich habe meinen Job noch. So weit so gut.
Schlecht ist, dass ich immer noch chronisch erschöpft bin. Oft Kopfschmerzen, Ich arbeite inzwischen Teilzeit, weil ich einen ganzen Arbeitstag nicht durchstehe. Bei Überanstrengung (und das passiert schnell) bezahle ich das mit wochenlangem Dauerflöten. Kneipen- und Restaurantbesuch ist nicht drin, auch keine Autofahrten länger als 1 Stunde, Zug fahren geht garnicht. Alle Termine muss ich sorgfältig planen, um immer ausreichend Ruhepausen einzubauen. Mein Sozialleben liegt so gut wie flach weil ich kaum Energie habe und auch nirgendwohin kann. Mein Job ist recht anstrengend, dafür geht alle Energie drauf.
Und dann schaukelt es sich so hoch. Wegen Übermüdung mehr Tinnitus, durch den Tinnitus noch erschöpfter usw. Weiß auch nicht was Huhn oder Ei ist in dieser Geschichte.
Ich hab schon viel gemacht in den letzten Jahren: Ernährungsumstellung, viel bewegen, tägliche Entspanningsübungen, Psychotherapie, hochdosierte Vitamine (U.a. B 12), Akkupunktur, Cranio-sakraltherapie, Noiser. Auch bin ich durchgecheckt auf alles mögliche, nichts gefunden. Alle Blutwerte normal.
Und mir fällt so langsam nichts mehr ein. Ich hatte ja gehofft dass sich das mit der Zeit bessern würde, und das hat es ja auch für ein gutes Stück aber irgendwann bin ich auf einem ziemlich niedrigen Niveau stehen geblieben.
Wars das jetzt? Das Einzige was mir noch einfällt ist in eine Tinnitus Klinik in Deutschland zu gehen. Bringt das was? Ich meine die kochen auch nur mit Wasser, oder?
Ich hab mich in den letzten Jahren immer an der Hoffnung hochgehangelt. Die ist mir inzwischen aber ausgegangen.
Traurige Grüße,
Marie
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Hallo Marie,
kann sehr gut nachvollziehen wie es in Dir ausschaut. Bei mir selbst ist es immer ein rauf und runter.
Habe zwischenzeitlich aufgehört im Chor zu singen. Die Geräuschkulisse hat dem TT gar nicht gefallen.
Spiele auch nicht mehr so oft Gitarre, nur noch ab und zu bei Taufen und dann nur mit Ohrstöpsel.
Es ist wirklich zum kotzen wenn man so gerne Musik gemacht hat und dann so ausgebremst wird.
Vielleicht brauchen wir doch noch ein paar Jahre um uns an den TT zu gewöhnen.
Mein Sozialleben brennt auch auf Sparflamme. TT orientiert sich an der Geräuschkulisse.
Viel Geräusch, viel Tinnitus. Gestern feierten wir den 85-sten unserer Oma. Heute pfeift er aus allen Rohren.
Wenn er so aufdreht wird er meist auch noch von Unruhe begleitet. Ich möchte am liebsten aus meiner Haut
fahren.
Wo können wir uns verstecken damit er uns nicht findet?
Mit dem Gedanken einer Kur in einer Tinnitus Klinik habe ich auch schon gespielt.
Was mich davon noch abhält ist die Tatsache, dass es keine Erfolgsgarantie gibt. Leider.
Vielleicht ist es ein Versuch wert.
Wo können wir uns verstecken damit er uns nicht findet?
Was bleibt uns anderes übrig als auf die Zeit zu setzen. Vielleicht brauchen wir noch 1, 2, 3 Jahre
um mit unserer Situation klar zu kommen. Hoffen dürfen wir, da es bei vielen schon geklappt hat.
Kopf hoch Marie. Wir schaffen das.
Gruß Hoffnung
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Hallo Hoffnung,
Vielen lieben Dank für deine aufmunternden Worte. Meistens halte ich mich tapfer, aber im Moment habe ich einen echten Durchhänger.
Ja schade dass man so viele Sachen lassen muss die eigentlich einen Ausgleich bringen würden und Stress abbauen, wie im Chor singen oder Musik machen. Das Klavier spielen habe ich auch ganz aufgeben müssen. Auch Sport ist schwierig wegen der Geräuschkulisse: Hallenbad und Fitnessstudio fallen auch weg.
Wo können wir uns verstecken damit er uns nicht findet? Nirgendwo. Und ich glaube das ist auch der springende Punkt: trotzdem im eigenen Körper zu bleiben, selbst Raum einzunehmen, und sich nicht vom TT wegdrängen zu lassen. So nach dem Motto: mein Kopf gehört mir!
Das klappt oft auch ganz gut, aber in schlechten Phasen halt nicht. Schade dass du als Musiker so eingeschränkt bist. Aber das muss ja auch nicht immer so bleiben. hoffe ich. Ich kenne übrigens einen Schlagzeuger der nach jahrelangem TT und Hyperakusis wieder auftreten kann. Hoffen dürfen wir! Und auch bei mir hat es ja schon einmal geklappt. Ich hatte meinen ersten TT 1996, die ersten drei Jahre schlimm (aber nie so schlimm wie jetzt), danach immer besser bis ich 2003 sogar wieder auf Popkonzerte gehen konnte. Also ich hab zehn Jahre Ruhe gehabt, und dann hast mich ganz kalt erwischt. Aber was einmal geklappt hat, kann ja auch nochmal klappen.
Gruß, Marie
Offline