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Hallo Ihr,
hab mir nach ungefähr einem 3/4 Jahr mal wieder das Tinnitusforum angeschaut und bin doch sehr zufrieden wie wenig mir die teils angstmachenden Thesen ausmachen!
Ich habe seit Dezember 2009 einen rechtsseitigen Tinnitus der wohl durch ein starkes Fieber während einer Virusinfektion ausgelöst wurde.
Mein Tinnitus ist kompensiert, dass heißt er macht mir nicht mehr aus wie ein "Pickel auf dem Arsch" (Entschuldigt die Ausdrucksweise- aber stellt euch mal vor ihr müsstet den Rest eures Lebens mit einem Pickel auf dem Arsch leben;-))
Folgende Erfahrungen habe ich mit dem Tinnitus gemacht:
1. Das erste 1/4 - 1/2 Jahr war schwer, da musste ich mich an das Geräusch gewönnen und musste oft an den Tinnitus denken.
2. Ich habe vom Tibez ( www.tibez.de) eine ambulante Therapie bestellt und gemacht. Es hat mir geholfen das Thema wissenschaftlich zu begreifen und zu verstehen was in meinem Körper und meiner Psyche abgeht. (kostet ca. 50 Euro mit Cds)
3. Die Lautstärke des Tinnitus spielt wohl keine Rolle: Es geht darum das Geräusch zu überhören und eben nicht genau hinzuhören. (Oder versucht doch mal Nachts den normalen Atemgeräuschen eurer Partner zu lauschen dann werden sie auch immer...immer...immer lauter)
4. Mir geht es heute wieder so gut, dass meine Frau manchmal (eher selten) mal nachfragt, ob ich denn immer noch das Geräusch im Ohr habe. Das zeigt mir, dass es wichtigeres im Leben gibt und ich genieße mein Leben wieder in vollen Zügen oder rege mich über andere Dinge auf;-)
5. Ich wünsche und glaube, dass das bei euch auch bald so sein wird.
Falls ihr ein paar Tipps für den Umgang mit dem Tinnitus braucht dürft ihr euch gerne an mich wenden.
Ürbigens:
Euer Tinnitus wird zu ca. 80 % bis an euer Lebensende bleiben und wenn ihr älter werdet wird er ein wenig schwächer, weil auch eure Wahrnehmunsgkraft sinkt. (Eine Statistik besagt, dass es in Deutschland etwa 3 Mio. chronische Tinnituspatienten gibt und es jährlich 300 000 neue gibt. Da von den Vorhandenen jährlich aber nur höchstens 50 000 sterben verschwindet der chronische Tinnitus bei jährlich 250 000 Tinnituslern einfach so wie er gekommen ist.)
Best wishes
Fepinho
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Hallo,
hattest bzw hast Du Schlafstörungen wegen dem Tinnitus??? Falls ja, wie extrem waren diese und wie hast Du diese unter Kontrolle gebracht?
Gruß
Keil
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Hallo,
also erst Mal: Bevor ich den Tinnitus bekam war ich jemand der sehr gerne schlief und hätte schlafen sogar als mein Hobby bezeichnet.
Dann habe ich mich furchtbar aufgeregt darüber, das ich dieses unbeschwerte "stille" Einschlafen nicht mehr habe.
Ich rekapituliere:
1. Ich gehe ins Bett und ärgere mich schon vorher darüber, dass mir der Tinnitus den Schlaf nehmen wird.
2. Langsam gewöhne ich mich an den Tinnitus und messe dem Geräusch nicht mehr soviel Bedeutung zu (Hat bei mir etwa ein 1/2 Jahr gedauert, am Tage hat es mir schon vorher nichts mehr ausgemacht)
3. Durch das Gewöhnen tritt bei mir das Tinnitusgeräusch in den Hintergrund und beim Einschlafen geschieht wieder das was schon vorher bei mir (und wohl bei fast allen Menschen) immer geschehen ist: Ich denke an etwas und fange an zu träumen. Falls ich dann doch mal dem Tinnitus lausche hat er sich durch mein geändertes Wahrnehmen meist etwas abgesenkt.
4. Sprich: Wenn ich einschlafen will und dabei dem Tinnitus zuhöre dann mach ich etwas falsch und sollte mir wirklich überlegen, ob ich jetzt einschlafen will oder Tinnitushören.
Fazit: Schlafen ist jetzt wieder zu meinem Hobby geworden;-) Und ich hab auch keine Angst mehr wenn ich im stillen Zimmer einschlafe, weil ich weiß, dass ich meine innere Ruhe finden kann.
Ich hoffe ich habe dir mit dieser "bildhaften" Schilderung geholfen.
Gruß
Fepinho
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Hallo
Ich habe eher tagsüber Mühe mit dem Tinnitus. Abends habe ich unterdessen so meine Tricks, um einigermassen oder gar gut schlafen zu können.
Darf ich fragen, wie sich bei Dir der Tinnitus tagsüber entwickelt hat? War da ein grosser Moment der Erkenntnis, und ab da hat er nichts mehr ausgemacht, oder war es eher ein langsamer Prozess?
Vielen Dank für den interessanten und Mut-machenden Beitrag,
T1nu
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Hallo T1nu,
auf deine Frage will ich gerne einfach und kurz antworten:
1.Mein Tinnitus schwankt in der Lautstärke und ich höre ihn Tagsüber nicht, weil ich mit anderem beschäftigt bin und es genug andere Geräusche gibt!
2. Es gab keinen Moment der Erkenntnis, vielmehr gewöhnte ich mich an dieses, am Anfang immer so "mysteriöse", Geräusch. Man ist mit der Zeit nicht mehr so hellhörig, regt sich nicht mehr so sehr auf und findet sich ab.
3. Dr. Thora vom "tibez" sagt, man gewöhnt sich nach ca. 6 Monaten mehr und mehr daran und kompensiert dadurch den Tinnitus.
Viel Erfolg beim überwinden bzw. kompensieren
fepinho
P.S. Nicht so oft ins Forum gehen hilft am Anfang auch;-)
Beitrag geändert von Fepinho (31-01-2011 14:57:44)
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Hallo Fepinho
Trotzdem noch eine Frage ;-)
In älteren Beiträgen schreibst Du, dass nach ca. 2 Monaten die Besserung eingesetzt hat (dein Rauschen werde leiser). Anderseits schreibst Du, dass die ersten 3-6 Monate schwierig gewesen seien. Wie ist dies zu verstehen?
Ich frage deshalb, weil mich bei meinem Tinnitus extrem beunruhigt, dass er jetzt bei knapp 2 Monaten noch genau so wie am Anfang ist (mal von den ersten 1-2 Wochen abgesehen).
Meiner ist an 1/3 der Tage kaum vorhanden (da habe ich nur ein Pfeifen im linken Ohr und dazu Rauschen, aber beides relativ leise, so dass ich es gut ignorieren kann).
An den anderen 2/3 pfeift es so eindringlich und hochfrequent, dass ich es immer höre, auch wenn es laut ist.
Weder sind die "leisen" Tage mehr geworden noch die "lauten" Tage leiser seit Beginn: Dies stresst mich und deshalb nimmt mich Wunder, wie der Verlauf bei Dir war.
Vielen Dank und Gruss, T1nu
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Hallo T1nu,
die Anzahl und die Zeit in der ich meine Beiträge in diesem Forum geschrieben habe, mögen dir vielleicht weiterhelfen.
Nach ca. einem halben Jahr mit meinem Tinnitus habe ich aufgehört regelmäßig ins Forum zu gehen, dass heißt jetzt nicht dass das Forum schlecht ist, aber ich habe mich weniger damit beschäftigt.
Das empfundene Rauschen wurde bei mir schnell etwas leiser (Ich habe in dieser Zeit auch viel gearbeitet und war abgelenkt), aber der Gedanke daran, dass da dieses Geräusch in meinem Kopf ist, dass hat mich so schnell nicht losgelassen. Mich hat die Ruhe (Urlaub, Schlafen etc.) gefürchtetet.
Jetzt kann ich mit mehr Abstand zu meiner depressiven Phase, die der Tinnitus in mir ausgelöst hatte, ohne Angst und etwas distanzierter ins Forum gehen.
Bei mir haben gute und schlechte Phasen gewechselt (depressive Phase) und langsam habe ich mich von dem ständigen bewerten meines Tinnitus losgeeist.
Das Geräusch ist da, ich hab mich damit abgefunden und es wird uns auf Dauer nichts bringen uns ständig Gedanken um dessen Lautstärke zu machen, weil wir diese nur wenig beeinflussen können.
Je weniger du den Tinnitus bewertest, desto weniger denkst du an ihn. Er verliert seine Wichtigkeit und du kannst dich wieder den elementaren Dingen des Lebens zuwenden.
Ich hoffe ich klinge nicht oberlehrerhaft, aber die Kompensierung des Tinnitus braucht Zeit und bringt auch immer wieder Rückschläge mit sich. Für mich kann ich sagen, dass ich ein halbes Jahr gebraucht habe bis ich mich von den depressiven Phasen befreit hatte.
Jetzt freue ich mich wieder auf den Schlaf und auf den Urlaub, obwohl sich physisch an dem Problem nichts geändert hat, aber in meinem Denken hat sich einiges geändert!!!
Ich wünsche dir alles erdenklich Gute und grüße dich herzlich
Fepinho
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Hallo Fepinho
Einen ganz herzlichen Dank für diese ausführliche und offene Antwort!
Etwas macht mir zusätzlich Hoffnung: Ich hatte offenbar jahrelang einen 100% kompensierten Tinnitus (Pfeifton links und Rauschen), der mir aber nie richtig ins Bewusstsein gerutscht ist. Ich weiss also, dass man grundsätzlich mit Ohrgeräuschen leben kann. Ich muss dies jetzt wieder neu lernen und darauf vertrauen, dass auch der neue, subjektiv viel lautere Ton eines Tages im Hintergrund verschwindet.
Die Tibez Therapie habe ich übrigens ebenfalls bestellt. Leider ist sie an einem der guten Tage gekommen und ich habe trotzdem zu lesen begonnen. Da hat das Buch dann Ängste ausgelöst, statt zu helfen. Jetzt habe ich nicht mehr so viel Lust, damit weiterzumachen.
Nochmals vielen Dank und Grüsse,
T1nu
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Du solltest unbedingt weiterlesen. In dem Buch wird übrigens auch geschildert, dass fast jeder einen Minitinnitus hat bzw. bei einem fingierter Hörtest in einem schalldichten Raum bei 95 % der Probanden Geräusche gehört wurden die es real gar nicht gab.
Während der Akutphase habe ich mir öfter eingebildet es wäre noch ein zweiter oder dritter Ton dazugekommen, aber ich glaube wenn man einen Ton sucht findet man immer einen, vielleicht dann auch manchmal einen "Minitinnitus!!!". Die Geräusche höre ich jetzt mit meiner "normalen" Wahrnehmung nicht mehr.
Es ist, glaube ich, wie bei eingebildeten Krankheiten (Hypochondrien). Kenne ich die Existenz des Tinnitus dann fällt es mir leichter mir immer mehr dieser Geräusche einzubilden bzw. in meinen hintersten Gehörgeängen zu hören. Beschäftige ich mich nicht damit dann höre ich sie nicht (bis auf den "gemeinen" Tinnitus)
Also unbedingt weiterlesen oder hören!
Grüßle
Philipp
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Gelesen habe ich das Buch dann schon noch, und es enthält sehr viele interessante und nützliche Informationen. Ich habe aber nicht die systematische "Therapie" begonnen, die drin steht.
Dies allerdings auch deshalb, weil ich einige Dinge ohnehin bereits gemacht habe (Entspannungsübungen, Abends leise Musik hören). Auch funktionieren bei mir gewisse Techniken besser als diejenigen, die im Buch beschrieben sind.
Beispielsweise hilft es bei mir seit 1-2 Wochen, wenn ich am Abend im Bett auf die Töne genau höre, und eben nicht weghöre. Weghören erzeugt viel zu viel Stress und ist bei der Stille im Bett kaum möglich. Danach aber drehe ich mich um und höre nicht mehr darauf.
Aber du hast recht: Man darf nur auf den eigentlichen Tinnitus hören, und nicht krampfhaft alles zu analysieren versuchen was das Ohr so von sich gibt. Im Prinzip kann man sich aus einem Rauschen heraus vermutlich auf jede Frequenz einpegeln und diese dann als Pfeifton heraushören.
Gruss, T1nu
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