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Hallo Jochen,
vielen Dank für deine Tipps.
Im Moment kann ich nicht definieren wie es mir geht, weil ich seit ca 2 Wochen so gut wie beschwerdefrei bin. Habe mich seitdem auch selbst von den deppressionen erholt, war noch nicht beim Psychologen.
Die Massagen für meinen extrem verspannten Kiefer scheinen anzuschlagen, ich hoffe durch die Lockerung der Muskeln zumindest einen Grund für die Beschwerden auszuschalten.
Der Physiotherapeut fragte mich auch, was ich seit dem geändert habe, seit es mir besser geht. Als ich es mir genau überlegt habe viel mir der Sport ein, die Ruhe und Entspannung die ich mir selbst nach Feierabend gönne und halt die Massagen. Dies scheint sich alles Positiv auf die Wahrnehmung des Tinnitus auszuwirken.
Leider werde ich den Kontrollzwang (noch) nicht los. Es vergeht fast keine halbe Stunde in der ich mir nicht mindestens einmal mit den Fingern die Ohren verschließe um angestrengt in mich reinzuhorchen, ob der Ton noch da ist und wenn ja, wie laut. Auch die große Angst wieder morgens aufzuwachen und das Geräusch unerträglich laut wahrzunehmen ist noch da, obwohl diese extremen Schübe schon lange ausgeblieben sind.
Die Frage ist halt, ob das Geräusch wirklich weniger wurde, oder ob ich mich nur daran gewöhnt habe. Wobei ich mich nicht daran gewöhnen will, sondern die Ursache komplett loswerden möchte.
Fakt ist aber, dass es mir verglichen mit den letzten Wochen (ohne Infusionen und andere Medikamente) besser geht und das ist es, was eigentlich zählt. Trotzdem kann ich mit der Situation noch nicht wirklich umgehen, die Angst vor Rückfällen ist einfach größer.
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Hallo Steffen!
Es freut mich sehr für Dich, dass es Dir besser geht! Dein Fall kann auch andere Leidende wieder optimistisch stimmen.
Bei mir ist es leider sehr wechselhaft. Seit 10 Tagen habe ich zusätzlich eine Kieferentzündung bekommen - fürchterliche Zahn- und Wurzelschmerzen. Zahnarzt kann nichts machen. Das ist wohl nicht mein Jahr - oder doch???
Den ich gehe weiter, forsche nach und bin auf weitere sehr interessante Literatur gestoßen:
"Tinnitus ist heilbar", von Dr. Hans Greuel
und "Tinnitus, die verschwiegene Heilungschance", von Karin Peperkorn.
Dr. Hans Greuel ist wohl der beste Tinnitusexperte weltweit. Er hat eine Klinik in Düsseldorf (glaube ich, kann man aber Googeln). Er hat eine Methode gefunden, wie man den antrainierten Tinnitus wieder verlernen kann. Er nennt seine Methode Biomentale Therapie und sie hat anscheinend sehr hohe Erfolge zu verzeichnen.
Der Grund, warum man so wenig von seinen Patienten hört ist wohl der, dass er davon abrät, sich nach dem Ablegen seiner Tinnituserkrankung (ein Psycho-neuro-endokrino-immunologisches Innenohrsyndrom), noch weiter damit zu beschäftigen. Man sollte es dann tunlichst vergessen und alles vemeiden, das einen noch intensiv daran erinnert, z.B. auch Selbsthilfegruppen. Das ist wohl auch der Grund, warum sich kein geheilter hier zu Wort meldet.
Das schöne an seiner Theorie ist, dass sie auch selbstzerstörerische Verhaltensmuster, Wertvorstellungen und Ziele aufdeckt, die man erst einmal verändern sollte, damit Heilung eintreten kann.
Was mich auch überzeugte, war, dass er in seinem Buch beschreibt, welche sonstigen Probleme mit dem Tinnitus, Hörsturz, Schwindel einhergehen. Ich konnte tatsächlich welche bei mir feststellen, z.B. Kieferverspannung, Halswirbelsäulenverspannungen, geschwollene Schleimhäute in der Nase, etc.
Es ist übrigens interessant, dass er von gewissen Entspannungstechniken abrät, wie z.B. dem autogenen Training. Er meint, dass tiefe Entspannungszustände sogar einen Tinnitus hervorrufen können, da da etwas aus der Tiefe der Psyche zu schnell aufgelöst wird und über einen hineinbrechen kann.
Ich kenne übrigens selbst einen Fall, bei dem jemand einen Tinnitus während einer Meditation bekommen hat. Auch das macht Dr. Greuel sehr glaubwürdig.
Trotzdem weiß ich noch nicht genug darüber, habe das Buch noch nicht ganz zuende gelesen (habe es erst seit ein paar Tagen).
Ich mache jetzt folgendes:
Lese die Bücher von Dr. Greuel und werde mir die Casseten von ihm bestellen. Dann versuche ich es durch Lebensumstellung, Psyhotherapie und Dr. Greuels Anleitung alleine. Wenn ich den Tinnitus in einem Jahr noch nicht los bin, werde ich vielleicht die zwei Wochen in seiner Klinik verbringen und seine Therapie machen.
Interessant ist das Persönlichkeitsbild, das er für die Risikogruppe beschreibt: ein bestimmter Menschenschlag bekommt Hörsturz, Schwindel und Tinnitus nämlich häufiger als andere. Ich finde mich in dem Persönlichkeitsbild wieder. Auch Karin Peperkorn beschreibt sich in ihrem Buch ganz gut, und ich erkenne mich in ihr ebenfalls wieder.
Auch dass der Tinnitus bei mir nach einer Erholung gekommen ist, einer Entspannungsphase, nämlich im Urlaub, ist typisch.
Mich würde interessieren, ob Du, Thomas die Bücher kennst und was Du zu Dr. Greuel sagst. Weißt Du inzwischen genaueres?
Dir, lieber Steffen, wünsche ich weiterhin alles Gute, und meiner Meinung nach ist Dein Kontrollzwang und die Angst vor Rückfällen ein typisches Persönlichkeitsmerkmal für Menschen mit Tinnitusgefährdung. Ich bin ähnlich geartet, höre auch ständig auf meine Ohrengeräusche und steigere mich in meine Angst hinein, kann dann nicht schlafen, und werde depressiv.
Aber das schöne an der Sache ist folgendes: wenn man das mal erkannt hat, kann man beginnen das zu verändern. Man kann sich ändern, dazu gibt es viele ausgezeichnete Übungen (und viel Literatur).
Ich fange z.B. damit an, dass ich versuche, allem etwas positives abzugewinnen, und nicht immer das negative auszudrücken. Wenn ich z.B. mit dem Auto im Stau stehe, dann sage ich mir jetzt: Super, dann kann ich wenigstens die neue Bob Dylan CD noch etwas länger hören und fluche nicht mehr wie früher.
Das versuche ich auf alle Belange auszudehnen. Überall gibt es etwas positives zu sehen und auszudrücken. Das Negative sehe ich natürlich auch, aber ích sage es nicht mehr mit so viel Eifer wie noch vor Kurzem.
Ich bin in diesen Dingen selbst noch ein blutiger Anfänger und klinge wohl noch etwas holprig in meinen Ausführungen. Aber eines ist mir sicher: ich will mich nicht an den Tinnitus gewöhnen und an meine sonstigen körperlichen und psychischen Beschwerden! Ich will sie loswerden und werde das früher oder später auch.
Mein Vorteil ist auch der, dass ich sehr gläubig bin und mich immer wieder an Christus wende. Ich lese auch viel über unglaubliche Heilungen bei Menschen, die zu Christus fanden. Das ist sehr aufbauend. Außerdem gibt es Bücher, z.B. die "Hühnersuppe für Körper und Seele", mit sehr motivierenden Erlebnisberichten von schier unglaublichen Leistungen und Heilungen.
Wenn der Mensch etwas will, so kann seine Macht sehr groß werden und dann bekommt er wohl auch einiges an Hilfe von Oben (sofern er sich dahin wendet).
Also, Kopf nicht hängen lassen und weiter an sich arbeiten. Ohne dem geht es meiner Meinung nach nicht.
Liebe Grüße,
Jochen
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Hallo Jochen,
Die von Dir angesprochenen Bücher kenne ich selber nicht, aber zu dem Thema Dr. Greuel hat es schon ein paar Beiträge in diesem Forum gegeben (siehe zum Beispiel hier).
Thomas
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Hallo Jochen und Thomas,
ich bekomm weiterhin Massagen für meinen extrem verspannten Rücken, Nacken und den Kiefer und ja was soll ich sagen, es geht mir immer besser.
Die Tage, an den der Tinnitus gar nicht da ist, auch nicht in Stillen Umgebungen, werden immer länger. Ich denke langsam wirklich, dass mein Tinnitus zum Großteil mit den Verspannungen zu tun hat.
Die Rückfälle werden auch immer seltener. Letztens hatte ich zwar wieder einen heftigeren Rückfall mit Depressionen, die Beschwerden wurden dann aber schon nach ca 4 Tagen besser. Bis heute Morgen (der Rückfall war letzten Do.) hatte ich dann wieder keinerlei Beschwerden, nicht das leiseste Geräusch.
Heute morgen bin ich dann wieder mit Pfeifen im rechten Ohr aufgewacht. Diesmal bin ich aber ruhig geblieben weil ich wusste, dass es mir auch wieder besser gehen wird. Dazu habe ich einfach mal ausprobiert, ob bei mir die Aspirin auch so wirken wie bei Thomas. Habe dann morgens nach dem Frühstück und mittags eine halbe Tablette genommen, was wirklich sehr gut bei mir angeschlagen hat. Im Moment ist das Geräusch auch bei intensivem Reinhorchen nicht warnehmbar (diesen Kontrollzwang kann ich mir noch nicht abgewöhnen). Ich denke das vor allem die positiven Gedanken geholfen haben, dass mich dieser kleine Rückfall nicht wieder in so ein tiefes Loch hat fallen lassen. Die Aspirin gaben wohl zusätzliche Sicherheit.
Interessant fand ich nur, dass meine Freundin meinte, dass ich heute Nacht extrem laut geschnarcht hätte. Ich erinnerte mich auch, extrem viel geträumt zu haben. Dies scheint irgendwie im Zusammenhang zu dem Rückfall zu stehen. Ich schätze, dass ich wieder extrem geknirscht habe heute Nacht und dies wieder Verspannungen ausgelöst hat. Zum Glück bekomme ich bald die Gebisschiene.
Sollte sich dieser Zustand weiter verbessern und stabilisieren, werde ich trotzdem nochmals den HNO aufsuchen. Ich höre weiterhin auf dem rechten Ohr manche Frequenzen tiefer oder höher als auf dem linken Ohr. Dieser Zustand wurde zwar auf die bisherigen Monate gesehen besser, ist aber noch warnehmbar. Ich schätze mal, dies hat mit der Beschädigung durch die Hörstürze zu tun.
Beitrag geändert von Steffen82 (19-06-2009 21:08:19)
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hallo leute,
interessant was sich alles in zwei monaten so ändern kann.
nachdem ich hier das letzte mal geschrieben hab, hat sich einiges geändert. ich würde gerne meine erfahrungen mit euch teilen.
nachdem die verspannungen und damit das ohrgeräusch nach den massagen immer weniger wurde, konnte ich auch wieder langsam mit dem training im fitnesstudio anfangen. anfangs hatte ich davor noch angst, weil der tiinnitus damals nach dem training erst aufgetaucht ist. zum glück ist sowas nicht mehr passiert und ich konnte den gesundheitszustand mit training und massagen stabilisieren. zusätzlich besuche ich nun einmal die woche einen yoga kurs, der mir auch sehr gut hilft.
als ich dann von kieferothopäde meine "knirscherschiene" bekommen habe, wurde der tinnitus innerhalb von zwei tagen nochmal um einiges besser. ich hatte ab da nun ca eine woche keinerlei geräusche wahrgenommen. die "rückfälle" beschränkten sich nur noch auf einen von 7 tagen und auch nur über ein paar stunden (also nicht mal mehr 4 tage wie in meinem post vor 2 monaten).
daraufhin bin ich dann nochmal zum HNO um ihm zu berichten und einfach wieder hörtests und trommelfellbeweglichkeitstests zu machen, alles bestens. es wäre sogar ungewöhnlich, dass es meine werte so gut sind nach den hörstürzen. im zuge des gespräches habe ich dann noch so ein gerät mitgenommen, dass den schlaf überwacht (wegen meinem extremen schnarchen). dort bestätige sich, dass ich wirklich ein heftiger schnarcher bin, allerdings ohne gesundheitliche folgen. sauerstoffsättigung etc. ist alles top. er erklärte mir dann allerdings den zusammenhang zwischen schnarchen und kieferverspannung. außerdem stellte man fest, dass mein ruhepuls nachts viel zu hoch ist, ich mich somit nachts nicht entspanne und mein körper auf hochbetrieb läuft (schlecht geschlafen = tinnitus am morgen, da keine entspannung).
dies werde ich durch einen cardiologen zusätzlich abklären lassen.
mit diesen infos bin ich zum hausarzt und hab mir dort erstmal ein ganz leichtes, pflanzliches beruhigungsmittel verschreiben lassen (neurexan). dies kann man dreimal am tag nehmen, oder alle halbe stunde wenns wirklich akut sein soll. ich nehme nur eine vorm schlafengehen und das ergebnis war verblüffend. schon nach der ersten einnahme, hatte ich auch morgens nach dem aufwachen kein tinnitus mehr.
ich nehme das jetzt seit ca. einer woche täglich vorm schlafengehen und der tinnitus ist einfach weg. selbst wenn ich in absolut stillen räumen bin und kontrolliere und meine ohren verschließe, kein geräusch. über den tag ist ja die wirkung von diesem medikament längst nicht mehr gegeben und das geräusch kommt nicht zurück.
ich muss wirklich sagen, dass die stille genauso schön ist, wie ich sie mir in meinem akuten zustand vorgestellt habe. ich liege nun nachts einfach da und genieße, dass ich einfach nichts höre. ein unbeschreibliches gefühl, nach diesen schlimmen monaten.
meine knirscherschiene lasse ich mir nun zu einer schiene gegen das schnarchen umbauen. ansonsten mache ich regelm. sport und yoga. sogar meinem hobby als dj kann ich zuhause wieder mehr und mehr nachgehen.
am wochenede war ich auf zwei geburtstagen, wo es recht laut war (gespräche, laute musik vom alleinunterhalter). gehörschutz ist natürlich weiterhin pflicht bei mir und auch hier war nur nachts an einem tag wieder ein leichtes geräusch zu vernehmen. dieses ergebnis ist absolut unglaublich im vergleich zu den letzten monaten.
soweit so gut. gesundheitlich is somit alles bestens. würde ich meinen kontrolltick loswerden, hätte ich mit dem tinnitus an sich keinerlei probleme mehr, da bin ich mir sicher.
leider habe ich immernoch stark mit den psychologischen folgen der krankheit zu kämpfen. dieser kleine, eigentlich unbedeutende rückfall nach dieser party, hat mich sofort wieder in depressionen fallen lassen. aus dem guten krankheitsverlauf, nehme ich keine positiven gefühle mit. deswegen bin ich zusätzlich noch in psychologischer behandlung um diese angst in den griff zu bekommen und mit der krankheit zu leben, um auch bei rückfällen stabil zu bleiben.
ich hoffe das mir dies hilft, um wieder mein normales leben zurück zu bekommen.
ich hoffe der kleine bericht gibt euch ein paar infos, falls eure gesundheitlichen problemen mit meinen vergleichbar sind.
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Hallo Steffen!
Danke für Deinen sehr positiven und mutmachenden Bericht! Du zeigst uns, dass es einen Weg zur Heilung gibt, man muß ihn nur finden und dann konsequent gehen!
Die pschologische Behandlung ist wohl im Moment noch gut und notwendig. Sie wird Dich auch in anderen Lebensbereichen unterstützen.
Insgesamt kann ich an Deiner Geschichte sehen, wie wichtig Entpannung (körperliche als auch psychische) für die Verbesserung, bzw. Heilung ist. Massagen, Fitness, Yoga, Psychotherapie, pflanzliche Nervenmittel, etc.
Das deckt sich mit anderen Berichten.
Mein Weg wird ein etwas anderer sein, wobei ich auch zur Psychologin gehe. Aber im September beginne ich eine Therapie bei Dr. Greuel in Düsseldorf, um mir mal aufschlüsseln zu lassen, welche Programme in meinen Tiefen ablaufen, die mich ständig auf Volldampf halten (p.S. sein Buch halte ich für gut und lesenswert !).
Irgendwelche Körperübungen, wie Yoga, wären auch für mich nicht schlecht. In einer Woche kommt eine Bekannte zu Besuch, die wird mir gezielte Tai Qi Übungen zeigen. Die sollen auch etwas bewirken.
Ich werde weiter berichten, sobald sich bei mir etwas tut.
Insgesamt ist mein Tinnitus mal lauter, mal leiser, aber inzwischen sind es drei Töne, einer links, einer rechts und dazu ein Schwirren im ganzen Schädel. Im übrigen wird er lauter, während ich diese Zeilen schreibe und auf ihn höre...
Weiterhin alles Gute und berichte mal wieder, wie es Dir geht,
Jochen
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