#1 15-01-2010 16:27:25

muschine
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Werde mich nicht behandeln lassen

Ich weiss nicht ob mein Tinnitus durchs bruxen entstanden ist oder begünstigt wurde. Ich presse sehr stark im Schlaf, habe auch Bißschienen die ich recht schnell durchbeiße und der Tinni kam in einer Zeit ohne Schiene. Meine Kiefergelenke sind beschädigt, zum Glück bekam ich zufällig von einer guten Physiotherapeutin eine Dehnungstechnik für die Muskeln direkt am Gelenk beigebracht. Man schiebt da den linken Daumen im Mund Richtung rechtes Kiefergelenk, und umgekehrt. Man muss mit dem Daumen von innen die Wange etwas nach aussen drücken damit man über die Sehnen kommt, und dann nach hinten Richtung Gelenk. Seitdem ist der stechende Schmerz im Gelenk weg. Da mein CMD jetzt wohl auch irgendwie in die Schulter gewandert ist, habe ich mir im Bastelladen ein Holzei besorgt, Schraube rein und Schnur dran, und damit drücke ich jetzt den Muskelknoten platt indem ich meinen Rücken gegen die Wand drücke - das Holzei dazwischen.

Aber irgendwie habe ich gar keinen Bock irgendetwas gegen den Tinnitus zu unternehmen, auch dieses Psychodingens dass man den als Freund sehen soll finde ich pipifax.

Ich habe auch keine Lust auf Cortison, Blutverdünner, Antidepressiva und ohne Kaffee das geht ja überhaupt gar nicht. Ich trinke nur eine Tasse am Tag aber für die nehme ich das Klingeln in Kauf;-))

Mein Tinnitus ist links stärker als rechs, und verschieden stark an verschiedenen Zeiten und pulssynchron. Ich kann ohne Probleme damit einschlafen, obwohl es dann natürlich sehr laut ist.

Ich gehe davon aus, dass er für den Rest meines Lebens bleibt und sehe das aber nicht als Resignation, sondern als Realismus. Sollte er irgendwann verschwinden, OK, auch gut. Vielleicht bin ich ja aber noch in Verdängung und die Panik setzt erst noch ein:-)

Was ich allerdings schon noch gerne erreichen würde wäre den chronischen Stress in den Griff zu bekommen. Autogenes Training und Entspannungsmusik hilft bei nicht. Wenn kiffen in Deutschland legal wäre würde ich kiffen. Aber dass ich mich da in den Ecken im Park mit Hanf versorge, das ist unter meiner Würde, das sehe ich nicht ein. Hanf würde helfen gegen den Stress, Sauna ist auch nicht schlecht. Psychotherapie habe ich schon versucht, bringt bei mir auch nichts, halte ich für Quatsch. Wenn ich über meine Kindheit sprechen will, bringe ich irgendwann meine Memorien raus.

Ach ja, und eine Tondatenbank mit Beispieltönen wäre toll. Ich hatte da was gefunden aber mein Ton war nicht dabei. Meiner ist sehr hoch.

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#2 16-01-2010 19:34:03

Thomas
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Re: Werde mich nicht behandeln lassen

Hallo Muschine,

Willkommen im Forum.

Es gibt immer einige Leute, welchen die Ohrgeräusche nicht soviel ausmachen, um gezielt etwas dagegen zu unternehmen. Bei den meisten ist dies aber sicherlich nicht der Fall, und hier ist es zum Beispiel durchaus angeraten, Koffein grundsätzlich zu vermeiden. Sonst wäre es wirklich realistisch anzunehmen, dass der Tinnitus sich nicht mehr bessert.

Thomas

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#3 17-01-2010 08:56:08

muschine
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Re: Werde mich nicht behandeln lassen

Hallo Thomas

Dass viele Leute einen enormen Leidensdruck haben ist mir klar, gerade deshalb habe ich meine Perspektive eingestellt. Für mich ist der Tinnitus wie eine Warze am Hintern (ich habe übrigens keine Warze am Hintern!:-), weder mein Freund, weder eine Katastrophe, er ist einfach da und ich nehme ihn hin und empfinde das nicht als weitere Belastung. Es ist eine Behinderung. Für mich ist wesentlich belastender meine Anfälligkeit für Stress, mein Kortisolspiegel scheint immer zwischen 95 und "110" zu schwanken, selbst wenn es keine gravierende Gründe dafür gibt. Ist vielleicht auch ein Stück Veranlagung.

In dem Sinne hat der Tinnitus sogar etwas geholfen, da er alle Probleme (vor allem auch in der Anfangszeit, in der ich mich noch befinde, meiner ist grad mal 3 Wochen alt oder so) die von extern kommen auf einen Punkt bündelt.

Was den Kaffee, bzw. das Koffein betrifft. Ich nehme an, du hast gute Gründe warum du deine Erfahrung auf alle Betroffenen extrapolierst, ich bin noch nicht so tief in dein Forum eingedrungen um den Hintergrund der These zu kennen, wäre aber interessiert.

Übrigens habe ich etwas mit Audacity herumgespielt und einen Endloston generiert der meinem Tinni ähnlich ist. Viele so genannten maskierenden Töne wie Wellenrauschen, sphärische Musik usw. finde ich nerviger als den Tinni. Aber wenn ich einen ähnlichen Ton höre wie den Tinni hat das einen interessanten Effekt, denn erstens wird er nicht nur komplett überlagert, sondern die Tatsache, dass der Ton eine reale akustische und externe Quelle hat, trägt auch zur Entspannung bei.

Was ich auch seltsam finde ist, dass mein Tinni mit meiner Kopffestplatte hochfährt, das heißt ich bin im ersten Moment des Aufwachens komplett ohne Tinnitus, aber sobald alle Gehirnbereiche komplett hochgefahren sind geht es los.

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#4 18-01-2010 21:09:42

Thomas
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Re: Werde mich nicht behandeln lassen

muschine schrieb:

Dass viele Leute einen enormen Leidensdruck haben ist mir klar, gerade deshalb habe ich meine Perspektive eingestellt. Für mich ist der Tinnitus wie eine Warze am Hintern (ich habe übrigens keine Warze am Hintern!:-), weder mein Freund, weder eine Katastrophe, er ist einfach da und ich nehme ihn hin und empfinde das nicht als weitere Belastung. Es ist eine Behinderung. Für mich ist wesentlich belastender meine Anfälligkeit für Stress, mein Kortisolspiegel scheint immer zwischen 95 und "110" zu schwanken, selbst wenn es keine gravierende Gründe dafür gibt. Ist vielleicht auch ein Stück Veranlagung.

In dem Sinne hat der Tinnitus sogar etwas geholfen, da er alle Probleme (vor allem auch in der Anfangszeit, in der ich mich noch befinde, meiner ist grad mal 3 Wochen alt oder so) die von extern kommen auf einen Punkt bündelt.

Du kannst Dich glücklich schätzen, dass Du die ganze Sache schon so frühzeitig so gut handhaben kannst. Bei anderen dauert dies oft Jahre.
Trozdem würde ich nicht unbedingt die Möglichkeit einer Verbesserung aus den Augen verlieren.


muschine schrieb:

Was den Kaffee, bzw. das Koffein betrifft. Ich nehme an, du hast gute Gründe warum du deine Erfahrung auf alle Betroffenen extrapolierst, ich bin noch nicht so tief in dein Forum eingedrungen um den Hintergrund der These zu kennen, wäre aber interessiert.

Es ist einfach so, dass bei den meisten Betroffenen Koffein den Tinnitus verschlechtert. Es ist nicht nur meine Erfahrung. Es ist an und für sich logisch, dass nervenanregende Mittel den Tinnitus verschlechtern, da der Tinnitus stark an die nervliche Aktivität gekoppelt ist.

Thomas

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#5 20-01-2010 19:22:57

muschine
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Re: Werde mich nicht behandeln lassen

Thomas schrieb:

Du kannst Dich glücklich schätzen, dass Du die ganze Sache schon so frühzeitig so gut handhaben kannst. Bei anderen dauert dies oft Jahre.
Trozdem würde ich nicht unbedingt die Möglichkeit einer Verbesserung aus den Augen verlieren.
Thomas

Also ich muss dazu auch sagen dass ich ausgiebig "auf der Schule" war. Trauma/PTSD mit Depri und Panikattacken und als Folge davon eben halt auch Bruxismus, CMD und jetzt Tinnitus. Ich wäre jetzt vermutlich auch gelassen wenn ich ein Bein verlieren würde:-)) Dein Tip mit dem ACC (Aspirin) war übrigens Gold wert. 500mg hat die Lautstärke meines Tinnis von gefühlten 8 auf 3 reduziert und auch der "Flugreisedruck" ist deutlich reduziert.

Thomas schrieb:

Es ist einfach so, dass bei den meisten Betroffenen Koffein den Tinnitus verschlechtert. Es ist nicht nur meine Erfahrung. Es ist an und für sich logisch, dass nervenanregende Mittel den Tinnitus verschlechtern, da der Tinnitus stark an die nervliche Aktivität gekoppelt ist.
Thomas

Kann natürlich sein dass ich aus Reflex das verneine weil ich Kaffee so gerne mag, sollte das vielleicht einfach mal testen. Ich konsumiere überhaupt keine Drogen, rauche schon lange nicht mehr, Alkohol vielleicht 3 mal im Jahr und auch keine synthetischen Drogen oder Kräuterdrogen. Zu Hanf hatte ich mich ja schon geäußert. Kaffee ist meine letzte Droge außer duschen sozusagen, dass der Tinni mir das nehmen könnte wurmt mich schon...

Und sicher werde ich das eine oder andere versuchen, ich werde nur nicht das ganze übliche Programm durchlaufen. ACC war schonmal gut, ich habe meine Aufbißschiene und auch Termine bei einer CMD-kundigen Physiotherapeutin, morgen erster Termin, bin gespannt.

Vor ein paar Nächten bin ich das erste mal wach geworden inmitten einer Kieferpressphase. Das war schon krass, der Kiefer presste so stark dass meine Stirn taub war. Dahingehend werde ich auch jetzt Anstrengungen unternehmen, Stressreduktion. Egoistischer werden, im positiven Sinn.

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#6 05-02-2010 12:44:58

ChriMo
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Re: Werde mich nicht behandeln lassen

Hallo Thomas, ich weiß nicht, meinst Du wirklich, dass eine Tasse Kaffee am Tag solche Verschlechterungen hervorruft? Ich trinke selten Kaffee, max. eine Tasse am Tag, wenn überhaupt. Und ich habe jetzt noch nie eine Verschlechterung fest gestellt. Ich trinke auch erst seit ca. einem halben Jahr Kaffee, meinen ersten Tinnitus bekam ich schon vor 13 Jahren. Da war er auch nicht besser als jetzt.
Ich glaube, man muss schon ordentlich Kaffee und Cola in sich reinkippen bis das Auswirkungen hat oder?
ChriMo

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#7 05-02-2010 17:01:15

muschine
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Re: Werde mich nicht behandeln lassen

Ich bin ja nicht abergläubig, aber ich habe mir doch nun tatsächlich das Bein gebrochen und konnte meine Aussage gleich mal belasten;-) Allerdings ist es ein relativ unkomplizierter Bruch und die OP ist schon vorbei, jetzt heisst es warten und heilen...

Ironie dabei: Als Nebeneffekt wurde ich dabei mit Blutverdünnern behandelt, Clexane und Fraxoparin wenn ich mich recht erinnere, sowie mit Ibuprofen. Tromboserisiko und Schmerz wurde damit reduziert, aber der Tinni nicht:-)) Ibuprofen habe ich auch ganz schlecht vertragen mit furchtbaren Blähungen und "bedätscht" fühlen. Musste ich nach zwei Tagen absetzen.

Habe inzwischen wieder eine Bissschiene für nachts und das CMD ist nun wieder weniger akut. Der Tinni scheint leiser geworden zu sein, dass war aber schon vor der Fraktur und den damit verbundenen Medikamenten der Fall. Das Druckgefühl auf den Ohren ist auch weniger. Den Ton habe ich inzwischen vollständig akzeptiert und er belastet mich gar nicht.

So der momentane Wasserstand.

Keinen Kaffee habe ich noch nicht getrunken:-))

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#8 07-02-2010 18:45:24

Thomas
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Re: Werde mich nicht behandeln lassen

ChriMo,

Selbst eine Tasse Kaffee (oder schwarzer Tee) hatte mir in der Anfangsphase große Probleme bereitet. Ich erinnere mich noch, dass ich, nachdem ich schon seit ein paar Monaten auf koffeinfreie Sorten umgestiegen war, ich mir aus Versehen eine Tasse schwarzen Tee gemacht und getrunken habe. Der Tinnitus wurde sogleich viel stärker, und es hat Tage gedauert, bis er wieder auf das alte Maß zurückgegangen war.

Jetzt, wo mein Tinnitus generell nur noch sehr schwach wahrnehmbar ist, macht es allerdings so gut wie nichts mehr aus wenn ich gelegentlich eine oder auch ein paar Tassen trinke. Ich vermeide jedoch weiterhin regelmäßigen Koffeingenuss, nicht nur um meine weitere Verbesserung nicht zu gefährden, sondern auch da ich mich ohne diesen generell besser und ausgeglichener fühle (das gleiche gilt auch für Alkohol).

Thomas

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