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Hallo zusammen,
seit Anfang des Jahres plagt mich ein Geräusch im Kopf. Es ist ein irre helles, gleißenden Fiepen, so wie es alte Elektrogeräte wie Fernseher schon mal gerne machen. Manchmal bin ich mir sogar nicht einmal mehr sicher ob es ein Geräusch oder ein Gefühl ist. Manchmal fühlt es sich wie eine heiße Nadel in meinem Geist an, manchmal ist es leiser und ich kann es ignorieren. Manchmal sitzt es in der Mitte, manchmal eher links, manchmal eher rechts. Manchmal ist es sehr eindeutig ein leicht modulierendes Geräusch, manchmal ist es einfach nur ... grell und weis in meinem Kopf. Mein Kopf fühlt sich physisch "gebraucht" an, und ich fühle mich seit dem einfach nicht mehr frisch und wach, sondern immer nur gehetzt und getrieben, weil ich keine "ruhige" Minute mehr habe. Ich komme zwar körperlich zur Ruhe, aber ES ist immer da und erinnert mich rund um die Uhr daran, dass etwas mit mir nicht stimmt. Dazu habe ich seit dem häufig Kopfschmerzen, die den Ton beeinflussen können. Häufig ist der Ton im Kopf dort lauter, wo gerade die Schmerzen lokalisiert sind.
Was mich aber am meisten wundert ist folgendes: Ich kenne Ohrgeräusche. Wie wahrscheinlich jeder andere Mensch auch hatte auch ich im Laufe meines Lebens ab und zu ein fiepen in den Ohren. Mal links, mal rechts, mal war es tiefer, mal heller, aber es war immer im Ohr. Ich habe diese Ohrgeräusche nach wie vor ab und zu und jedes mal verstärkt es das gleißende Fiepen, das jetzt in meinem Kopf wohnt. Ich habe darüberhinaus auch noch keine Beschreibung eines Tinnitus gelesen in der ich mein Problem wiedergefunden habe. Daher auch die Frage im Betreff. Ist es ein Tinnitus? Es klingelt nicht, es brummt nicht, es ist ein Gefühlgeräusch oder ein Geräuschgefühl, so hell, dass der HNO es nicht ausmessen konnte, wie ein heißer, unglaublich schnell schwingender Draht, der quer durch meinen Kopf gezogen wurde. Und es ist immer da. Nichts kann es verdecken. Naja, fast nichts. Manchmal gibt es Situationen in denen ich es vergesse, doch dann kommt es wieder und bohrt sich in meinen Verstand. Und manchmal ist es so präsent (nicht laut, sondern irgendwie den Geist verschlingend), dass ich Angst habe, dass mein Verstand darin untergeht oder dadurch zersetzt wird.
Ich war...
...beim HNO, der mir keinerlei Hörverlust und keinerlei Entzündung oder Veränderung im Ohr bescheinigt hat
...bei der Hausärztin, die mir mehr oder weniger eine zufriedenstellende körperliche Gesundheit bescheinigt hat (wobei auch auf korrekte Schilddrüsenfunktion getestet wurde)
...in der neurologischen Polyklinik des örtlichen Universitätskrankenhauses, die bei mir keinerlei neurologische Auffälligkeiten festgestellt hat (wobei auch auf eine Borelieninfektion getestet wurde)
...beim Orthopäden, der durchaus eine Blockade in der Wirbelsäule festgestellt hat und bei dem ich ohne jede Besserung mehrfach in Behandlung war
Ich habe...
...diverse Medikamente ohne Erfolg ausprobiert (Schmerzmittel, durchblutungsfördernde Mittel, niedrig dosiertes Cortison)
...laute Musik immer gemieden
...ein wunderbares Leben gehabt und bewusst genau zu der Zeit als es Anfing relativ wenig Stress gehabt.
...die Schnauze voll
Was jetzt noch ansteht ist ein MRT des Kopfes und der Halswirbelsäule bei dem (hoffentlich?) nichts gefunden wird. Sollte dem so sein werde ich anschließend Hilfe bei einem Psychologen oder Psychotherapeuten suchen.
Danke für's Lesen und danke an alle, die eventuell Antworten. Mitleidende zu finden hilft zwar nicht gegen das Geräusch, aber es tut gut zu wissen nicht alleine zu sein.
Liebe Grüße
der freundliche Helge aus der Nachbarschaft
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Hallo Helge
Deine Beschreibung hört sich ähnlich an wie das, was ich empfinde (schau mal meinen ersten Beitrag namens "Tinnitus seit 7 Wochen..." an).
Mir scheint unterdessen, dass regelmässige Massage von Nacken und Kiefergelenk mit einer Wärmesalbe gaanz langsam eine Besserung bringt.
Mein Geräusch/Gefühl ist sehr stark abhängig davon, wie gut ich geschlafen habe. Nach einer schlechten Nacht ist es den ganzen Tag präsent, nach einer sehr guten Nacht kann es sein, dass es erst am Abend kommt (tagsüber pfeift es trotzdem, aber leiser, tonaler und eher "klassisch" im linken Ohr, nicht zentral im Kopf).
Was ich ebenfalls festgestellt habe: Zuerst hätte ich deinen Satz "Und manchmal ist es so präsent (nicht laut, sondern irgendwie den Geist verschlingend), dass ich Angst habe, dass mein Verstand darin untergeht oder dadurch zersetzt wird." auch unterschrieben. Jetzt denke ich aber, dass es nicht das Geräusch ist, das mich müde/mürbe macht. Stattdessen setzt mir das Geräusch sehr zu, wenn ich müde bin. Ausgeschlafen macht mir das Geräusch deutlich weniger Sorgen, und es macht mich auch nicht müde.
Beim HNO hatte ich auch einen Hochton-Test gemacht (also jenseits der üblichen 8kHz), und bei ca. 13-14 kHz konnte ich das Geräusch halbwegs erkennen. Ev. ist es also trotz allem ein normaler Tinnitus (auch wenn diese Erkenntnis nicht viel nützt).
Gruss, T1nu
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Was du beschreibst, hier und in deinem eigenen Leidensbeitrag, klingt tatsächlich sehr nach dem, was in mir gerade passiert. Ich hatte schon immer (ist mir im Nachhinein dann aufgefallen) einen leichten Tinnitus auf einem Ohr wenn ich schlecht geschlafen habe. Dieser ist über den Tag auch meist verschwunden, aber aus genau diesem Erlebnis kommt mein Gefühl, dass ich eigentlich nur mal richtig ausschlafen muss um das alles loszuwerden.
Auch mein Tinnitus ist um so lauter, je größer die Sorgen werden. Wobei ich "laut" als nicht zutreffend bezeichnen würde und eigentlich nur für Leute benutze, die nicht wissen, wie es sich anfühlt, wenn man durchaus noch eine Stecknadeln fallen hören kann, aber die eigenen Gedanken gestört werden wie Satellitenempfang bei Gewitter.
Nachdem meine übliche Taktik des nicht von Gebrechen und Erkrankung beeindrucken lassen und einfach weiterleben nicht funktioniert hat werde ich jetzt einen neuen Weg einschlagen und versuchen in meinem Leben einige Dinge zu ändern.
Die Erkenntnis deinerseits einen "normalen" Tinnitus zu haben hilft mir übrigens mehr als du glaubst. Ein Schrecken ohne Ende ist mir in dem Fall lieber als ein Ende mit Schrecken.
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Zunächst habe ich den Ton einfach nur als "krank" empfunden. Ein normaler Tinnitus kann man irgendwie einordnen und vielleicht auf eine Ursache zurückführen (Lärm). Dieser Ton kam einfach aus dem Nichts und liess mich auch an Schlimmes denken.
Unterdessen frage ich mich aber, ob es auch "harmlose" Ohrgeräusche geben kann, die ihre ursprüngliche Ursache nicht im Ohr haben, sondern z.B. in den Muskeln entstehen und an Verspannungen gebunden sind.
Meiner ist mir erstmals in der Nacht aufgefallen, und ich hatte tatsächlich stark verspannte Muskeln im Nacken (bin glaube ich blöd gelegen beim Schlafen). Zudem schlägt Stress bei mir regelmässig auf die Halsmuskeln, allerdings 20 Jahre lang ohne dass ich deswegen einen Pfeifton im Kopf hatte. Auch habe ich mir im Verlauf von ca. 2 Jahren einen (vorbelasteten) Zahn Nachts totgebissen, habe also auch immer Kieferschmerzen.
Regelmässiges Massieren von Hals und Kiefer mit Wärmesalbe scheint nun so langsam etwas Wirkung zu zeigen, vielleicht (hoffentlich) ist an der Theorie was dran. Obwohl ich dies bereits seit Wochen mache hat es immer noch starke Verspannungen, eine "schnelle" Lösung ist es also nicht.
Wie sieht es mit deinen Hals- und Kiefermuskeln aus?
Ach ja: "...ein wunderbares Leben gehabt und bewusst genau zu der Zeit als es Anfing relativ wenig Stress gehabt" trifft auch bei mir zu: Nach einem stressigen Jahr (eine saublöde Art von Stress: Arbeit vortäuschen wo keine vernünftige Arbeit rum war) ging es aufwärts, und genau dann kam der Pfeifton.
Beitrag geändert von T1nu (03-03-2011 18:27:32)
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Dieses "krank" empfinden ging/geht mir genauso. Bei mir hat er sich angeschlichen. Anfangs nur Abends, dann immer früher in den Tag hinein und schließlich den ganzen Tag. Und dann wurde es zu dem Ultraschallbohrer, der jetzt mein Gehirn anfräst.
Meine Kiefermuskeln sind sehr stark ausgeprägt und ich habe auch mehr oder weniger bewusst oft tagsüber einfach feste zugebissen. Das ist mir erst aufgefallen, als ich wegen Zahnschmerzen beim Zahnarzt war und der mir sagte, dass die normale Kieferhaltung eben leicht entspannt sei und sich die Zähne selbst beim kauen nur selten direkt berühren. Ich hingegen hätte mir schon fast den kompletten Zahnschmel weggekaut.
Ab diesem Zeitpunkt habe ich aktiv darauf geachtet nicht mehr die ganze Zeit den Kiefer zu verkrampfen. Ohne einen direkten Zusammenhang zu vermuten muss ich aber dennoch sagen, dass nur kurze Zeit später (ein paar Wochen, vielleicht 1-2 Monate) die Probleme mit dem Tinnitus anfingen.
Und verspannt bin ich dank Computerarbeitsplatz sowieso eigentlich immer. Ich war vor kurzem bei einer Massage und die Masseuse war ... entsetzt über den Zustand meiner Anspannung und Verkrampfung. Und wenn ich das so schreibe, dann klingt es natürlich so, als sei ich ständig im Stress und stünde immer unter Strom. Meines Erachtens nach kann ich aber wunderbar abschalten und die Seele baumeln lassen und bin kein Mensch, der sich leicht von etwas aus der Ruhe bringen lässt.
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Hast Du diese Empfindung / diesen Ton jeden Tag von früh bis spät, oder ändert sich dies? Hast Du auch Tage, an denen es ganz weg ist oder zumindest viel besser?
Meiner ist ja an manchen Tagen ganz weg bzw. kommt erst am Abend. Bisher dachte ich, dies sei der Fall wenn ich ausgeschlafen bin, aber heute pfeift es übel obwohl ich gut geschlafen habe.
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Es gibt durchaus Tage an denen es leichter zu ertragen ist und nicht so penetrant plastisch wirkt wie eine Nadel im Gehirn, aber ganz weg oder nur im Laufe des Tages kommend habe ich den Ton noch nie erlebt. Vielleicht ist das ja bei dir ein Erfolg deiner Wärme- und Massagetherapie.
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Ob die Massagetherapie nützt weiss ich noch nicht, da ich es noch nicht sehr lange macht, und da es sicher nicht "sofort" nützt, höchstens längerfristig.
Am Anfang (die ersten 2-3 Wochen) ging der Ton jedesmal komplett weg, wenn ich am Vorabend irgendwie Frieden mit dem Tinnitus schliessen konnte. Massiert habe ich da noch nicht. Zu der Zeit hatte ich noch grosse Hoffnung auf eine rasche Besserung.
Leider kam er immer spätestens in der Folgenacht zurück und mein "Frieden" mit dem Tinntus war dahin, da ich ja am leisen Tag auf ein komplettes Verschwinden gehofft habe.
"Frieden" konnte ich insgesamt 6 Mal schliessen, und jedesmal war's am Folgetag zumindest besser, meistens sogar gut. Dies ist die einzige Konstante, die ich bisher gefunden habe. Leider wird es immer schwieriger, Frieden zu finden, je länger die Geschichte dauert. Aber da dies ja (bei mir) zu nützen scheint wäre vielleicht ein psychologischer Ansatz nicht das dümmste.
Bei allem anderen gibt's Ausnahmen: Heute z.B. pfeift's trotz gutem Schlaf und Massage; Gestern wars tagsüber recht leise trotz schlechter Nacht, etc.
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@T1nu: was Du da mit "Friedenschließen" schreibst, kann ich nur bestätigen. Und auch, dass vieles von der Einstellung abhängt. Mein diversen Tinnitus-Geräusche (was ist die Mehrzahl von Tinnitus?) drehen gerade total durch. Und durch eine aktuelle Erkältung sind sie noch lauter als sonst. Am WE bin ich ins Bett und dachte echt, es ist Disco, derart ging es in meinem Kopf und den Ohren ab. Aber "halb beruhigt" dachte ich: Ist ja klar, kommt von der Erkältung. Ich habe - um es in Deinen Worten zu sagen - deshalb an dem Abend Frieden geschlossen und bin nicht sonderlich nervös geworden. Ich konnte sogar ohne TV einschlafen (geht sehr selten) und siehe da: Ich schwöre, am nächsten Morgen war - zumindest das rechte Ohr - total still. Das Scheppern kam irgendwann wieder, aber ich fand es schon faszinierend, wie das Ohr mal ein paar Stunden leise war. Und dieses Gefühl finde ich nun in Deinem Beitrag mit "Friedenschließen" irgendwie wieder....
@ Helge: Was Du beschreibst, ist ein Tinnitus. Auch wenn es eher ein Gefühl ist als ein Geräusch. Mir geht es mit meinem 14 Jahre alten Geräusch (Sausen auf beiden Ohren oder besser: im Kopf) genauso. Es ist nicht zu überspielen, mal denke ich, ich habe mich dran gewöhnt, dann doch wieder nicht.
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