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Hallo,
bin zufällig auf dieses Forum gestoßen und möchte nur kurz meine Erfahrungen schildern.
Vor ca. 9 Jahren bekam ich nach mehreren Hörstürzen und unmittelbar nach dem ich eine schreckliche Nachricht bekommen hatte Tinnitus.
Es begann mit starkem Hall und wurde nach einigen Tagen zum extrem lauten Geräusch (laute Kreissäge). Ich bin damals fast durchgedreht, hatte Angst, Panikanfälle, konnte mich nicht mehr unterhalten, nicht mehr arbeiten und auch nicht mehr Schlafen. Nach drei Tagen und Nächten völlig ohne Schlaf (bin nachts Stundenlang Rennrad gefahren / am Tag gabs Infusionen) bin ich völlig erschöpft eingeschlafen. Nach ca.30h Tiefschlaf bin ich aufgewacht und das Geräusch war weg. :-) Mit ihm war aber auch ein breiter Frequenzbereich ausgefallen. Ich konnte mit dem betreffenden Ohr nur noch tiefe Töne hören. Ich war in dieser Situation trozdem froh, denn alles war besser, als diese Hölle!!!
Nach ca. 2 Tagen konnte ich plötzlich wieder gut hören, leider kam auch das Geräusch wieder, allerdings etwas leiser. In der Folgezeit (über etwa ein Jahr) habe ich dann gegen das Geräusch gekämpft. Bin von Arzt zu Arzt gelaufen, bekam über Monate Infusionen, Injektionen ins Ohr usw. usw.
Nach ca. 1,5 Jahren bekam ich dann vom Chefarzt der HNO-Abteilung einer Uni-Klinik gesagt, dass mein Tinnitus chronisch sei, ich damit leben solle usw.
Auch wenn mich diese Aussage damals wüten gemacht hat, mir blieb nichts anderes übrig. Nachdem ich in einer Wissenschaftlichen Untersuchung las, dass Medikamentöse Therapien praktisch sinnlos sind und Infusionen nur verschrieben werden, damit man (oder vielmehr der Arzt) überhaupt etwas gegen den Tinnitus unternimmt, habe ich alle Behandlungen abgebrochen. Habe in der Folgezeit versucht meine Ruhe wieder zu finden und mich nicht aufs Geräusch zu konzentrieren, allerdings mit wenig Erfolg.
Irgendwann habe ich mich dann mit "meinem" Geräusch genauer auseinander gesetzt. Habe mich gefragt, warum man andere Dauergeräusche (auch Nachts) teilweise nicht wahrnimmt oder sogar als schön und angenehm empfindet; das zwitschern der Vögel im Frühling, das Brennen eines Feuers im Kamin, Wind, Regen oder sogar das laute Rauschen der Brandung am Meer!? Alle machen positive Gefühle :-) nur "MEIN" Geräusch nicht.
Würde es mir vielleicht helfen, wenn ich die damit verbundenen negativen Gefühle im Kopf einfach gegen schöne Gefühle austausche? Wenn ich beim Pfeifen in meinem Ohr an das Rauschen des Meeres denken und mich freuen würde?
Irgendwann bin dann davon abgegangen, "wegzuhören". Ich habe mich mit meinem Geräusch angefreundet, habe es nicht mehr abgelehnt. Wenn ich ins Bett gegangen bin, habe ich mich auf den Ton konzentriert ohne Angst, dass er dann vielleicht lauter werden könnte, ...habe mich fast schon auf ihn gefreut. ;-) Nach einiger Zeit merkte ich dann, dass das Geräusch leiser wurde, wenn ich mich darauf konzentriert habe. Nach weiteren 6 Monaten konnte ich das Geräusch so zeitweise abstellen, allerdings musste ich mich darauf konzentrieren und dass ging natürlich abends im Bett am besten. Am Tag war das Geräusch ständig da, vor dem Schlafen habe ich es dann mittels Konzentration abgestellt. Nach dem Aufstehen kam es wieder. Ich habe mit MEINEM Geräusch noch ca. 12 weitere, auch aus heutiger Sicht angenehme Monate verbracht, bis es zeitweise auch am Tag weg blieb. Nach und nach hat es mich verlassen. :-) Seit mehreren Jahren habe ich nun keinen "chronischen" Tinnitus mehr. Zwei - drei mal im Jahr kommt das Geräusch für paar Tage wieder zu mir zurück, allerdings macht es mir keine Angst mehr und nachts stelle ich es meist ab. :-)
Ob mein Umgang mit dem Tinnitus ohne das vielfach beschriebene Ablenken oder "Weghören" auch anderen Betroffenen helfen kann, weiß ich nicht, aber ich wollte wenigsten davon berichten und eventuell etwas Mut machen.
Das schlimmste waren für mich die Angst und Hilflosigkeit, auch davor, nicht genügend gegen die "Krankheit" getan zu haben und deshalb für immer damit leben zu müssen. Heute bin Ich davon überzeugt, dass das ganze "Gerede" vom "chronische" Tinnitus, die Einstufungen und Diagnosen, häufig falscher Aktionismus in der Terapie in Kombination mit fehlender, wirklicher Auseinandersetzung (vieler Ärzte) mit den betroffenen Patienten eher angstverstärkend und einer Besserung entgegen wirken!!! Ich glaube fest, dass man seinen Tinnitus wieder los werden kann (auch wenn er sich wie in meinem Fall schon chronifiziert haben sollte), allerdings offenbar erst dann, wenn einem dieses schon nicht mehr so wichtig ist... :-)
Ich wünsche allen Betroffenen viel Kraft...!!!!!
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was ich mich auch gerade frage, ich versuche im Moment meine Tinnitus Freqenz zu bestimmen, sie liegt bei ca 13000 - 14000 Hz.
Was ist, wenn mit dem Alter die Hörfähigkeit abnimmt und im 14 kHz Bereich gar nichts mehr hört, hört man dann eigentlich noch seinen Tinnitus?
Hörst Du im Frequenzbereich von Deinem Tinnitus normal?
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hallo,ich habe 7hörsturze hinter mir und beim letzten hörsturz ist der tinitus geblieben.ich habe auch schon an selbstmord gedacht,weil ich es nicht mehr aushalte.das rauschen mit dem ton ist so laut als wenn man sich unterhaltet. jetzt habe mitbekommen warum ich den tinitus nicht auf arbeit höre,ich habe hier neben mir ein videoaufnahmegerät was sowas wie ein lüfter(oder wie am rechner)drin hat.durch dieses gegengräuch höre ich auf arbeit nicht den tinitus ;o) sehr erholsam.werde jetzt sehen wie ich genau diesen ton aufnehmen kann und ihn mir zu hause über eine anlage leise laufen lasse........also versucht auch ein gegengeräuch zu finden wo ihr den tinitus nicht hört,das hilft ungemein. versucht es
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Hallo wishlist,
Danke für den Beitrag :-) Der macht echt Hoffnung und zeigt wie einige seltene Beispiele, dass die Chronifizierung nicht zwangsläufg ist. Also ist Dein T. nach ca. 3 Jahren verschwunden oder hat es länger gedauert??? Auf jeden Fall meinen Glückwunsch und alles Gute für die Zukunft.
Pitzamo
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