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Hallo miteinander
ich hatte vor 4 Monaten einen Hörsturz mit anschliessendem Tinnitus. Ich fand eine Tinnitus Spezialistin, die der Schweizer Tinnitus Liga angehört und diese hat mir erst mal genau erklärt was im Ohr passiert resp. sich mit den Nerven abspielt. Das war sehr wichtig für mich, endlich auch mal etwas zu verstehen und nicht nur auszuhalten. Sie schickte mich zu einem versierten Hörakustiker, der mir Noiser (Hörgerät das ein Rauschen erzeugt) anfertigte, d.h. es wird ein Abdruck der Ohrmuschel gemacht damit das Gerät nachher auch richtig passt. Es können 2 versch. Rauschtöne eingestellt werden und die Lautstärke ist auch regulierbar. Nach 4-6 Wochen wurde es immer stiller und ich reiste los nach Indien. Dort ging es mir von Tag zu Tag besser, sodass ich beschloss die Noiser nicht mehr zu tragen.
Kaum 4 Wochen zu Hause ging es wieder los - und leider mehr denn je.
Da ich vorerst die Noiser gemietet hatte, habe ich mich jetzt entschlossen sie zu kaufen (meine KK bezahlt 75%). Ich trage sie jetzt wieder jeden Tag (6-9 Std.) und wüsste im Moment nicht was machen ohne.
Es geht ja darum den "eigenen" Pfeifton abzulenken, was an sich fragwürdig ist. In akuten Phasen, wie z.B. gerade jetzt wieder bei mir, bringen die Noiser aber genau die Ablenkung, die ich mir wünsche. Nachts eignen sich die Noiser nicht sehr, sie drücken und stören und fallen leicht aus dem Ohr.
Ich komme also mit dem lauten und hohen Pfeiffton & dem Noiser einigermasen zurecht.
Was allerdings sehr unangenehm ist, ist der enorme Druck im Kopf.
Ich glaube eigentlich nicht, dass der im Zusammenhang mit den Noisern zu sehen ist, es fühlt sich nicht so an. Weiss allerdings nicht, was ich gegen den Druck machen kann... vielen Dank für Hinweise.
Tolle und hilfreiche Seite, bin froh hier zu sein, vielen Dank!
Grüsse, Bettina
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Hallo Bettina,
Willkommen im Forum.
Ich will hier nicht grundsätzlich gegen Noiser argumentieren (obwohl ich es zugegebenermaßen etwas unverständlich finde, dass man sich an ein externes Geräusch aber nicht an sein eigenes Ohrgeräusch gewöhnen kann). Letztlich ist ja entscheidend, was hilft, und wie man am besten klar kommt. Aber man sollte hier nicht zu kurzfristig denken. Sich zu kratzen wenn es juckt, mag wohl im Moment eine Erleichterung bringen, aber kann langfristig das Jucken noch verschlimmern. In diesem Fall stimmt es mich wirklich etwas bedenklich, dass nach Absetzen des Noisers der Tinnitus nur noch schlimmer wurde, und Du zusätzlich noch den Druck im Kopf hast. Es scheint mir fast eine ähnliche Situation, als wärst Du drogenabhängig, und hättest nach Absetzen der Droge Entzugserscheinungen bekommen. Die Sache ist die, dass auf die Droge zurückzugehen langfristig keine Lösung ist. Meiner persönlichen Meinung nach (aber mehr auch nicht), solltest Du versuchen, langfristig auf den Noiser zu verzichten. Es gibt andere, sinnvollere Methoden, den Tinnitus zu kontrollieren.
Thomas
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Hallo Thomas
Vielen Dank für deine Ansicht. Ich hatte mir natürlich auch schon Gedanken in diese Richtung gemacht. Das gilt ja eigentlich für alle "Hilfsmittel", also auch für Aspirin, Schlafmittel etc., also alles was ablenkt oder unterdrückt.
Würdest du sagen, dass der starke Druck im Kopf und die Kopfschmerzen kein typisches Tinnitus Symptom sind? Darüber finde ich kaum Informationen.
Danke und ieber Gruss, Bettina
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Hallo Bettina,
Wie bei den meisten Sachen ist es ja eine Frage der Dosierung. Sicherlich kann man auch bei Schlaftabletten oder Schmerztabletten Probleme bekommen, falls man diese in zu großen Mengen oder über einen zu langen Zeitraum nimmt. Sich systematisch für 6-9 Stunden am Tag dem Noiser auszusetzen, kommt mir persönlich jedenfalls etwas wie eine Gewaltkur vor, und man sollte hier über Konsequenzen nicht überrascht sein. Ob jetzt die Kopfschmerzen und der Druck im Kopf hiermit zusammenhängen, kann ich definitiv auch nicht sagen, aber falls dies vor der Benutzung des Noisers nicht der Fall war, würde ich es durchaus für möglich oder sogar wahrscheinlich halten (jedenfalls bekommt man diese Beschwerden nicht oft zu hören von Tinnituspatienten).
Übrigens, alkoholfreies Bier hat bei mir auch immer gut angeschlagen bei der Beruhigung des Tinnitus (dies ist vielleicht am wenigsten bedenklich im Hinblich auf Nebenwirkungen).
Thomas
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Hallo Thomas, nochmals Danke für den Tipp, werde das ausprobieren.
Mal sehen wie es sich mit dem Druck und den Noisern weiter entwickelt... ich werde sie auf jeden Fall mal weniger lange tragen und beobachten ob sich etwas in Bezug auf den Druck ändert. Liebe Grüsse, Bettina
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Also ich hab auch Noiser... sie haben mir sehr geholfen. Konnte das erste halbe jahr nicht mehr ohne schlaftabletten schlafen udn dann auch nur mit extrem viel beherrschung. Seit ich die Noiser hatte konnte ich wieder normal schlafen und hab nicht ständig an das Geräusch gedacht. (hab sie nur in der nacht getragen da unter tags der hohe pfeifton durch andere geräusche verdeckt war). Hab sie ca 2 jahre genommen weil ich dadurch nicht mehr das gefühl hatte wahnsinnig zu werden und mir den kopf abzureissen... und mittlerweile kann ich auch ohne schlafen. Ich finde das externe rauschen nicht störend, im gegenteil wenn man damit von einem endlosen hohen erdrückenden pfeifton ablenken kann sehr hilfreich,...
nun nehme ich sie immer wenn der tinni schlimmer wird und ich das gefühl hab wieder nicht schlafen zu können... weg geht er damit zwar nicht ganz jedoch wird er leiser und man denkt nicht mehr ständig dran...
also ich kann die noiser schon empfehlen
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Hallo desperate_girl
Habe soeben gesehen, dass du zu einem anderen Thema berichtet hattes, dass du "so ein unangenehmes Druckgefühl" auf den Ohren bekommen hattest. (Dein Text: Hab so ein unangenehmes Druckgefühl auf den Ohren. Der Tinni scheint links viel stärker zu sein und äußert sich in extrem hohem pfeiffen das nur durch den PC übertönt wird).
Jetzt wo ich lese, dass du auch Noiser trägst frage ich mich ob es ein Zufall ist, dass du und auch ich Noiser tragen und beide mit einem Druckgefühl mühe haben.
Ich werde das in den nächsten Wochen testen und schauen was sich verändert bei wenig oder nicht tragen der Noiser.
Wegen des Drucks und den ständigen Kopfschmerzen gehe ich heute ein MRI machen, meine Ärztin lächelte und meinte, ach ja das sei doch Teil der Therapie bei den Tinnitus Patienten - die machen das alle mal früher oder später. Im besten Fall weiss ich, dass ich es "nur " mit dem Tinnitus zu tun haben :-)
Liebe Grüsse, Bettina
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nein der druck kommt bei mir nicht von den noisern, da ich das Druckgefühl bereits hatte bevor ich diese benutzte. Ist bei mir auch nicht immer nur ab und zu... meistens wenn ich wieder durchblutungsfördernde Medikamente nehme... denke das es daher kommt.
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Unterdessen sind wieder einpaar Wochen vergangen. Das MRI hat nichts aussergewöhnliches ergeben, es geht also "nur" um den Tinnitus.
Der Druck im Kopf hat sich fast vollständig aufgelöst. Ob es daran liegt, dass ich die Noiser weniger lange und nicht mehr jeden Tagen trage, kann ich nicht mit Sicherheit sagen.
Was ich aber auf jeden Fall als positive Unterstützung erlebe ist die Tatsache (und immer wieder Aussage von Thomas), dass man mit sich selber einen Weg finden soll, heraus finden was einem gut tut. Das klingt so einfach - ist es aber nicht. Anfangs ist es schwierig, weil man es sich gewohnt ist auf eine "Hilfe" zurück zu greifen und fast automatisch nach "aussen" um Hilfe sucht.
So habe ich mich (mit den Noisern im Gepäck falls es mal wieder stürmisch wird) auf einen Weg nach innen begeben und stelle fest, dass ich vorwärts komme. Zwar langsam aber dennoch sind immer mehr kleine Fortschritte erkennbar.
Ich versuche achtsamer durch den Alltag zu gehen, d.h. viel unnötiges weglassen (Ballast abwerfen), dafür bewusster dem nach gehen was mir gut tut. Tai Chi und Vipassana Meditation geben mir dazu eine gewisse Stabilität. Allgemein einen Gang runter schalten. Mir möglichst viel Zeit nehmen für Schönes und für mich Gutes. Kaffee und Schwarzthé weglassen, dafür öfter mal ein alkoholfreies Bier trinken. Mich wieder trauen Leute einzuladen und wenns es zuviel wird ganz einfach "es ist Zeit zu gehen" auszusprechen. Dem Umfeld klar machen, dass ich spontan und situativ entscheide ob ich eine Verabredung einhalte oder nicht - also möglichst viel Freiraum schaffen (der auch richtig verstanden wird).
Im Grunde keine grossen Themen, aber trotzdem aufmerksam im Kleinen und mit einem Selbstvertrauen (ich kann etwas bewegen/verändern) unterwegs zu sein scheint sehr unterstützend.
Ich wünsche uns allen weiterhin viel Mut und Vertrauen.
Mit Gruss, Bettina
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