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Hallo zusammen
Zunächst vielen Dank für das Forum und für die vielen, auch positiven Beiträge von Betroffenen!
Vor 7 Wochen bin ich Nachts aufgewacht und dachte erschrocken "so laut hat es aber noch nie gerauscht!". Am Morgen war das Rauschen weiterhin da und hat sich sehr bald um ein Pfeifen angereichert. Zum einen im linken Ohr ein klassischer Pfeifton, zum anderen zentral im Kopf. Dieses zentrale Pfeifen ist ultrahoch (>10 kHz, schätze ich) und ist schon beinahe kein Ton mehr, sondern ein für mich unangenehmes, "helles", sirrendes Gefühl im Kopf. Was ich höre ist hier recht gut beschrieben oder hier aufgezeichnet (unglaublich, dass es Leute gibt, die diesen Ton geradezu suchen, ich selber kann mit den beschriebenen Theorien nichts anfangen...)
Das Rauschen hat sich nach ca. 5 Wochen wieder verabschiedet (es ist da, aber ich höre es nur wenn ich mich konzentriere bzw. es wird übertönt vom Pfeifgeräusch). Grund dürfte sein, dass ich dieses schon "immer" hatte, ohne dass ich es irgendwie negativ bewertet habe oder gar als "Tinnitus" bezeichnet hätte.
Bisher habe ich es vier mal geschafft (das erste Mal bereits nach 10 Tagen, das letzte Mal vor vier Tagen), die Angst vor den Geräuschen zu verlieren. Der Effekt war zweifach:
a) Die Angst fiel spürbar ab und eine grosse Erleichterung machte sich breit. Die Töne waren unverändert da, ich konnte sie aber für den Rest des Tages und vor allem auch in der darauffolgenden Nacht gut ignorieren und damit auch sehr gut schlafen.
b) Am nächsten Tag waren die Geräusche praktisch weg, es blieb in allen vier Fällen nur ein sehr feines Sirren links.
Vor allem beim ersten Mal dachte ich: "Das war aber einfach!" Ich fühlte mich geheilt und sehr enthusiastisch.
-> Leider gab jedesmal am Abend oder Nachts nach diesem schönen Tag einen Rückfall: Plötzlich war die Angst wieder da und damit auch das Pfeifen auf beiden Ohren.
Zusätzlich zu diesen vier Tagen gab es auch so ab und zu einen Tag mit nur sehr leisem Tinnitus, meist nach einer guten Nacht. Verschlechterung gab es nicht nur durch neue Angst: Nach drei guten Tagen am Stück z.B. wurde es mir zu wohl und ich habe am Abend einen Martini getrunken. Am nächsten Tag war wieder Pfeifprogramm angesagt.
Mein Problem ist nun dieses Auf und Ab... Kaum akzeptiere ich das Geräusch für einen Abend und eine Nacht, verschwindet es; Die Freude darüber wird abgelöst vom Frust, dass es wieder zurück gekommen ist und damit ist die Akzeptanz gleich wieder weg. Neue Akzeptanz zu finden ist sehr schwierig, wie gesagt habe ich dies in 7 Wochen gerade vier Mal geschafft.
Kennt jemand ein ähnliches auf und ab?
Danke und Gruss, T1nu
P.S. Eine kleine Anekdote: Ich habe mit einer Bekannten gesprochen da ich wusste, dass sie ebenfalls einen Tinnitus hat oder hatte. Sie meinte, dass sie ein Rauschen gehabt habe, aber dies schon seit Monaten nicht mehr gehört habe. Sie wolle am Abend mal hinhören, ob es noch da sei. Letztesmal hat sie nun bestätigt, dass das Rauschen noch da sei, und dass es beim Hinhören sehr laut geworden sei. Sie hat nun wieder Mühe, das Ganze loszuwerden...
P.P.S HNO habe ich hinter mir, zunächst Betahistin, dann Cortison-Pille (morgen schlucke ich noch die letzte), geändert hat's nichts. Ansonsten habe ich Kaffee reduziert auf 1-2 pro Tag (ich nehme mir vor, dies noch auf null zu bringen, aber beim letzten Versuch gab's Kopfweh), mache viel Entspannungstraining, höre am Abend ultraleise iPod um das Gehör zu schulen, und trinke fast keinen Alkohol mehr (bin aber auch da noch nicht bei null).
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Offenbar habe ich wirklich eine "spezielle" Form von Tinnitus...
Am einen Tag ein klassischer: Das linke Ohr pfeift. Dies macht mir gar nichts aus (warum weiss ich nicht, ich habe gar nie Ängste dazu entwickelt). Dies sind meine guten Tage.
Am nächsten Tag pfeifts in der Kopfmitte und in einer höheren Frequenz: Dies stresst mich noch beinahe so wie am ersten Tag (auch hier weiss ich nicht warum, jedenfalls löst dieser Ton Ängste aus und drängt sich andauernd ins Bewusstsein).
An beiden Tagen höre ich den jeweils "anderen" Tinnitus nicht.
Im Verlauf des Abends kommt der zentrale Pfeifton auf jeden Fall, auch Nachts pfeift's immer in der Kopfmitte. Beim Aufstehen höre ich dann bereits, wie der Tag wird. Irgendwelche Muster warum es wie wird habe ich kaum gefunden.
Hat noch jemand einen solch unstabilen Tinnitus?
Danke und Gruss, Martin
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Ja, ich Martin.
Mein Tinnitus kommt nachts gegen 12.00 Uhr und bleibt dann bis zum Aufwachen. Je nach Tagesform bringe ich ihn nach ca. 1 Stunde weg, manchmal bleibt er auch den ganzen Tag über. Es ist bei mir, so wie bei dir, ein hohes Sirren in Hinterkopfmitte.
Ich habe ein marodes Nervenkostüm ich meine, dass es daran liegen könnte. Warum es aber in der Nacht anfängt, weiss ich auch nicht zu sagen. Ach, nicht einfach, das alles ! Manchmal glaube ich, dass Lebensangst dahinterstecken könnte.
Tut mir Leid, dass ich dir im Grunde auch nicht weiterhelfen kann.
LG Mona.
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Hallo Martin,
Willkommen im Forum.
Ich hatte ursprünglich (in den ersten zwei Monaten oder so) auch ein hohes Pfeifen zentral im Kopf. Als ich dann eines Tages aber wegen einer Zahnbehandlung ein paar Paracetamol Tabletten nahm (sowohl vor als auch nach der Behandlung) änderte sich der Ton schlagartig zu einem (weitaus erträglicheren) Rauschen auf beiden Ohren (ich habe auch schon von anderen über eine solche Änderung des Tones gehört). Generell haben Schmerztabletten (auch Aspirin) immer bei mir den Tinnitus gedämpft. Selbst nur eine 1/2 Tablette reduzierte den Tinnitus deutlich für etwa 2 Stunden, und auch langfristig haben sie zur Besserung beigetragen. Alkoholfreies Bier hat bei mir auch immer den Tinnitus reduziert. Dies alles hat jedoch nur funktioniert, nachdem ich schon für eine paar Wochen vollkommen Koffein und Alkohol vermieden hatte. Also man muss hier unter Umständen mit dem Verzicht schon konsequent sein, damit der Koffein oder Alkohol die Wirkung etwaiger Medikament nicht unterbindet.
Schwankungen des Tinnitus sind ganz natürlich. Tinnitus ist ja ein nervliches Problem, und die nervliche Aktivität ist nun mal sehr variabel (abhängig von allen möglichen Umständen).
Thomas
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Danke für eure netten Antworten! Ich suche vor allem nach (hoffentlich pisitiven) Erfahrungen anderer, da ich zur Zeit wieder eine Krise habe.
Unterdessen sind es gute 8 Wochen her, seit die Sache angefangen hat, und ich kann irgendwie keine nachhaltigen Fortschritte erkennen. Zwischendurch ist es immer mal wieder für einen oder zwei Tage gut (gute Stimmung und Geräusche weitgegend verschwunden bis zum frühen Abend). Es ist aber nicht so, dass es heute häufiger gut ist als so ca. ab der dritten Woche.
Gestern z.B. fühlte ich mich wieder wunderbar, bis ich Nachts um 1 Uhr aufgewacht bin und das ungeliebte Pfeifen deutlich hörbar war. Ich habe sofort die Krise gekriegt und kaum mehr geschlafen, und bis jetzt pfeift es weiter. Mich hat nicht mal der Ton an sich wach gehalten, sondern die schwarzen Gedanken dazu. Paracetamol habe ich probiert, konnte aber keinen deutlichen Effekt ausmachen.
Wie war das bei Dir, Thomas: War dein Heilungsprozess eher linear (stetig ein wenig besser), oder war dies auch sehr sprunghaft? Ab wann hattest du erstmals das Gefühl, dass die Heilung konsequent voranschreitet und anhält?
Ich habe immer noch Angst, dass es "nie" richtig gut wird.
Herzlichen Dank und Grüsse, T1nu
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Hallo Martin,
Wie gesagt, selbst nur 1-2 Tassen Kaffee am Tag können den Tinnitus verschlimmern und eine Verbesserung verhindern. Das Nervensystem kann sehr empfindlich auf etwaige Stimulanzien reagieren, und Du solltest hier schon konsequent sein, wenn Du sichergehen willst.
Bei mir war die Verbesserung erst sprunghaft (nach etwa 2 Monaten), danach nur noch langsam aber stetig im Verlauf der Jahre.
Thomas
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Hallo Thomas
Danke für deine Antwort!
Ich war sicher einige Male inkonsequent. Einmal hatte ich drei gute Tage hintereinander und fühlte mich bereits zu wohl, jedenfalls habe ich aus lauter Freude eine Pizza bestellt und sicher 3dl Wein getrunken. Die Rechnung kam am nächsten Tag prompt. Kurz darauf habe ich auf Anraten des HMO noch eine Cortison-Kur gemacht, dies war letztlich auch eine verlorene Woche in der es mir deutlich schlechter ging.
Das letzte Bier mit Alkohol hatte ich vor einer Woche und den letzten Kaffee am Sonntag. Seither habe ich die Koffein-Entzugserscheinungen durch und nehme mir jetzt fest vor, für einige Wochen auf Alkohol und Koffein ganz zu verzichten. Mal sehen, was dies bringt.
"Mein" Tinnitus reagiert auf zwei Dinge sehr extrem:
- Schlafmangel: Wenn ich eine Nacht schlecht schlafen konnte dann pfeift es den ganzen nächsten Tag.
- Angst und Sorgen: Diese sind geradezu Gift und führen zum einen zu Schlaflosigkeit und damit gleich doppelt zu mehr Ton am nächsten Tag. Es reicht schon wenn ich am PC etwas unangenehmes zum Thema lese und es pfeift los.
Dies ist aber gerade das schwierige am Tinnitus: Im Grunde ist es keine körperliche Störung, sondern eine psychische Wahrnehmungsstörung, die sich durch Angst selber unterhält. Diesen Kreislauf zu durchbrechen ist die Kunst...
Zumindest mein Tinnitus scheint mir auch nicht vom Ohr auszugehen. Zum einen hatte ich in der Zeit vor dem Auftreten absolut kein Lärmereignis, zum anderen habe ich mein Gehör bisher vergleichsweise gut geschont.
Viele Grüsse, Martin
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Thomas schrieb:
Ich hatte ursprünglich (in den ersten zwei Monaten oder so) auch ein hohes Pfeifen zentral im Kopf. Als ich dann eines Tages aber wegen einer Zahnbehandlung ein paar Paracetamol Tabletten nahm (sowohl vor als auch nach der Behandlung) änderte sich der Ton schlagartig zu einem (weitaus erträglicheren) Rauschen auf beiden Ohren (ich habe auch schon von anderen über eine solche Änderung des Tones gehört).
Hallo Thomas
Nach dieser einmaligen hohen Dosis ist dein Ton permanent von "Pfeifen" auf "Rauschen" umgeschlagen, und die Schmerztabletten an späteren Tagen haben dann dieses Rauschen weiter gedämpft?
Oder hast Du einfach weiter Schmerztabletten genommen, um jeweils das Pfeifen in ein Rauschen zu verwandeln? Wenn ja, welche Dosis hat es zu Beginn gebraucht? Wenn es nützen würde könnte man ja an sich problemlos z.B. eine Woche lang 3-4 Tabletten pro Tag nehmen (ev. abwechseln mit Aspirin).
Ich habe bereits 2-3 Mal Nachts eine halbe oder ganze Paracetamol probiert, aber ohne jeglichen Einfluss auf den Pfeifton.
Vielen Dank und Gruss,
T1nu
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Hallo Martin,
Es waren glaube ich ich nur 2 oder 3 Tabletten, die ich an dem Tag der Zahnbehandlung genommen hatte. Seitdem hatte sich der Ton wie gesagt von einen zentralen Pfeifton im Kopf zu einem Rauschen auf beiden Ohren geändert (ich hatte den Effekt von Schmerztabletten schon ein paar Wochen vorher entdeckt, aber ich hatte da immer nur 1/2 -1 Tablette genommen, und dies hatte dann nur den Pfeifton für 2 Stunden oder so stark unterdrückt).
Ich hatte zuerst angenommen, dass die Zahnbehandlung selbst (zum Beispiel die Vibration des niederfrequenten Bohrers) die Änderung des Tones verursacht hätte, denke aber, dass die Schmerztabletten die wahrscheinlichere Erklärung sind (und ein oder zwei andere Leute haben mir später auch von einen ähnlichen Effekt von Schmerztabletten berichtet).
Danach habe ich dann wieder nur noch nach Bedarf 1/2 -1 Tablette genommen, welches, abgesehen von der kurzzeitigen Unterdrückung des Tinnitus, auch langfristig zu einer weiteren langsamen Abschwächung des Rauschens beigetragen hat.
Aber nochmal, dies alles hat nur funktioniert, nachdem ich schon einige Wochen strikt jeden Koffein und Alkohol vermieden hatte. Davor hatten Schmerztabletten meistens auch keinen Effekt.
Thomas
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Hallo an alle! Einfach so ein Zwischenbericht, ohne Fragen etc...
Zunächst die gute Entwicklung: Seit drei Wochen kann ich wieder unbeschwert schlafen. Warum kann ich selber nicht erklären. Plötzlich hat mich der Pfeifton am Abend nicht mehr gestört, und seitdem wird er auch Nachts (wenn ich mal aufwache) nicht mehr bedrohlich laut. Die Angstattacken sind komplett weg. Es ist so, wie es sein soll: Auf den Ton kann ich schon hören, es wird aber schnell langweilig und ich wende mich anderen Gedanken zu. Der Ton selber ist objektiv gesehen übrigens unverändert: Abends am lautesten, am Morgen beginnt es recht leise und steigert sich dann so langsam.
Am Tag stört mich der Ton noch beinahe so stark wie zu Beginn. Da ich gut schlafe ist er immerhin weniger laut und penetrant als früher. Tagsüber habe ich immer noch negative Gedanken, wenn immer ich den Ton höre, und höre ihn dementsprechend oft. Da es mir selber unerklärlich ist, weshalb es Abends klappt, schaffe ich es es auch nicht, die Gleichgültigkeit des Abends auf den Tag zu übertragen.
Meine Hoffnung ist, dass auch hier die Zeit letztlich hilft und mir der Ton mehr und mehr egal wird.
Viele Grüsse, T1nu
P.S. Da es an anderer Stelle diskutiert wurde: Bei mir hilft Rotwein und Bier in vernünftigen Massen (d.h. ein Glas am Abend), oder zumindest schadet es nicht. Kaffe habe ich nach mehreren Wochen Abstinenz gestern und heute wieder getrunken, ohne negativen Effekt (also ohne, dass der Ton lauter geworden wäre). Trotzdem würde ich Koffeinabstinenz jedem "neuen" unbedingt empfehlen: Es ist sehr wichtig, erst mal so weit es geht zur Ruhe zu kommen.
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