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Hallo,
hier ist ein interessantes Interview mit Professor Charles Liberman aus dem Jahr 2019 über Hidden Hearing Loss am Hörnerv.
https://www.entandaudiologynews.com/dev … s-liberman
Bei einem Trauma werden die Synapsen, die den Hörnerv mit den Haarzellen im Innenohr verbinden, oftmals geschädigt.
"Since acoustic overexposure is the most reliable way to produce tinnitus and hyperacusis in humans, and since both perceptual anomalies can occur without audiometric shifts, and since auditory-nerve synapses are the most vulnerable elements in noise damage, it was natural to hypothesise that synaptopathy might be a key elicitor of tinnitus and hyperacusis."
Auch Peter McNaughtons Forschung am King's College London über HCN2 Blocker zielt auf den Hörnerv ab:
https://www.youtube.com/watch?v=5SeuBpVYl1s
Außerdem lassen sich die beschädigten Synapsen im Tierversuch bereits wiederherstellen:
4-phenyl-tetrahydropyridine derivatives for treating hearing diseases:
https://patents.google.com/patent/WO2023118544A1/en
Es handelt sich dabei um die Sanofi Wirkstoffe Paliroden und Xaliproden, die von Cilcare für die Behandlung von Hidden Hearing Loss lizenziert wurden.
Ein weiterer vielversprechender Kandidat ist Neurotrophin 3 (NT-3 oder auch NTF-3).
Round-window delivery of neurotrophin 3 regenerates cochlear synapses after acoustic overexposure
https://www.nature.com/articles/srep24907
Schöne Grüße!
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Nur in etwa 1/4 aller Fälle ist Lärmbelastung für den Tinnitus verantwortlich
Dies macht die Theorie, dass der Tinnitus im Innenohr verursacht wird, doch mehr als fragwürdig. Der Tinnitus bleibt ja in den meisten Fällen auch bestehen, wenn der Hörnerv komplett durchtrennt wird.
Thomas
Offline
Hörschäden sind der Risikofaktor schlechthin für Tinnitus. Die Schädigung ist im Audiogramm oft nicht sichtbar, da sie (schmalbandig) zwischen oder über den gemessenen Frequenzen auftreten kann. Und eine Hirnstammaudiometrie zum Auffinden von Schäden am Hörnerv führt der Wald-und-Wiesen-HNO ohnehin nicht durch. Die Durchtrennung des Hörnervs ist ebenfalls als Ohrenschaden zu sehen.
Der Schädigung des Ohres folgen Änderungen im Gehirn (Änderung KCC2 Level und Fehlfunktion der Kaliumkanäle im Dorsal Cochlear Nucleus):
https://www.ncbi.nlm.nih.gov/pmc/articles/PMC10602088/
https://www.ncbi.nlm.nih.gov/pmc/articles/PMC4592936/
Die Forschungsarbeiten von Peter McNaughton (Hörnerv) und Susan Shore (Hyperactive Fusiform Cells) ergänzen sich auch und schließen sich nicht aus.
"When I spoke to Professor McNaughton last year, he said the findings of the Shore Lab did not contradict his theory but backed it up, fitting in nicely. He means the polarization of auditory nerve cells affects cells in the first part of the brain stem."
(https://www.tinnitustalk.com/threads/ti … ost-709924)
Lärm, Ohrenerkrankungen, andere Erkrankungen, Medikamente, Stress, Operationen, diverse Gründe und unbekannte Ursachen können allesamt (versteckte) Schäden am Ohr verursachen.
Beitrag geändert von Panda (02-06-2024 21:11:34)
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Die Forschungsarbeiten von Peter McNaughton basieren anscheinend ausschließlich auf Tierversuchen mit Lärmtraumas. Und es ist meiner Meinung nach nicht zulässig, die Schlussfolgerungen auf andere Tinnitusursachen auszudehnen, wo ein Hörschaden wenig plausibel ist (und das ist in den meisten Fällen so).
Für mich persönlich gibt es ja schon seit langem einen wirksamen Tinnitus-Blocker in der Form von einfachen Schmerztabletten (Paracetamol, Aspirin). Dies hat mir in der Anfangsphase sehr geholfen, selbst wenn es immer nur für 1-2 Stunden war (solange Schmerztabletten eben wirken). Und ich glaube kaum, dass dabei das Ohr eine Rolle gespielt hat. Schmerztabletten sind ja darauf angelegt auf das zentrale Nervensystem einzuwirken.
Thomas
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@Panda:
Spannende Links hast du da gefunden. Ich habe mir die mal genauer angeschaut.
Ich vermute das Lärm die Hauptursache für Tinnitus ist, ob durch Lärm-, Knalltrauma oder generelle Dauerbeschallung. Dazu habe ich auch schon einige engl. sprachige Artikel gelesen.
Das unsere industrialisierte Welt dauerhaft viel zu laut ist, sollte ja einleuchten, dazu Clubs, Konzerte und da Lärmschäden vermutlich kumulativ sind, ist irgendwann das Fass voll.
Das zum Glück es offensichtlich Mechanismen im Hörzentrum gibt, das bei vielen kein Tinnitus entsteht nach einem Lärmtrauma, lässt die gesamte Systematik natürlich diffus erscheinen.
Und wie schon geschrieben hast, sind die gängigen Audiogramme bzw. Messungen beim HNO mehr als ungenau.
Daher suchen viele nach allem möglichen mysteriösen Ursachen für ihren Tinnitus, dabei ist es eben ein Schaden im Innenohr und oder von Synapsen usw.
Zum Glück wird international geforscht, aus Deutschland erwarte ich eher wenig. Hier scheint man sich zufrieden zugeben, das es die kognitive Verhaltenstherapie bei chronischen Tinnitus gibt, welche durchaus wirksam bei vielen ist.
Das man aber nichts für akute Patienten hat, noch das man überhaupt weiß was die tatsächlichen Abläufe im Gehirn sind, gibt den „Tinnitusexperten“ scheinbar aber nicht zu denken.
Beitrag geändert von tylerdurden182 (13-06-2024 16:13:06)
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