#1 18-07-2009 17:25:41

ChriMo
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Widersrüche machen verrückt

Ich weiß nicht, ob es nicht jedem von uns/Euch so geht wie mir. Aber mich machen diese unterschiedlichen Ratschläge und Herangehensweisen zusätzlich total verrückt. Jeder Arzt erzählt einem was anderes, jeder Therapeut ist einer anderen Meinung, das Internet mit seinen Beiträgen kann einen auch total verunsichern... Wir sollen ja Stress und negative Gedanken möglichst vermeiden. Aber mich stresst es TOTAL, dass ich nie weiß, was ich glauben soll, welche Maßnahmen (sei es zur Bekämpfung oder um mich dran zu gewöhnen) ich ergreifen soll und wovon ich die Finger lassen soll. Ich weiß, dass das mit vielen (oder allen?) Bereichen der Medizin so ist... Aber das macht es ja auch nicht besser!

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#2 20-07-2009 20:56:55

Thomas
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Re: Widersrüche machen verrückt

Hallo ChriMo,

Willkommen im Forum.

Es ist ganz natürlich, dass so vieles Widersprüchliches bezüglich des Tinnitus verbreitet wird, einfach darum weil er von Person zu Person sehr verschieden sein kann. Die Ursache dafür ist einfach, dass der Tinnitus eine nervliche Störung ist (siehe zum Beispiel http://www.neuro24.de/tinnitus.htm ) ,  und die nervlichen Funktionen sind eben so komplex und veränderlich, dass es praktisch für keinen identisch ist.
Die einzige Regel, die in den meisten Fällen zutrifft, ist, dass man weitere künstliche Anregungen des Nervensystem vermeiden soll, und im Gegenteil versuchen soll, die Nerven so weit wie möglich zu beruhigen.
Darüberhinaus ist man letztlich auf seine eigenen Erfahrungen angewiesen, und daran sollte man sich dann auch orientieren.

Thomas

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#3 20-07-2009 21:11:03

ChriMo
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Re: Widersrüche machen verrückt

Hallo Thomas, danke für Deinen Beitrag. Was bedeutet denn, weitere künstliche Anregungen des Nervensystems zu vermeiden?

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#4 20-07-2009 21:22:01

Thomas
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Re: Widersrüche machen verrückt

Ich meinte damit Anregungen durch Koffein, Alkohol usw. aber auch unnötigen Stress und Ärger (obwohl man letzteres offensichtlich nicht immer vermeiden kann).

Thomas

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#5 22-07-2009 16:41:33

ChriMo
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Re: Widersrüche machen verrückt

Du schreibst ja über Aspirin und Paracetamol. Aspirin nehme ich ungern (aus anderen Gründen). Hast Du auch Erfahrungswerte mit Novalgin machen können oder davon gehört?

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#6 22-07-2009 23:08:15

Thomas
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Re: Widersrüche machen verrückt

Nein, Novalgin kenne ich nicht. Es ist jedoch ohnehin (soweit ich gerade gelesen habe) ein bedenkliches Medikament (welches in vielen Ländern gar nicht zugelassen ist).

Generell sollte man erwarten, dass jedes Schmerzmittel den Tinnitus zu einem gewissen Grad unterdrückt (weil Tinnitus ja ein nervliches Problem ist, und Schmerzmittel ja gerade darauf angelegt sind, das Nervensystem zu dämpfen). Und Aspirin und Paracetamol sind wohl die am einfachsten erhältlichen (und billigsten) und haben wohl auch die wenigsten Nebenwirkungen im allgemeinen (trotzdem sollte man sie natürlich nur in Maßen nehmen).

Thomas

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#7 23-07-2009 14:11:13

ChriMo
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Re: Widersrüche machen verrückt

Novalgin ist ein sehr oft verschriebenes Medikament in Deutschland. Das gibt es schon viele Jahrzehnte und es ist deshalb sehr billig. Es ist zwar verschreibungspflichtig, wird aber in der Schmerztherapie oft verwendet und verschrieben. Es zählt zu den Analgetika. Ich bekomme es gegen meine chronischen Kopf- und Rückenschmerzen. Ich weiß, dass es bei mir wenige Nebenwirkungen hat. Vor Aspirin habe ich ein bisschen Angst, weil es meinen 12 Jahre alten Rausch-Tinnitus mal verschlechtert hat. Nun habe ich ja seit 10 Wochen ein Fiepen zusätzlich und will das bekämpfen. Die Schmerz-Mittel-Methode habe ich noch nie ausprobiert.
Wie kommst Du drauf, dass Tinnitus ein nervliches Problem ist? Meine HNO-Ärztin sagte mir, dass Schmerzmittel kein üblicher Weg bei Tinnitus sind.

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#8 23-07-2009 22:26:07

Thomas
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Re: Widersrüche machen verrückt

Siehe einmal unter http://www.neuro24.de/tinnitus.htm für mehr Information bezüglich des Tinnitus. Die Symptome sind einfach nur erklärbar als neurologische Phänomene, und wie ich schon sagte, Schmerzmittel sind ja darauf hin angelegt, nervliche Funktionen zu dämpfen. Und wenn das bei Schmerzen funktioniert, warum sollte es nicht auch bei Tinnitus funktionieren. Tinnitus wird ja in der Tat oft auch mit dem Phantomschmerz verglichen (wo ein Amputierter Schmerzen in nicht mehr vorhandenen Gliedmaßen empfindet).

Ich selbst habe die positive Wirkung von Aspirin oder Paracetamol ja nur durch Zufall entdeckt. Es gibt jedoch einige Ärzte, die auch wesentliche stärkere, klinische Schmerzmittel (z.Bsp. Katadolon) gegen Tinnitus anwenden. Dies ist jedoch klinisch nicht hinreichend getestet als Tinnitustherapie, und es hat erhebliche Nebenwirkungen (siehe die 2 Beiträge von Andre (und meine Antworten) auf meiner alten Forumsseite http://www.mytinnitus.de/forumde2.htm ).

Auf jeden Fall ist mir der positive Effekt von Schmerztabletten schon von vielen bestätigt worden (obwohl es nicht bei jedem wirken mag, insbesondere wenn man Sachen nimmt, die die Wirkung der Schmerztabletten verhindern oder abschwächen können (wie Koffein und Alkohol)).

Die Verschlechterung des Tinnitus durch Aspirin sollte normalerweise wirklich nur auftreten, wenn man hohe Dosen (2g = 4 Tabletten am Tag) über längere Zeit nimmt, was ja ohnehin nicht empfohlen wird.
Und selbst dann sollte das Problem wieder verschwinden, wenn man die Einnahme absetzt.



Ansonsten kannst Du auch mal alkoholfreies Bier probieren. Dies hat mir auch meistens gut geholfen.

Thomas

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#9 25-07-2009 12:53:25

ChriMo
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Re: Widersrüche machen verrückt

Hallo Thomas, danke für Deine Tipps. Ich habe auch von der Wirkung von Tetrazepam gehört. Du auch? Ist ein Beruhigungsmittel, glaube ich! Hast Du nicht sogar irgendwo schon mal darüber berichtet? Ich habe halt die Befürchtung, dass der Einsatz von Schmerzmittel den Tinnitus nur für die Dauer der Einnahme leiser macht. So war meine Erfahrung beim Cortison. Da war ich auch ganz glücklich, dass der Tinnitus leiser wurde und teilweise sogar ganz verschwand. Dann kam er aber volle Lotte wieder. Ich schlafe zurzeit auch sehr schlecht (trotz Einnahme von Anti-Depressiva). Das stresst mich sehr. Heute Nacht konnte ich wieder gar nicht schlafen. Irgendwann fange ich dann an zu Heulen und mich furchtbar aufzuregen. Prompt hat das linke Ohr wieder angefangen wie irre zu piepen. Das bestätigt ja nur Deine Aussage und die der Ärzte, dass Stress und nervliche Anspannung Gift sind. Deshalb denke ich jetzt über Tetrazepam nach! Du schreibst, Koffein hemmt die Schmerzmittel. Aber es gibt doch viele Kopfschmerz-Mischpräparate aus Koffein und Schmerzmittel. Ich nehme die nie, weil die ja Suchtpotential haben. Aber dass Koffein die Wirkung hemmt, höre ich zum ersten Mal. Ich bin immer ängstlich mit der Einnahme von Medikamenten. Denn als ich vor 12 Jahren meinen ersten Tinnitus bekam (Rauschen) nahm ich gerade Stangyl (ein Anti-Depressivum) sowie akut ein Antibiotikum  (krank im Flugzeug mit Fieber). Danach der Tinnitus. Ich bin nie das Gefühl los geworden, dass es damals an der Einnahme von den Medis lag. Diese Angst ist geblieben, deshalb löchere ich Dich auch mit den Schmerzmitteln so!

Und Du hast Recht: Diese Angst vor dem Tinnitus ist das, was einen am meisten belastet. Wüsste man: Der geht in drei Wochen wieder weg, würde man das einfach(er) ertragen! Wenn er dann so ganz laut wird wie heute Nacht (und jetz auch noch) dann steigt wieder diese Panik hoch, die schwer zu bekämpfen ist. Und man möchte direkt in Aktion treten...

Danke für Dein offenes Ohr!
ChriMo

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#10 25-07-2009 19:47:00

Thomas
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Re: Widersrüche machen verrückt

ChriMo,

Ich hatte kurzfristig am Anfang Temazepam gegen die Schlaflosigkeit genommen (welches wohl ähnlich zu Tetrazepam ist). Ich habe dies aber nicht mehr genommen, als ich die Tinnitus-dämpfende (und damit auch Schlaf-bessernde) Wirkung von Schmerztabletten entdeckte. Ich habe mir auch vom Arzt bestätigen lasen, dass letztere im Hinblick auf die Nebenwirkungen auf jeden Fall dem Temazepam (und ähnlichen Mitteln, welche alle abhängig machen) vorzuziehen sind. Natürlich sind auch Schmerztabletten langfristig im allgemeinen nicht gerade gesundheitsfördernd, aber für ein paar Monate kann man meiner Meinung doch mal öfters darauf zurückgreifen. Bei mir haben sie nicht nur geholfen, kurzfristig den Tinnitus zu dämpfen, sondern sie haben ihn auch langfristig gebessert.

Bezüglich des Koffeins: ich habe vor einigen Jahren in einer wissenschaftlichen Zeitschrift gelesen, dass bei vielen Personen chronische Migräne einfach verschwindet, wenn man kein Koffein mehr zu sich nimmt. Vorher ist diese oft nicht einmal mit der regelmäßigen Einnahme von Schmerzmitteln zu kontrollieren. Dies zeigt schon, dass Koffein hier eine sehr negative Rolle spielen kann. Deshalb ist es meiner Meinung nach auch Unsinn, Koffein Schmerztabletten hinzuzusetzen. Und deshalb sollte man Koffein auch bei Tinnitus vermeiden (ob man nun Schmerztabletten nimmt oder nicht).

Thomas

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