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Verbotene Gedanken!
18.06.2011
Als ich an dem Morgen erwachte merkte ich schnell, das was nicht stimmte. Immer wenn ich eine Art Gehörstutz bekomme höre ich links anders als rechts. Dumpfe Töne werden sehr intensive war genommen, auch wenn sie sehr leise sind. Ich kannte das schon, es war bereits schon zweimal im meine Leben passiert. Es dauerte nicht lange, da stellte sich der Tinnitus ein. Diesmal schlimmer als zuvor. Ich habe dann zu meiner Frau gesagt, „Schatz mir steht eine schlimme Zeit bevor, richte dich schon mal darauf ein!“. Obwohl ich mit dem Thema Tinnitus bereits zweimal zu kämpfen hatte, begegnete ich dem Problem wie jeder andere hier im Forum – mit Hilflosigkeit, Panik und auch zuletzt einer schweren Depression.
Ich habe mir fest vorgenommen, sollte ich ein Weg finden, der annähernd den alten Zustand wieder herstellt, werde ich hier davon berichten. Was ich alles unternommen habe und wie es mir gelungen ist, wieder ein normales Leben zu führen, davon möchte ich hier erzählen. Auch was es mit der Überschrift auf sich hat, wird dann deutlicher.
Erster Teil:
„Oh - Gott dachte ich, das darf doch nicht wahr sein, es geht wieder los!“
Ein alter Feind oder doch Freund ist im mein Leben zurückgekehrt – der Tinnitus. Es kommt immer dann wenn man am wenigsten gebrauchen kann. Bei mir war es mitten im Urlaub an der schönen Adria-Küste. Der erste richtige Urlaub seit Jahren mit meiner Frau und den beiden Zwillingen (noch keine drei Jahre). Als ich dann eine Woche später zu Hause war, bin ich erst mal zum HNO und habe mir dort 14 Tage lang die Venen kaputt stechen lassen. Es stellte sich rasch eine kleine Besserung ein. Was ich da noch nicht wusste, lag das nicht an den Infusionen. Etwa zur gleichen Zeit begann auch der Teufelskreis, der mich noch die nächsten Wochen und Monate beschäftigen wird. Was ich faszinierend finde ist, das man manchmal erst nach ganz unten muss, um wieder ganz nach oben zu kommen. Aber weiter im Text – nach dem ich nun so bei HNO auf der pirsche Lag kreisten die ersten Gedanken: Was könnte den die Gründe dafür sein, das ich wieder an diesem Punkt angekommen bin? Warum ist das nun wieder ausgerechnet mir passiert? Was habe ich falsch gemacht? In den ersten Tagen habe ich dann alles Mögliche im Internet ergooglt. Auf einer Seite stand dass es 38 Ursachen gibt die einen Tinnitus auslösen können. Welche davon ist meine? Bevor ich mich intensive damit auseinander setzten konnte quälte mich täglich dieser Ton der da nicht hingehörte.
Ich arbeite zu 90% am PC und habe das unverschämte Glück, das ich auch noch von zu Hause arbeite und mir die Arbeit mehr oder weniger einteilen kann. Das ist ein glücklicher Umstand der einen wichtigen Faktor bei meiner Genesung war. Das erst was mir half war ein kleines Tool. Seit Windows Vista gibt es die sogenannten „Gatgets“. Kleine Programme die einen z.B. das Wetter oder die aktuelle Urzeit anzeigen. Ich habe mir einen Counter besorg. Dieser sollte mir anzeigen, wie lange es noch bis zu meinen nächsten Urlaub ist - genau 8 Wochen. Ich wollte unbedingt bis dahin wieder einigermaßen OK sein. Was für ein ehrgeiziges Unterfangen!
Wie es weiter geht im nächsten Teil.
Gruß
Bernado
Beitrag geändert von Bernado (19-11-2011 13:25:43)
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Zweiter Teil:
Warum ein Counter? Es besteht die Gefahr, dass wenn man sich Tage, Wochen und Monate mit etwas beschäftig andere Dinge aus den Augen verliert. Man dreht sich nur noch um das Thema Tinnitus und andere wichtige Dinge bleiben auf der Stecke. Der Counter sollte mir helfen meine Ziele nicht aus den Augen zu verlieren. Mich motivieren nach vorne zuschauen und nicht so viel in mich hinein zu horchen.
Mein Tinnitus war extrem laut und das auf beiden Ohren. Dieses war für mich eine neue Erfahrung. Bisher hatte ich ihn immer nur auf einer Seite. Dazu kam dann noch nachts ein heftiges gurgeln. Ich wusste sofort das es diesmal anders – extremer ist.
Der HNO hat mir die berühmten Infusionen verabreicht im meinem Fall war das Pentoxifyllin und zusätzlich auch als Tabletten. Ich habe beides gut vertragen und keine Nebenwirkungen gespürt. Zwar musste ich die Infusionen selber zahlen, aber in so einer Situation ist man bereit alles dafür zu tun, dass es besser wird und das ist mir ja schon zweimal passiert. Eine gewisse Coolness oder gar Routine wollte sich zu diesem Zeitpunkt einfach nicht einstellen. In meinem Fall war die Gedanken so … „Mensch du hattest doch schon zweimal die gleiche Situation. Ok – das letzte Mal ist schon 10 Jahre her … aber was hast du damals gemacht, was hat geholfen?“ Auch damals war ich beim HNO und habe Infusionen bekommen. Ich musste erschrocken feststellen, dass sich in den letzten Jahren auf dem Gebiet sehr wenig getan hat. Im Gegenteil Infusionen werden aus Mangel an Wirkung nicht mehr von der Krankenkasse übernommen.
In den Foren wird sehr oft berichtet, dass es wichtig ist, sich nicht zu intensive mit den Ton im Ohr auseinander zusetzen. Zwar ist mir das in den ersten Wochen nicht gelungen und dann bin ich mal wieder im Internet über ein sehr hilfreiches Tool gestoßen. Wie soll man was überhören, wenn man es ständig hört? An meinen Arbeitsplatz sind am PC auch Lautsprecher angeschlossen und das Tool „Aire Freshener“ von Peter Hirschberg hat mir sehr geholfen.
Link: http://www.peterhirschberg.com/mysoftware.html
Mit dem Tool kann man natürliche Geräusche ständig im Hintergrund laufen lassen. Mein Favorit sind die Grillen [Zirpen](Summer Night). Damit konnte ich den Ton sehr gut übertönen. Die Tinnitus Behandlung ist besser als ständig Musik zu hören, denn es ist ein natürliches Geräusch was eine gewisse Monotonie besitzt. Heute nach x-Woche höre ich das Zirpen der Grillen nicht mehr bewusst, weil mein Gehirn gelernt hat, es als nicht bedrohlich einzustufen und es wird einfach ausfiltert. Da es den Tinnitus übertönte, war der gleich mit verschwunden. Natürlich nur solange wie man vor den Lautsprechern saß. Es kam mir vor als würde ich unter eine Art Klangdusche gehen, wo man für kurze Zeit, entspannen kann. Erst waren es nur Minuten, dann Stunden und zum Schluss Tage. Ich habe mir den Ton auch auf mein IPOD überspielt und wenn ich dann nicht einschlafen konnte, habe ich die Grillen angemacht (Endlosschleife) und mir vorgestellt, das ich auf eine Wiese liege. Nach ein paar Tagen war Einschlafen kein Problem mehr. Die Lautstärke sollte nicht zu laut sein!
In der ersten Zeit, verbringt man viel Zeit mit seinem Tinnitus, es ist wichtig sich in der Zeit mit den richtigen Dingen zu beschäftigen und Lösungen zu erarbeiten. Wenn man Lösungen sucht, sollte man sich nicht "nur" auf das Ohr konzentrieren, eine ganzheitliche Sichtweise sollte entwickelt werden.
Dazu mehr im nächsten Teil.
Gruß
Bernado
Beitrag geändert von Bernado (19-11-2011 13:30:36)
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Hallo Bernado,
ich brenne auf den nächsten Teil !
LG
Kerstin
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Hallo Bernado,
auch ich warte auf die Fortsetzung Deines interessanten Berichtes.
Gruß
Abila
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Sorry das der Teil 3 erst jetzt kommt. Ich hatte Problem beim Anmelden und der sehr nette Admin hat geholfen! Danke noch mal!
Dritter Teil:
Wie ich schon berichtet habe, gibt es 38 Möglichkeiten die als Ursache für dieses „virtuelle“ Geräusch in Frage kommt. Mir ist es eigentlich egal wie viele Möglichkeiten es gibt (38 oder 100), mich interessierte nur die eine oder gibt es doch mehrere Möglichkeiten? Es gibt für fast jede Krankheit einen Facharzt. Wenn man sich mit Tinnitus und seinen möglichen Ursachen beschäftigt, stellt man schnell fest, das zur Abklärung des Problems gleich mehrere Ärzte zuständig sein können. Jeder Arzt schaut erst mal auf seinem Gebiet was die Ursachen sein könnte. Es ist daher besonders wichtig eine ganzheitliche Sichtweise zu entwickeln als Betroffener. Denn es besteht ja die Möglichkeit, das die Ursachen für das Symptom Tinnitus, ganz woanders liegen, als bisher gedacht. Aus diesem Grund habe ich mir noch folgende Fragen gestellt:
1. Was für Beschwerden habe ich außer dem Tinnitus noch zusätzlich?
2. In was für einer Lebenssituation befinde ich mich grade?
3. Was bin ich eigentlich für ein Mensch?
Die erste Frage lässt sich ja vielleicht noch beantworten, aber hier gibt es auch „Fallen“. Zum einen können sich Beschwerden routinemäßig einschleichen (so das sie quasi schon zu Alltag gehören) und zum anderen kann die Lebenssituation so sein, dass man vor lauter Bäumen den Wald nicht mehr sehen kann (Scheidung, Mobbing, schwere Lebenskrisen). Am Anfang braucht man viel Zeit für sich. Doch woher soll die Zeit kommen? Die meisten stehen mitten im Leben wenn ein der Tinnitus erwischt und nun soll man aussteigen? Das ist leichter gesagt als getan. Es war verdammt schwer wenn man Berufstätig ist, Familie und Freunde hat, mehr Zeit für sich frei zu machen und das noch in einer besonderen belastenden Situation. Ich habe mir eine Prioritätenliste gemacht und überlegt was unbedingt sein muss und was nicht. Alle unnötigen Dinge wurden sofort gestrichen, Aktivitäten mit Freunde und Familie auf das nötige Minimum reduziert. Auch im Job habe ich mein Arrangement herunter geschraubt. Es reicht auch mal aus, wenn man mal 80% statt 100% gibt und das lässt sich auf fast alles anwenden. Ich möchte nochmal betonen dass dieses nicht leicht war. Es hat auch geholfen offen mit mein Problem umzugehen und meine Umkreis zu erklären was im Moment mit mir los ist. Im Prinzip sollte fast jedes legale Mittel eingesetzt werden um sich mehr Freiraum zu verschaffen.
Meine „freie Zeit“ habe ich genutzt um über meine Situation nachzudenken. Ich musste mich und die Situation aus einem anderen Blickwinkel betrachten. Schnell kamen neben den Tinnitus noch andere Beschwerden zu Tage z.B.:
-Müdigkeit
-Kraftlosigkeit
-innere Unruhe
-Grippe ähnliche Symptome
-Nackenverspannungen
Zu diesen allgemeinen auf jede Krankheit passenden Symptome bemerkte ich noch andere Veränderungen. Entweder weil sie mir aufgefallen sind oder weil mein Umfeld mir Spiegelte das etwas nicht stimmt z.B:
-Kleinigkeiten Brachten mich schnell aus der Verfassung
-aggressives Verhalten
Weiter wurde bei einem Zahnarzt besuch festgestellt, das meine Zähne durch Zähneknirschen schon arg gelitten haben. Ich bekam eine Zahnschiene verordnet. Für einige hier im Forum war das schon die Lösung des Problems. Einige berichteten das ihr Tinnitus deutlich weniger geworden ist. Kann man da schon von einem Happy End reden?
Ich bin der Meinung nein – den es stellten sich neu Fragen? Warum habe ich noch andere Beschwerden und warum knirsche ich mit den Zähnen?
Die Fragen führten mich dann zur nächsten Aufgabe: „In was für einer Lebenssituation befinde ich mich grade?“
Dazu mehr im nächsten Teil.
Beitrag geändert von Bernado (25-11-2011 21:56:14)
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Hallo,
ich schaue ja nur hin und wieder hier ins Forum.
Von dem "Aire Freshener" - link hattest du ja geschrieben - halte ich ja nix.
Wer etwas beruhigende Musik oder Naturgeräusche als angenehm empfindet kann dies sicherlich auch als CD kaufen/bestellen. Es gibt ja einen großen Internethandel wo mensch mal schauen kann.
Ansonsten ließt sich dein Bericht leicht Werbelastig? - oder irre ich mich?
Gruß
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Hallo jojo,
du schreibst:
>Hallo,
>ich schaue ja nur hin und wieder hier ins Forum.
>Von dem "Aire Freshener" - link hattest du ja geschrieben - halte ich ja nix.
>Wer etwas beruhigende Musik oder Naturgeräusche als angenehm empfindet kann dies sicherlich auch >als CD kaufen/bestellen. Es gibt ja einen großen Internethandel wo mensch mal schauen kann.
Welchen weg jemand nimmt um sich die richtigen "Gegengeräusche" zu besorgen ist doch egal oder?
Der "Aire Freshener" ist kostenlos! Alles andere kostet Geld.
>Ansonsten ließt sich dein Bericht leicht Werbelastig? - oder irre ich mich?
Wie meinst du das? Wo für wird geworben? Kann ich nicht nachvollziehen.
Ich finde ehr deine Tipps sind kommerziell - oder?
Gruß
Bernado
Beitrag geändert von Bernado (28-11-2011 10:39:56)
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Hallo,
Ich kann im Beitrag von Bernado ehrlich gesagt auch keine Werbung erkennen.
Aber zur Sache:
Neben dem 'Aire Freshener' Programm gibt es auch noch das (ebenfalls kostenlose) Atmosphere (welches noch wesenlich mehr Geräusche bietet, und auch die Möglichkeit, diese in direkt wav oder mp3 Dateien abzuspeichern).
Diese Programme wurden hier übrigens schon öfters mal angesprochen sum Beispiel unter http://forum.mytinnitus.de/en/viewtopic.php?pid=661 und in mehreren englischsprachigen Einträgen (eine Suche nach 'Atmosphere' in diesem Forum sollte diese alle anzeigen).
Thomas
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auch im appstore gibt es für das iPhone div. kostenlose Soundprogramme siehe auch http://forum.mytinnitus.de/de/viewtopic.php?id=339
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Hallo,
gut - habe mich geirrt und möchet es dabei belassen.
Zu den enspannungs/ablenkungs Geräuschen/Musik ein Gedanke.
Die Geräusche/Musik sollte in einem Vollformat CD,LP/Wave- datei abgespielt werden.
Also keine komprimierte Mp3 oder ähnliches da durch das Komprimieren
Ton/Musikdetails nicht mehr da sind.
Würde jetzt länger dauern das genauer zu erklären.
Gruß
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