#21 12-02-2019 16:47:36

ralf_er_ist_weg
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Re: Kein Lebenswillen mehr

Hallo Katniss,

wenn ich mir Deine Geschichte durchlese - kann ich Dir gar nicht raten - es mit Physiotherapie oder ähnlichem zu versuchen. Das hast Du schon alles durch und doch gab es zeitweise Veränderungen an Deinem Ton, dies heißt für mich - noch kannst Du was bewegen! Aber ich fürchte Du hast in Deinem ersten Schreiben, die wirklichen Gründe Deines Tinnitus selbst dargelegt. Inzwischen glaube ich, dass fast jeder Tinnitus (außer Knalltrauma und wirkliche Krankheiten) durch Verspannungen ausgelöst wird (Kiefer, HWS, ...) dass sich die Verspannungen bei Dir nicht lösen wollen, kann ich aus Deinem Text entnehmen :
....sehr instabil, Angststörung, hypernervös, keine Stressresistenz,  massive Schlafstörungen seit Kindheit, ADHS... entspannen und abschalten kann ich quasi gar nicht....Mein "Leben" besteht darin, Angst vor dem TT zu haben, ihn zu beobachten, zu "kontrollieren" (zwanghaft) und Panikattacken und Zusammenbrüche zu bekommen...

Schmerzmittel und Cortison und der Gleichen werden Dir nicht helfen - Du musst an die Wurzel des Problems - Dein ICH - Autogenes Training kann ein Weg sein - Deinen Weg musst sowieso Du selbst finden - auf die Ärzte brauchst Du nicht warten, da ist ganz selten mal "was Brauchbares" dabei. Unterstützen kann Dich dabei auf jeden Fall die Ernährung, da haben meine Vorredner recht - allerdings solltest Du vielleicht in Erwägung ziehen, nicht nur ganz offensichtliche Chemie aus Deiner Ernährung zu verbannen, sondern auch so "gesunde" Produkte wie Wurst, Fleisch und Milch fördern nicht die Gesundheit, sondern psychische und physische Probleme (WHO, China Studie und viele Andere) - aber daran glauben noch nicht so viele.....

Ich wünsche Dir, dass Du zur Ruhe kommst,

lg  Ralf

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#22 02-03-2019 12:54:02

Katniss
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Re: Kein Lebenswillen mehr

Nachdem sich die Verschlimmerung nicht legen wollte, der TT nach dem Cortison durchgehend laut war und ich zuhause wieder mehrfach weinend zusammengebrochen bin, bin ich seit 2 Wochen wieder stationär in der Psychiatrie mit Heimurlaub am Wochenende -.- 

Inzwischen, seit ich wieder stationär bin, gibt es ab und zu mal wieder leisere Phasen, aber 80% der Zeit ist es nach wie vor unerträglich. Insbesondere morgens bis zum frühen Nachmittag heult und kreischt der TT in höchster Lautstärke. Seit der Verschlimmerung wetteifern da ständig zwei laute Töne, die parallel da sind/sich überschneiden. Nach diesen Dezibel-Tabellen, die man im Internet findet, liegt der TT, wenn er laut ist (also fast immer) links bei etwa 60 dB (rechts normalerweise deutlich leiser). Und da wundern sich noch Leute in meinem Umfeld, dass ich das trotz haufenweise Psychopharmaka, Therapien usw einfach nicht aushalten kann... :-( Man hat vor 2 Wochen Opipramol reduziert und zusätzlich Lyrica gegen die Angststörung eingeschlichen; außerdem benötige ich täglich Tavor und abends Dominal forte zum Schlafen. Durch das Lyrica habe ich aber anscheinend NW entwickelt (Ödeme mit Schmerzen in den Beinen), so dass das vermutlich wieder abgesetzt werden muss. Super. Die seltenen leiseren Phasen, die es seit der Einnahme wieder gibt (manchmal stundenweise auch fast komplett Ruhe) führe ich nämlich auf Lyrica zurück, soll bei einigen den TT verbessert haben :-( Ich kriege dort jetzt außerdem kognitive Verhaltenstherapie, aber aus meiner Sicht/nach meinem Empfinden scheitert all das schlicht an der meist extremen Lautstärke des TT. Lediglich das zwanghafte Beobachten scheint sich dadurch etwas zu reduzieren (bewusstes Aufsuchen stiller Orte). Ich sehe aber nicht, dass das Auswirkungen auf den TT hat - WENN ich es dann kontrolliere, ist es fast immer so laut wie gewöhnlich... hatte das eigentlich in der Therapie so verstanden, dass gewisse verstärkende Rückkopplungen so abgebaut werden und der TT dann leiser wird/mehr in den Hintergrund tritt. Dasselbe bei Ablenkung... ich bin in irgendwelchen Therapien, bin abgelenkt, aber danach ist der TT oft lauter als voher, total sinnlos und unverständlich... Bei anderen Patienten klappt das alles anscheinend gut, bei mir mal wieder nicht. Mit der Krankenkasse streite ich nun seit 3 Monaten wegen der Kostenübernahme für Noiser.

Ich weiß auch nicht, was ich wegen der Verspannungen noch unternehmen soll. Ich hab da echt alles versucht - Sport, Wärme, Akupunktur, Physio, Autogenes Training, PMR, Ablenkung, Medikamente gegen Angst/Depression - aber sie sind bisher nicht zu lösen. Problem ist auch, dass die Entspannungstechniken bei mir nur sehr mäßig funktionieren. Ab und zu werden die Töne dann kurzfristig leiser, aber sobald ich die Übung beende und aufstehe ist quasi sofort alles beim Alten. Mutmaßlich gibt es bei mir auch noch mehr Ursachen - Stress, Epstein Barr und längerfristige Einnahme von Mirtazapin vor dem Auftreten des TT. Das Zeug kann TT erzeugen, obwohl das nicht im Waschzettel steht.)

Bin ich eigentlich die Einzige, die diese Laustärke erleiden muss? Um es zu übertönen, muss der Fernseher auf Zimmerlaustärke laufen und am besten noch der Rechner an sein und rauschen. Der höhere Ton ist oft trotzdem deutlich zu hören. Bei Gesprächen höre ich es auch nicht, aber nur, wenn entweder ich selbst oder die andere Person in normaler Laustärke spricht. Sobald eine kurze Gesprächspause ist, höre ich es sofort wieder. Komischerweise höre ich im Freien fast nichts bis gar nichts. Absolut unerträglich wird es im parkenden Auto, wenn ich eingestiegen bin oder eingeparkt habe und den Motor ausschalte. Oder wenn ich nach einer Geräuschkulisse irgendwo die Toilette aufsuche und es da still ist. Der TT erreicht dann plötzlich Lautstärken, die nebelhornartig sind... WOOOOOOUUUUUUUH, IIIIIIIIIIH... (geschätzt 80 und mehr dB) und mich regelrecht zerschmettern. Zum Glück ist mit Autofahren momentan eh nichts.

Auf die Ärzte kann man wie es aussieht wirklich nicht zählen... vor der erneuten Einweisung bin ich in die Ambulanz eines Krankenhauses gegangen mit der Bitte, mich aufzunehmen und am besten komplett auszuschalten, mit Rohypnol, künstlichem Koma, was weiß ich, mir wäre alles recht gewesen, nur damit ich den TT nicht mehr ertragen muss; war kurz davor, mir was anzutun. Die haben mich wieder weggeschickt mit der Anmerkung "chronischer TT, nichts mehr zu machen, wir können Ihnen nicht helfen, Sie müssen sich dran gewöhnen, gehen Sie heim und nehmen Sie Tavor, und ansonsten gehen Sie wieder in die Psychiatrie..."

Mit einem Vitamin-B-Komplex habe ich jetzt angefangen, obwohl laut Blutuntersuchung der Wert sogar über der Norm liegt. Aus der Ernährung habe ich alles Ungesunde (Zucker, Zusatzstoffe und auch Wurst, ausgenommen Bio) verbannt. Vegan funktioniert bei meinem Stoffwechsel leider nicht. Um meine 50 Kilo überhaupt zu halten, brauche ich massive Kalorienzufuhr (ca 4.000 kcal pro Tag) und das ist vegan kaum darstellbar, da müsste ich riesige Mengen essen. Inzwischen wiege ich wegen der ganzen Belastung schon nur noch 48 Kilo (BMI 17), Tendenz fallend... Ich soll jetzt Fresubin kriegen, aber da ist ja auch wieder Chemie drin.

Mir kommt es so vor, als sei ich wirklich die Einzige mit einem solch bösartigen und schweren TT :-( Ich fühle mich damit total alleinegelassen. In meinem Umfeld sind viele Leute mit TT, die mich trotzdem nicht verstehen. Sie seien nach ein paar Monaten gut damit klargekommen, es würde sie nicht mehr stören... fragt man dann nach, stellt sich raus, dass deren TT so bei geschätzten 15-20 dB liegt und auch nie lauter war... Ja danke fürs Gespräch, denke ich mir dann, denn in Phasen, wo mein TT nur halb so laut ist und dann vielleicht 25-30 dB hat, komme ich damit auch gut klar und es ist mir fast egal... aber mit 60 dB und mehr halt eben nicht... das Gleiche in der Klinik, es sind mehrere Pflegekräfte selbst betroffen und "kommen gut damit zurecht", im Gespräch stellt sich dann raus, dass sie es quasi nur in _absoluter_ Stille hören... Ich rutsche dann irgendwie erst recht in ein Loch, denn wie es aussieht, ist kaum jemand so schwer betroffen. Schwankungen gibt es wie gesagt nach wie vor, aber gefühlt völlig willkürlich...

EDIT: Nachdem ein Röntgenbild eine leichte, altersgemäße Spondylose (Verschleiß) an der HWS gezeigt hat, folgt nun ein MRT der HWS, irgendwie glaube ich aber auch nicht dran, dass dabei was Brauchbares rauskommt.

Beitrag geändert von Katniss (02-03-2019 14:25:02)

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#23 02-03-2019 20:14:38

Thomas
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Re: Kein Lebenswillen mehr

Hallo Katniss,

Falls die Geräuschkulisse den Tinnitus verstärkt, benutze am besten Ohrenstöpsel in diesen Situationen. Mit dem Alpine MusicSafe Pro (er ist wiederverwendbar) habe ich in dieser Hinsicht gute Erfahrungen gemacht. Er dämpft Hintergrundlärm genügend ab (wenn es sich nicht gerade um extreme Lautstärken handelt) aber Du kannst Dich mit diesen trotzdem gut (sogar besser als ohne) unterhalten. Siehe https://www.sonicshop.de/gehoerschutz/a … chutz.html  (gibts auch billiger auf Amazon aber ohne Reinigungsspray und weniger Farboptionen).

Bezüglich des Vitamin B: falls Dein Blutwert mit dem althergebrachten Serum-Test bestimmt wurde, ist dies nicht sehr aussagekräftig, da dies sehr sehr ungenau. Selbst bei scheinbar normalen oder sogar erhöhten Blutwerten kann es Vitamin B12 Mangel geben. Siehe https://www.vitaminb12.de/mangel/test/ . Bei nervlichen Störungen jeder Art sollte man durchaus einmal für eine Zeit lang Vitamin B12 in höheren Dose nehmen, um zu sehen, ob es etwas bewirkt.

Thomas

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#24 03-03-2019 11:00:57

Katniss
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Re: Kein Lebenswillen mehr

Danke, die bestelle ich mir jetzt. Das Komische ist, dass dann hinterher, also nach plötzlicher Beendigung der Geräuschkulisse, sich der TT so verschlimmert. Wenn die Lautstärke ganz langsam abnimmt, ist das weniger der Fall.

Gestern abend war es längere Zeit sehr leise. Bis ich zu Bett gegangen bin, da hat es prompt wieder aufgedreht; hab dann Vogelgezwitscher über Nacht laufen lassen, aber das scheint dem Hörsystem auch nicht gefallen zu haben: Heute morgen bin ich mit einem noch lauteren Heulen aufgewacht als sonst -.- Hat sich im Laufe des Vormittags erst etwas beruhigt.

Der Vitamin-B-Wert ist glaube ich tatsächlich nur "normal" bestimmt worden. Ich glaube, meine Ärztin kennt die anderen beiden Verfahren gar nicht... Aber die Einnahme kann vermutlich nicht schaden.

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#25 03-03-2019 22:18:06

Thomas
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Re: Kein Lebenswillen mehr

Die Angst for Geräuschen hat hier manchmal einen größeren Effekt auf den Tinnitus als die Geräusche selbst. Hier konnen die Ohrstöpsel aber auch helfen, denn sie geben einem ein besseres Gefühl der Sicherheit. Also falls man sich in gewissen Geräusch-Situation unsicher fühlt, besser die Ohrstöpsel benutzen. Langsam wieder etwas Sicherheit zu gewinnen hilft hier enorm bei der Besserung.

Thomas

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#26 05-03-2019 17:24:57

ralf_er_ist_weg
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Re: Kein Lebenswillen mehr

Hallo Katniss nur kurze Anmerkung zu Vitamin B12 - wenn Du was kaufen willst - achte darauf, dass das B12 als Methylcobalamin im Präperat vorliegt - das Cyanocobalamin ist vom Körper viel, viel schlechter aufzunehmen - aber billiger....

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#27 08-03-2019 13:11:13

hannahbananah
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Re: Kein Lebenswillen mehr

In einigen Jahren könnten wir schon richtige Therapien für Tinnitus haben! Neuromod, die Michigan Universität und die Minnesota Universität arbeiten an Geräten basierend auf bimodaler Stimulation, die die Hyperaktivität im Gehirn reduzieren sollen. Michigan und Minnesota sind bereits durch Phase 1 und momentan in Phase 2. Auf Tinnitustalk.com hat ein Patient der Minnesota Studie erzählt, dass sein extremer Tinnitus stark reduziert wurde.

Neuromod will sein Gerät bereits dieses Jahr auf den europäischen Markt bringen. Diese Firma hat die bisher größten Tinnitusstudien herausgebracht. Die neueste Studie mit 500 Probanden soll bald herauskommen.

HNOs, die sagen, dass wir nie ein Heilmittel oder echte Therapien finden werden, haben, mal ganz ehrlich, keine Ahnung.

Beitrag geändert von hannahbananah (08-03-2019 13:12:37)

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#28 10-03-2019 11:37:09

Katniss
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Re: Kein Lebenswillen mehr

Danke für die Infos. Ich habe Vitasprint, muss jetzt mal nachsehen, was da genau drin ist. Ok, von dem Neuromod-Gerät hatte ich bis eben noch nie was gehört... das lässt ja auch hoffen...

Ich bekomme demnächst erstmal Noiser verpasst.

Komischerweise geht es mir seit einschließlich Freitag besser. Am Donnerstag mittag hatte ich plötzlich eine extreme Verschlechterung (neuer lauter Kreischton rechts, also auf dem "guten" Ohr, wie ein Teekessel...) und hatte dann eine Panikattacke dass der Ton nun auch bleibt, weil er nach anderthalb Stunden noch immer unverändert war. Meine Therapeutin konnte mich dann mit Übungen aus der Panikattacke holen, und wundersamerweise wurde der Ton dabei auch ganz leise und hat sich im Laufe des Tages zurückgebildet zu dem leisen Zirpen/Rauschen, was rechts oft zu hören ist.

Freitag, gestern und bisher auch heute sind Verbesserungen zu verspüren. Der Kreischton ist nicht wiedergekommen. Links war die letzten beiden Tage auf weiten Strecken fast völlig Ruhe, rechts meist nur dieses leichte tonale Rauschen. Hatte mich auch viel abgelenkt, da ich Geburtstag hatte und war gestern viel unterwegs (Essen, Wildparkbesuch, Spazierengehen). Der TT war friedlich, auch gestern abend, nachts und heute morgen beim Wachwerden sogar mal völlige Stille. Seit ich auf bin, ist links wieder was da, aber gerade eine andere, irgendwie hellere und besser erträgliche Frequenz. Erstmals seit längerer Zeit bin ich wieder etwas optimistischer, auch, weil ich von Leuten in der Klinik erfahren habe, dass es in deren Freundeskreis Leute gibt, die es nach einem, zwei oder mehr als fünf Jahren noch komplett losgeworden sind.

Eventuell hat aber doch Lyrica einen Anteil an der Besserung, was ich nicht hoffe, da ich immer noch die leichten (Lymph?)Ödeme an den Unterschenkeln habe und falls das mehr wird, muss ich wahrscheinlich absetzen. Es wird jetzt erstmal per Ultraschall abgeklärt, was für Schwellungen das genau sind, und je nachdem, was da rauskommt, wird entschieden...

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#29 15-03-2019 04:36:00

Yukiteru
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Re: Kein Lebenswillen mehr

Katniss schrieb:

Nachdem sich die Verschlimmerung nicht legen wollte, der TT nach dem Cortison durchgehend laut war und ich zuhause wieder mehrfach weinend zusammengebrochen bin, bin ich seit 2 Wochen wieder stationär in der Psychiatrie mit Heimurlaub am Wochenende -.- 

Inzwischen, seit ich wieder stationär bin, gibt es ab und zu mal wieder leisere Phasen, aber 80% der Zeit ist es nach wie vor unerträglich. Insbesondere morgens bis zum frühen Nachmittag heult und kreischt der TT in höchster Lautstärke. Seit der Verschlimmerung wetteifern da ständig zwei laute Töne, die parallel da sind/sich überschneiden. Nach diesen Dezibel-Tabellen, die man im Internet findet, liegt der TT, wenn er laut ist (also fast immer) links bei etwa 60 dB (rechts normalerweise deutlich leiser). Und da wundern sich noch Leute in meinem Umfeld, dass ich das trotz haufenweise Psychopharmaka, Therapien usw einfach nicht aushalten kann... :-( Man hat vor 2 Wochen Opipramol reduziert und zusätzlich Lyrica gegen die Angststörung eingeschlichen; außerdem benötige ich täglich Tavor und abends Dominal forte zum Schlafen. Durch das Lyrica habe ich aber anscheinend NW entwickelt (Ödeme mit Schmerzen in den Beinen), so dass das vermutlich wieder abgesetzt werden muss. Super. Die seltenen leiseren Phasen, die es seit der Einnahme wieder gibt (manchmal stundenweise auch fast komplett Ruhe) führe ich nämlich auf Lyrica zurück, soll bei einigen den TT verbessert haben :-( Ich kriege dort jetzt außerdem kognitive Verhaltenstherapie, aber aus meiner Sicht/nach meinem Empfinden scheitert all das schlicht an der meist extremen Lautstärke des TT. Lediglich das zwanghafte Beobachten scheint sich dadurch etwas zu reduzieren (bewusstes Aufsuchen stiller Orte). Ich sehe aber nicht, dass das Auswirkungen auf den TT hat - WENN ich es dann kontrolliere, ist es fast immer so laut wie gewöhnlich... hatte das eigentlich in der Therapie so verstanden, dass gewisse verstärkende Rückkopplungen so abgebaut werden und der TT dann leiser wird/mehr in den Hintergrund tritt. Dasselbe bei Ablenkung... ich bin in irgendwelchen Therapien, bin abgelenkt, aber danach ist der TT oft lauter als voher, total sinnlos und unverständlich... Bei anderen Patienten klappt das alles anscheinend gut, bei mir mal wieder nicht. Mit der Krankenkasse streite ich nun seit 3 Monaten wegen der Kostenübernahme für Noiser.

Ich weiß auch nicht, was ich wegen der Verspannungen noch unternehmen soll. Ich hab da echt alles versucht - Sport, Wärme, Akupunktur, Physio, Autogenes Training, PMR, Ablenkung, Medikamente gegen Angst/Depression - aber sie sind bisher nicht zu lösen. Problem ist auch, dass die Entspannungstechniken bei mir nur sehr mäßig funktionieren. Ab und zu werden die Töne dann kurzfristig leiser, aber sobald ich die Übung beende und aufstehe ist quasi sofort alles beim Alten. Mutmaßlich gibt es bei mir auch noch mehr Ursachen - Stress, Epstein Barr und längerfristige Einnahme von Mirtazapin vor dem Auftreten des TT. Das Zeug kann TT erzeugen, obwohl das nicht im Waschzettel steht.)

Bin ich eigentlich die Einzige, die diese Laustärke erleiden muss? Um es zu übertönen, muss der Fernseher auf Zimmerlaustärke laufen und am besten noch der Rechner an sein und rauschen. Der höhere Ton ist oft trotzdem deutlich zu hören. Bei Gesprächen höre ich es auch nicht, aber nur, wenn entweder ich selbst oder die andere Person in normaler Laustärke spricht. Sobald eine kurze Gesprächspause ist, höre ich es sofort wieder. Komischerweise höre ich im Freien fast nichts bis gar nichts. Absolut unerträglich wird es im parkenden Auto, wenn ich eingestiegen bin oder eingeparkt habe und den Motor ausschalte. Oder wenn ich nach einer Geräuschkulisse irgendwo die Toilette aufsuche und es da still ist. Der TT erreicht dann plötzlich Lautstärken, die nebelhornartig sind... WOOOOOOUUUUUUUH, IIIIIIIIIIH... (geschätzt 80 und mehr dB) und mich regelrecht zerschmettern. Zum Glück ist mit Autofahren momentan eh nichts.

Auf die Ärzte kann man wie es aussieht wirklich nicht zählen... vor der erneuten Einweisung bin ich in die Ambulanz eines Krankenhauses gegangen mit der Bitte, mich aufzunehmen und am besten komplett auszuschalten, mit Rohypnol, künstlichem Koma, was weiß ich, mir wäre alles recht gewesen, nur damit ich den TT nicht mehr ertragen muss; war kurz davor, mir was anzutun. Die haben mich wieder weggeschickt mit der Anmerkung "chronischer TT, nichts mehr zu machen, wir können Ihnen nicht helfen, Sie müssen sich dran gewöhnen, gehen Sie heim und nehmen Sie Tavor, und ansonsten gehen Sie wieder in die Psychiatrie..."

Mit einem Vitamin-B-Komplex habe ich jetzt angefangen, obwohl laut Blutuntersuchung der Wert sogar über der Norm liegt. Aus der Ernährung habe ich alles Ungesunde (Zucker, Zusatzstoffe und auch Wurst, ausgenommen Bio) verbannt. Vegan funktioniert bei meinem Stoffwechsel leider nicht. Um meine 50 Kilo überhaupt zu halten, brauche ich massive Kalorienzufuhr (ca 4.000 kcal pro Tag) und das ist vegan kaum darstellbar, da müsste ich riesige Mengen essen. Inzwischen wiege ich wegen der ganzen Belastung schon nur noch 48 Kilo (BMI 17), Tendenz fallend... Ich soll jetzt Fresubin kriegen, aber da ist ja auch wieder Chemie drin.

Mir kommt es so vor, als sei ich wirklich die Einzige mit einem solch bösartigen und schweren TT :-( Ich fühle mich damit total alleinegelassen. In meinem Umfeld sind viele Leute mit TT, die mich trotzdem nicht verstehen. Sie seien nach ein paar Monaten gut damit klargekommen, es würde sie nicht mehr stören... fragt man dann nach, stellt sich raus, dass deren TT so bei geschätzten 15-20 dB liegt und auch nie lauter war... Ja danke fürs Gespräch, denke ich mir dann, denn in Phasen, wo mein TT nur halb so laut ist und dann vielleicht 25-30 dB hat, komme ich damit auch gut klar und es ist mir fast egal... aber mit 60 dB und mehr halt eben nicht... das Gleiche in der Klinik, es sind mehrere Pflegekräfte selbst betroffen und "kommen gut damit zurecht", im Gespräch stellt sich dann raus, dass sie es quasi nur in _absoluter_ Stille hören... Ich rutsche dann irgendwie erst recht in ein Loch, denn wie es aussieht, ist kaum jemand so schwer betroffen. Schwankungen gibt es wie gesagt nach wie vor, aber gefühlt völlig willkürlich...

EDIT: Nachdem ein Röntgenbild eine leichte, altersgemäße Spondylose (Verschleiß) an der HWS gezeigt hat, folgt nun ein MRT der HWS, irgendwie glaube ich aber auch nicht dran, dass dabei was Brauchbares rauskommt.

Hey, mein Tinnitus war anfangs auch sehr laut und ich hatte auch viele Panikattacken, niemand konnte mir helfen. Aber auf Medikamente verzichte ich, da es die Pharma unterstützt und sie sowieso nichts bringen.

Du kannst ja versuchen alles in deinem Zimmer abzustellen, damit alles komplett leise ist und du den Tinnitus hörst, einfach hinhören oder ignorieren, was dir lieber ist.
Nach einiger Zeit wirst du ihn von alleine ignorieren, egal ob du hinhörst oder nicht.

Und versuch dann wenn komplette Stille herrscht dann einzuschlafen in der Nacht. Es dürfen keine anderen Geräusche da sein, nur der Tinnitus.

Probier das mal aus, bei mir war es nämlich so dass ich dann mit dem Tinnitus VIEL VIEL besser umgehen konnte.

Anscheinend entsteht der Tinnitus ja irgendwo im Gehirn und deswegen muss man das Gehirn daran gewöhnen.

Achja, nicht mit offenen Fenster schlafen. Bei mir hat es den Tinnitus nach dem aufwachen lauter gemacht, aber ich habe einen reaktiven Tinnitus.

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#30 17-03-2019 16:06:23

Colorina
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Re: Kein Lebenswillen mehr

Hallo Katniss,

wie geht es dir heute?
Ich kann das, was du schreibst, so gut nachempfinden, hatte auch die erste Zeit schlimme Panikattacken. Leide ebenfalls an einer Angsstörung.

Dass der T in der chronischen Phase auch wieder verschwinden kann, kann ich bestätigen. Habe 2 Bekannte, bei denen es nach ca. einem Jahr wieder verging.

Die Einnahme von Psychopharmaka soll ja generell nicht so ratsam bei Tinnitus sein, aufgrund der möglicherweise ototoxischen Wirkung. Ich weigere mich zumindest, diese zu nehmen. Mir half mal ein pflanzliches Mittel gut, mitten in einer Panikattacke und auch zum Schlafen. Die innere nervöse Unruhe schaukelt die negativen Empfindungen und damit den Tinnitus noch auf.
Evtl. wäre ein pflanzliches Mittel ja auch für dich eine Option? Zumindest sind hier auch die Nebenwirkungen nicht so krass.

Grüße, Colorina

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