Tinnitus Forum - Mytinnitus

Liebes Forum und alle die hier reinschaun!

ich möchte euch zur allgemeinen seelischen Aufheiterung und Bekräftigung kurz meinen "Werdegang" schildern und wie es mir mit dem Tinnitus ergangen ist (ich schreibe absichtlich nicht "mein" Tinnitus). Vielleicht findet ja der eine oder andere eine Methode, die ihm/ihr hilft.

Zuvor: ich hatte bereits vor ca. 20 Jahren einen Tinnitus, an den ich mich aber nicht mehr recht erinnern kann. Das Pfeifen war aber damals auch stark und ist nach einiger Zeit weggegangen. Dieselbe Methodik (und sehr viel mehr) habe ich dieses Mal auch angewandt.

Eins noch: Ich halte nichts von "Entgiftungskuren", Handauflegen, Heilung durch Sonnenanbetung, Esoterik udgl.

Ich betreibe intensiv Sport, was tlws. zu Belastungsverspannungen (gerade im Schulter/NAckenbereich) führt, und habe eine Büroarbeit.

Wann kam er:
Nach einem Konzert. Gleichzeitig hatte ich vorher sehr viel Druck in der Arbeit und der Familie. Eigenartig dabei war, dass er lauter und leiser wurde und sich das volle Ausmaß erst nach 3 oder 4 Tagen einstellte.

Wie "laut" war er:
ca. 60 dB bis ca 3 Monate und dann schleichend weniger mit tlws. starker Verminderung situationsbedingt (so treppenartig und es blieb auch dabei und wurde dann weiter leiser). Hartes, hohes Dauerpfeifen (ich kann mich heute aber nicht mehr daran erinnern wie es sich genau angehört hat).

Psychische Belastung:
Für mich mehr oder weniger lebensbedrohlich. Ich bin ein ausgesprochener Musikliebhaber und für mich war ein großer Bereich meines Lebens damit vorerst vorbei. Schlafen, draußen spazieren, Autofahren, Arbeiten ging wochenlang sowiso nicht. Habe mehrfach an Selbstmord gedacht, aber diese Gedanken - Gott sei Dank -  nie ernsthaft weiterverfolgt

Wie lang hats gedauert:
ca. 1 Jahr


Welche Behandlungen habe ich "mitgemacht":
(die wirklich geholfen haben in GROßBUCHSTABEN)

1. Spital und Kortison, Muskelrelaxantien, Schlaftabletten (Standarttherapie)
...für die Stationsärzte war klar, dass es ein Lärmtrauma war. Und aus.

2. Die HNO Ärztin im Spital hat nach dem Hörtest gemeint, ich könne kein Lärmtrauma haben, da der Hörtest wie bei einem Neugeborenen ausgefallen ist. (und ich hatte vorher und auch habe heute noch ein ausgezeichnetes Gehör)

3. MASSAGE im Spital auf der REHA Station ("Wellnessprogramm" laut Stationsärzten)...allerdings hats bei mir hier "Klick" gemacht...diese Behandlung war die erste, die mir im Spital geholfen hatte (da war der TT schon 14 Tage alt)

4. alle anderen Behandlungen und Maßnahmen, die dann wirklich was geholfen haben (bzw nicht geholfen haben;) )

ÄRZTE:
- HNO Kassaarzt: keine Hilfe ("lernen Sie damit zu leben [ein Arschloch]), schickte mich zum Neurologen
- Neurologe: alles Normal, schickt mich zum Orthopäden
- ORTHOPÄDE: Lokalanästhetitkum in die Nacken- und Kiefermuskulatur gespritzt und der TT war zu 90% weg. Überweisung zu Physiotherapie
- PHYSIO: Therapie für HWS, Schultern, BWS. Übungen mache ich heute noch
- PSYCHOtherapie: auf Eigeninitiative. tlws mit Hypnose (dachte das sei Humbug und funktioniert nicht, und zack war ich weg)...Psychotherapie ist leider in unserer Gesellschaft ein Tabuthema. Mir hats wahnsinnig geholfen und ich kann es jedem nur empfehlen.

SONSTIGES
- weiters: EINNAHME von Magnesium, Vit-B, Selen (für die Nerven)
- AUTOGENES TRAINING* (!!) (hat sehr viel geholfen, schien auf den ersten Blick blödsinnigzu sein, ist es aber definitiv nicht), hier ist es auch möglich in eine Art "Selbsthypnose" zu fallen (und genau das ist die Methode, die ich oben erwähnt habe)
- YOGA* (!!) sehr geil, wie AT...zur Muskelentspannung
- AKUPUNKTUR (Triggerpunktakupunktur)
- Wärmebehandlung mit Infrarot
- PROGRESSIVE MUSKELRELAXATION* nach Jacobson
- Anschaffung eines TENS-GERÄTES zur Vorbeugung von Verspannungen nach dem Sport (Compex SP 4.0)

*findet man alles auf Youtube

Die Kombination aus all diesen Dingen war natürlich zeitaufwändig und kostenintensiv. Es geht aber um die Gesundheit. Da wars mir egal.

Ein Phänomen war, dass mir mehrer Ärzte (Spital, Psychologe im Spital, HNO Kassaarzt) immer wieder vorgebetet haben, dass eine Heilung nach 3 Monaten aus verschiedenen Gründen fast unmöglich ist. Bitte glaubt diesen BLÖDSINN NICHT! Ärzte wissen nicht woher der TT kommt. Ich bin mir heute zu 100% sicher, dass es ein Nervenleiden, ausgelöst durch eine Kombination aus mehreren Umständen war:

Sehr viel Stress
Lärm
Verspannungen im
- Nacken
- Kiefer/Kaumuskulatur (!)
- BWS
- Hals

Ärzte sprechen gern davon, dass ein TT nach 3 Monaten "chronisch" wird. ...Oder es gehn einfach nach 3 Monaten die Leut nicht mehr hin, weil's ihnen zu blöd wird (wie bei mir). Chronisch bedeutet, in diesem Zusammenhang für mich, "eingelernt"... das Gehirn ist darauf traininert, dass ein Geräusch da ist. Alles was man eingeredet bekommt, kann man sich ausreden, alles was "gelernt" ist, kann man vergessen. Wie oft habt ihr euch selbst schon gedacht: "Gibts ja nicht, das hab ich doch schon mal gekonnt"
...und nach ein bissl Üben kann mans auch wieder.
Und genau dieses Üben muss man aufhören.
Es gibt chronische Schmerzpatienten, bei welchen die Schmerzen nach Jahren weggehn. Für mich das selbe Prinzip.

Ich bin heute davon überzeugt, dass TT allgemein eine Nerven/Durchblutungsstörung ist. Schaut euch mal im Netz an wie viele Nerven alleine vom Kiefer und vom Hals zum und ins/durchs Ohr gehen. Ich muss euch natürlich darauf hinweisen, dass ich selbst kein Arzt bin. Meine Geschichte und Gespräche mit Menschen in meinem Umfeld, die auch TT haben/hatten, legen mir das aber nahe. Ein Bekannter von mir ist starker Raucher. Nach jeder Zigarette pfeiffts ein paar Minuten lang und geht dann wieder weg. Mein bester Freund meint nach Konzerten sei der TT leiser. Eine Verwandte hatte TT nach eine ZahnOP. Ein anderer nach einer Trigeminusentzündung.... und und und

Kurz zusammengefass:
es gibt viele Möglichkeiten der "Behandlung", auch wenn es zuerst so erscheint als hätten diese keinen Bezug zu einem TT (sicher mehr als ich kenne ich oben beschrieben habe). Ich selbst habe ein "Rezept" für mich gefunden, welches geholfen hat und der TT ist weg.
Wenn dir jemand erzählt der TT sei chronisch und du musst damit leben, gibt ihm einen Tritt in den Arsch, auch wenn der TT schon länger da ist. Lass dir keinen Scheiss einreden.

Verfolge das Ziel "Ex-Tinnitus" konsequent und es wird sich positiv auswirken.

Alles Gute und LG!

Beitrag geändert von WolfgangA (08-12-2019 13:08:05)