#1 13-01-2019 13:19:30

Katniss
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Kein Lebenswillen mehr

Hallo,

ich wollte mal über meinen Leidensweg sprechen und die Einschätzung von anderen hören.

Ich leide jetzt seit viereinhalb Monaten unter einem unerträglichen Tinnitus. Kein Hörsturz, kein Knalltrauma - es fing nach einem Pfeifferschen Drüsenfieber und in einer Stressphase einfach so an, schleichend und einseitig zunächst mit einem leisen klirrenden Ton. HNO hat nichts unternommen und von Cortison etc abgeraten. Auch, weil ich schon damals an einer Angst- und Panikstörung litt.

Audiogramm weist eine leichte "Wanne" beidseitig auf; ist aber keine Schwerhörigkeit. Angeblich habe ich nur noch 95% intakte Haarzellen, wodurch der TT kommen KÖNNTE. Es kann sein, dass dieser Verlust durch die Infektion oder Medikamente erzeugt wurde, Genaues weiß man aber nicht, da niemals zuvor ein Audiogramm gemacht wurde und es also theoretisch schon lange so sein kann mit dieser Wanne, ohne dass ein TT auftrat.

Der TT ist dann schrittweise - gemeinsam mit der Angststörung - immer schlimmer geworden und ein Ende ist nicht absehbar -.- Links habe ich inzwischen ein unerträgliches, durchgezogenes, lautes Heulen, wie das Tuten eines Festnetztelefons, unterlegt von helleren Quietschtönen. Rechts wechseln die Töne ständig, sind aber meist wesentlich dezenter. Das wäre erträglich, aber links geht einfach gar nicht.

Das linke Ohr wird immer schlimmer, leisere Phasen/Ruhephasen gibt es nun kaum noch. Nichts hilft. Es kamen dann eine schwere Depression und ein Nervenzusammenbruch, sowie erste Suizidgedanken hinzu. Ich war 5 Wochen lang in der Psychiatrie - keine Besserung. Ich bin jetzt auf mehrere starke Psychopharmaka eingestellt (Opipramol, Dominal forte, bei Bedarf Tavor...) die zwar nicht spürbar helfen und auch nichts leiser machen, denen es aber wahrscheinlich zu verdanken ist, dass ich noch lebe. Ich bin seit 3 Monaten arbeitsunfähig, Ende nicht absehbar, kann auch keinen eigenen Haushalt mehr stemmen, gar nichts mehr., bin froh, wenn ich es schaffe, morgens aufzustehen und zu den Arztterminen zu gehen. Bin zu meinen Eltern gezogen und quasi unter deren Betreuung. Autofahren verboten wg Suizidgefahr.

Ich sehe kein Licht mehr. Nirgends. Der Tinnitus terrorisiert mich Tag und Nacht, es gibt nichts anderes mehr in meinem Leben. Weghören/Ignorieren unmöglich wegen meiner Ängste und der Lautstärke. Der Ton ist monoton, unglaublich quälend und schwillt zeitweise an bis zu D-Zug-Lautstärke.

Ich habe, wie gesagt, schon einiges durch - auch Tebonin und Osteopathie, sowie Physiotherapie, da ich auch im Hals-Nacken-Schulterbreich stark verspannt bin bzw war. Keine Besserung. Chinesische Medizin 4 Woche lang (vor dem Klinikaufenthalt) = keine Besserung. Habe jetzt mit Akupunktur angefangen und muss ambulant Psychotherapie und Neurofeedback fortsetzen. Erfolg bisher gleich Null. Retraining greift bei mir bislang auch nicht, wahrscheinlich auch, weil die Angst trotz Medikamenten parallel zum TT immer schlimmer wird.

Wenn man den Ärzten glauben darf, habe ich doch sowieso keine Chance mehr. Es wird laut denen (und auch ausweislich der Informationen, die man bei vielen Ärzten/Tinnitusklinken findet) eh lebenslang so bleiben, vielleicht noch zunehmen, maximal kann man sich dran "gewöhnen"... naja, an dieses Ausmaß nicht, erst recht nicht mit meiner Konstitution sad Ich war schon vorher sehr instabil, Angststörung, hypernervös, keine Stressresistenz,  massive Schlafstörungen seit Kindheit, ADHS... entspannen und abschalten kann ich quasi gar nicht. Mache nächste Woche einen Kurs Autogenes Training, auf Anraten der Klinik.

Ich habe eigentlich jedwede Hoffnung auf Besserung oder gar Heilung aufgegeben. Ich habe mich selbst auch weitgehend aufgegeben und wenn so Meldungen im Fernsehen kommen "3 Skifahrer durch Lawine getötet" beneide ich diese Menschen unendlich, denn sie müssen nicht mehr leiden, sie werden nie wieder einen TT bekommen... Ich hoffe jeden Abend, am nächsten Morgen nicht mehr aufzuwachen. Für mich ist klar, dass ich, falls sich diese Prognosen (bleibt für immer, gewöhnen Sie sich dran, es wird nichts helfen, es wird nicht mehr besser...) erfüllen und ich in, sagen wir 1 Jahr, immer noch an diesem Punkt bin oder es sich weiter verschlimmert hat, ich mein Leben beenden werde. Eine Existenz mit diesem Martyrium ist für mich unvorstellbar, und ich will so auch nicht mehr leben. Mein "Leben" besteht darin, Angst vor dem TT zu haben, ihn zu beobachten, zu "kontrollieren" (zwanghaft) und Panikattacken und Zusammenbrüche zu bekommen, wenn er lauter wird, was er ständig tut... sad

Ich war auch schon vorher kein sonderlich lebensfroher Mensch. Aber das letzte Bisschen Lebensfreude ist nun auch dahin und für die Zukunft sehe ich bloß noch schwarz.

Gibt es überhaupt noch Hoffnung auf Besserung? Hat hier jemand nach so langer Zeit und bei so schlechtem Verlauf noch Besserungen erlebt? Oder ist es so, wie ich befürchte, und alles Warten und Hoffen und Therapieren ist vergeblich? Ich bin erst 40, ich wollte noch so vieles machen in meinem Leben, aber es scheint alles verloren zu sein... Mir tut es nur um meine Eltern, Freunde und Tiere leid, die zurückbleiben. Aber ich kann so nicht dauerhaft weiterleben, ohne Perspektive, ohne jede Aussicht auf Heilung oder auch nur Besserung, und mit dieser unbezähmbaren Angst vor jedem neuen Tag sad Es bestätigen sich ja ständig meine schlimmsten Befürchtungen. Ich bin unendlich verzweifelt und würde so ziemlich gegen jede andere Krankheit tauschen... Krebs, Rheuma, MS, HIV, mir ganz egal...

Es ist übrigens jede körperliche Ursache ausgeschlossen worden. In der Klinik wurde ein MRT und eine Lumbalpunktion gemacht, sowie ein HIV Test. Eisen, B12, B6, Vit. D, Schilddrüse usw...Alles unauffällig, bzw negativ. Keine Borrellien, keine MS, kein Akustikusneurinom, kein Garnichts... Diagnose "idiopathischer Tinnitus"...

Liebe Grüße Katniss sad

Beitrag geändert von Katniss (13-01-2019 13:22:37)

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#2 13-01-2019 20:43:59

endewa
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Re: Kein Lebenswillen mehr

Hallo Katniss und Willkommen,

Möchte Dir erst mal sagen,dass Du die Hoffnung nicht aufgeben sollst,auch wenn es schwer fällt.

Es geht hier fast allen so wie Dir.Ist kein Trost für Dich und im Monent auch keine Hilfe.

Auch fällt es mir schwer,Dir irgentein Rat zu geben,bei dem,was Du schon an Ärzten und Behandlungen durch hast.

Manchmal sind es nur Kleinigkeiten,die Linderung verschaffen und die muss man rausfinden.
Leider gibt es kein Patent Rezept,ich habe auch extrem viel ausprobiert und tue das immer noch.

Vielleicht hilft es in Deinem Zustand einfach nur von absoluten Profis behandelt zu werden....

Ich kann Dir nur meine Sichtweise sagen,den Tinitus erst mal annehmen und dann alles versuchen,Kleinigkeiten zu testen,um zu sehen,was geht und was nicht.

Aber nicht damit abfinden und Du musst dann sehr aktiv werden.

Da brauchst Du aber einen langen Atem und etwas Ausdauer,da der TT in DE sehr stiefmütterlich behandelt wird.

Zumal Du den TT erst 4 1/2 Monate hast...ist noch lange nichts verloren.

Gruss

Beitrag geändert von endewa (13-01-2019 20:55:55)

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#3 13-01-2019 22:17:05

Katniss
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Re: Kein Lebenswillen mehr

Hallo endewa,

vielen Dank. Ich habe halt immer diese 3-Monats-Frist im Kopf :-( Am schlimmsten war, das in einem Artikel über die Tinnitusärztin der Charite Berlin zu finden, die gesagt haben soll, nach 3 Monaten seien die Chancen auf Heilung gleich Null... obwolh ich einige Leute kenne, wo es nach deutlich längerer Zeit wieder verschwand oder sehr viel besser wurde, kommt Positives zur Zeit gar nicht richtig an mich ran, weil mein eigener Verlauf so schlimm ist...

Ein paar Sachen habe ich herausgefunden:

Nach einem Thermalbad- und/oder Saunabesuch ist es oft für Stunden fast weg, so wie heute. War von 15 bis 17 Uhr in der Sauna, und noch immer ist es beidseitig fast auf Null. Warum? Keine Ahnung... Eingeschränkt gilt das auch für heiße Bäder und Duschen. Ein Becher Glühwein hatte es auch mal für Stunden ausgeschaltet. Im Liegen ist es tendenziell leiser als aufrecht... Leider sind das alles Dinge, die als Therapie nicht geeignet sind bzw mit einer Arbeitswoche nicht vereinbar, und erklären kann ich mir das halt auch alles nicht...

Hatte irgendwo (evtl irgendwo hier) gelesen, dass Mineraltabletten Tinnitus fördern/aufrechterhalten/auslösen können. Ich nehme seit Jahren Mineraltabletten (Nahrungsergänzung) und habe die sofort abgesetzt...

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#4 13-01-2019 22:30:11

endewa
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Re: Kein Lebenswillen mehr

Hallo Katniss,

Das meinte ich mit den Kleinigkeiten....

Ich habe mich ja in meinem Thread schon sehr oft über unsere Ärzte und ,, Fachleute " ausgelassen.
Dabei möchte ich es auch belassen,sonst bekomme ich noch böse Post...smile

Ich habe es gerade vor ein paar Minuten geschrieben ( Thread endewa ) ,bei Verspannungen und Stress gehen ich heiss duschen oder Baden,bei mir wirkt es auch sehr positiv.

Und wenn ich mal wieder leichte Ohrenbeschwerden habe,greife ich auf die gute alte Rotlicht Lampe zurück,seeehr entspannend und wohltuend.

Es gibt unedlich viele Möglichkeiten,zu versuchen,den TT einzudämmen,aber man muss es aus probieren.

Habe ja auch ein Lieblingsthema,die Schlafgewohnheiten.

Wenn Du Lust hast,dann lese Dir mal meinen Thread durch,vielleicht kannst Du Dir da etwas für Dich rausziehen.

Also nicht gleich aufgeben....smile

Gruss

Beitrag geändert von endewa (13-01-2019 22:31:07)

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#5 13-01-2019 22:40:10

Thomas
Administrator
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Re: Kein Lebenswillen mehr

Hallo Katniss,

Willkommen im Forum.

Viele hier können Deine Situation nachvollziehen. Es ist aber für eine Besserung absolut notwendig, dass Du Dich jetzt nicht durch Selbstmordgedanken unter Druck setzt, denn das ist ja wohl der größtmögliche Stress, den Du haben kannst. Mit der geladenen Pistole am Kopf kannst Du keine Besserung erwarten. Versuche die Probleme im Moment von Tag zu Tag anzugehen und denke nicht soviel an die Zukunft. Wenn Du den Tinnitus zu einem Alltagsproblem degradierst wird es gleich weniger belastend werden, und mit der Zeit werden sich Wege zur Besserung öffnen. Auch wenn es im Moment noch schwer fallen mag, lenke Dich so oft wie möglich vom Tinnitus ab. Es gibt sicherlich noch einiges in Deinem Leben, was Dich interessiert und Deine Aufmerksamkeit fesselt, oder tausche Dich mit Freunden oder Familie aus. Es gibt auf jeden Fall noch vieles außer Tinnitus, dem Du Zeit widmen kannst.

In praktischer Hinsicht, hast Du es einmal mit Schmerztabletten probiert? Ein paar Paracetamol oder Aspirin (2-3 am Tag) für ein paar Tage könnten durchaus den Tinnitus deutlich verbessern (kurz- als auch langfristig). Bei mir haben diese einen großen Anteil an der Verbesserung in den ersten Monaten gehabt. Du solltest natürlich mit Deinem Arzt abklären, ob dies mit den anderen Medikamenten die Du nimmst vereinbar ist.

Auf jeden Fall solltest Du nicht ungeduldig werden. Tinnitus ist ja ein nervliches Problem, und hat in den meisten fällen nichts mit einer Schädigung des Innenohrs zu tun (siehe http://www.neuro24.de/tinnitus.htm ). Nervliche Störungen können zwar wesentlich langwierig sein, aber bei richtigem Verhalten wird sich auch hier langfristig eine Besserung einstellen.

Thomas

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#6 14-01-2019 01:00:08

Karthago
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Re: Kein Lebenswillen mehr

Hallo Katniss,

Meine Vorredner haben ja bereits einiges zu deinem Fall gesagt und das wichtigste ist wirklich die Hoffnung nicht aufzugeben.

Ich tippe aber auch wie Thomas bei dir eher auf was nervliches bzw sogar muskuläres was den Tinnitus auslöst und dieser wird durch deine Angststörung dann noch verstärkt.
Warum ich glaube das es bei dir so sein könnte ist das du angegeben hast das Sauna, Bäder und auch Glühwein dir helfen, dies liegt daran das diese Maßnahmen allgemein die Durchblutung fördern und damit das Nervensystem auch besser funktioniert. Möglich wäre auch das du eine chronische Entzündung irgendwo im Schulter oder Nackenbereich hast, die muss so nicht mal auffälig sein oder weh tun reicht schon wenn die vorhanden ist ( bekannter von mir hatte sowas ).

Versuche dich mal 2-3 Wochen entzündungshemmend zu ernähren und mach regelmäßig Sauna und heiße Bäder denn selbst wenn ea letztlich nicht zu einer Heilung führt so entspannst du dich dann zumindest und das ist schon sehr viel Wert.

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#7 14-01-2019 21:03:30

Katniss
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Re: Kein Lebenswillen mehr

Hallo an alle,

vielen Dank. Mir geht es nach der Aufmunterung etwas besser. Ich war heute zum zweiten Mal bei der Akupunktur - dort wurde, ähnlich wie hier und beim Osteopathen sowie Physiotherapeuten, auch vermutet, dass das Ganze mit der HWS, BWS, Durchblutungsstörungen im Kopfbereich und Verspannungen in diesem gesamten Bereich zu tun hat, garniert dann mit der Angststörung, die alles verstärkt...

"Komisch" in diesem Zusammenhang ist, dass ich einige Wochen vor Auftreten des TT plötzlich gravierende Rückenprobleme (Bereich BWS, Schmerzen und wiederkehrende Taubheitsgefühle) entwickelt hatte. Das trieb mich erst zur Orthopädin. Die meinte, entweder Gelenkentzündungen als Folge von Pfeiffer, was aber von alleine wegginge, oder profane Verspannungen aufgrund meiner - sehr leichten - Skoliose. Wegen dem Pfeiffer konnte ich zu jenem Zeitpunkt auch schon monatelang keinen Sport und keinen Muskelaufbau für den Rücken betreiben, außer Schwimmen. Dann bin ich auf Anraten eines Nachbarn zum Chiropraktiker, der einen blockierten Wirbel an der BWS feststellte und das einrenkte. Es hat laut geknackt, die Rückenprobleme blieben aber. Das war ca 5 Wochen vor Auftreten des TT. Anschließend wurde mir Physiotherapie verschrieben. Darunter trat zeitweise eine Besserung der Rückenprobleme auf. Die waren ein paar Wochen weg und kamen dann wieder, diesmal in Gesellschaft des TT...

In der Psychiatrie gab es auch eine Physiotherapeutin, die Verspannungen aufgrund der Skoliose diagnostizierte. Sie hat mir krankengymnastische Übungen gezeigt, und seit ich die täglich mache (seit Mitte November) sind die Rückenprobleme zu 100% weg. Der TT lässt sich aber nicht beeindrucken, der heult und quietscht weiter :-( Und Verspannungen sind halt nach wie vor tastbar, jetzt besonders im Nacken und Schulterbereich... Eine Knirschschiene für nachts habe ich seit Jahren.

Der TT schwankt auch sehr stark. Von Null bis 100 (und zurück) innerhalb eines Tages ist möglich. Oft schwankt es stündlich, minütlich, auch ohne irgendwelche Einflussnahmen... Als ich wegen einer Erkältung Fieber hatte, war der TT tagelang so gut wie weg. Als die Erkältung ging, kam er leider wieder...

Das mit der Ernährungsumstellung und den Schmerztabletten würde ich gerne ausprobieren. Ich wiege allerdings nur 50 Kilo. Wie hoch sollte ich denn da dosieren... ? 3x500 dürfte da nicht gehen, vor allem auch wegen der anderen Medikamente, muss das morgen mal ambulant in der Psychiatrie besprechen. Und was ist dann zu erwarten, wird der TT leiser und nach Abbau des Wirkstoffs wieder lauter? Wenn von langfristiger Besserung gesprochen wird, heißt das, dass diese "Therapie" irgendwann abgesetzt werden kann und die Verbesserung trotzdem bestehen bleiben kann... ? Denn gerade Paracetamol kann man ja wegen der Lebertoxizität eher nicht dauerhaft nehmen...

Ich lese mir jetzt mal endewas Thread durch...

Liebe Grüße

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#8 14-01-2019 21:20:22

endewa
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Beiträge: 452

Re: Kein Lebenswillen mehr

Hallo Katniss,

Schön,dass Du Dich heute schon mal ganz anders anhörst ! smile

Bitte nicht die Schmerztabletten ,,einwerfen" bis zum geht nicht mehr.Wie Du schon sagst,bespreche Dich mit Deinem Arzt und Dein Gewicht von 50 kg ist ja auch nicht viel,was Du dagegen zusetzen hast.

Ernährungsumstellung ist gut,dass weiss ich aus eigener Erfahrung.
Man muss nicht wie ein Kaninchen leben,aber es gibt viele Sachen,die man im Alltag nicht braucht,oder ersetzen kann,z.B Zucker ,Kaffee usw.

Jeder reagiert anders und es kann Dir auch keiner sagen,ob Dein TT sich verringert oder bleibt,oder ganz verschwindet.

Aber wichtig ist,dass Du genauso weiter machst,wie Du heute geschrieben hast.Nicht aufgeben...

Gruss

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#9 15-01-2019 00:24:05

Tom
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Beiträge: 32

Re: Kein Lebenswillen mehr

Hallo Katniss,

deinen ersten Text habe ich gelesen und bin erschrocken, dass du so leidest. Das tut mir sehr leid.

Schlimmer als das ist aber, was du von Ärzten hören musstest, sowas wie, ...damit müssen sie leben lernen...., ...kann man nichts machen...., also, nach drei Monaten bleibt es wie es ist oder wird schlimmer....  Und dann noch die Sachen im Internet.

Bei mir ist das mit dem TT jetzt nicht mehr so schlimm. Jetzt nicht mehr....

Als erstes solltest du fast möchte ich sagen, den Leuten aus dem Weg gehen, die deine Moral dermaßen empathielos zerstören. Elefant im Porzellanladen ist nichts gegen soviel Gleichgültigkeit. Ich sage das, weil, so war und ist es bei mir, die Psyche DIE Schlüsselfunktion birgt, die dir aus der Situation heraushelfen kann.

Das mit den Suizidgedanken kenne ich.... es quält, weiß nicht, was dann schlimmer ist, TT oder die desolate Psyche. Aber in der Situation noch die Hoffnungslosigkeit reingebuttert bekommen, von Fachleuten, das grenzt fast an Körperverletzung. Fies. In der Härte habe ich das zum Glück nicht hören müssen. Also wirklich, soviel sollte doch mittlerweile bekannt sein, dass gerade beim Tt die Psyche eine ganz überragende Rolle spielt.

Erstens bei der Haltung zur Krankheit, nenne es mal so, an sich. Dann allgemein zum Leben. Wie ich in einem anderen Beitrag schrieb, glaube ich mittlerweile sehr daran, dass unsere Medizin die Möglichkeit noch nicht richtig ausgeforscht hat, inwieweit man sich die sogenannte Neuroplatizität des Gehirns zunutze machen könnte. Ich meine, das ist jetzt nur meine persönliche Vermutung, dass ich mir einen TT regelrecht einstudieren kann, will sagen, einen möglicherweise bei jedem vorhandenen TT soweit stärken/triggern etc, dass er laut (und insoweit) chronisch wird. Aber wenn dieser Teufelskreis in die eine Richtung funktioniert, warum dann nicht auch in die andere? Abtrainieren, vergessen!

Als ich mich vor dem TT noch fürchtete (und das ist gar nicht lange her!!!), dunkle Gedanken mich peinigten, konnte schon die Angst den TT aufdrehen lassen. Jetzt habe ich für mich Wege entdeckt, auf denen ich mich selbst runterfahren kann, im positiven Sinn.
Gut einschlafen, durchschlafen, tags entspannen und viele Phasen der Ruhe vor dem TT. Damit ist der TT auf einige spezielle Situationen bei mir ausgegrenzt.

Ich bin an einer ganz bestimmten Stelle deines Berichtes sehr hellhörig geworden. Du beschreibst den TT (links), bei mir ist er auch links, als Piepton, der gelegentlich von kurzen anderen Piepsern begleitet ist, wie so Morsezeichen. So ähnlich ist es bei mir auch. Ich dachte mir schon, dass die beiden Dinge vielleicht ja nicht zusammengehören müssen. Könnte doch sein, es gibt im Ohr ja verschiedene Ursachen. Soll so ein Muskel geben, der zucken kann und was weiß man da schon.

Dann hast du berichtet, dass etwa bei Entspannung der TT leise wird, sogar einige Zeit verduftet. Das ist doch prima! Heißt das doch nichts anderes, als das du solche Entpannungszeiten möglichst oft einbauen solltest. Bei mir ist es so, dass der TT in ganz leisen Umgebungen zwar schon hörbar bleibt, allerdings dann leicht zu überhören, etwa in der Sauna. Wenn ich heute vorsichtig Bilanz ziehe, habe ich das Gefühl, dass es "besser wird". Vielleicht hat mir da ein Arzt bedeutend dabei geholfen, nachdem ich ihm hilfesuchend zum x-ten Mal im Sprechzimmer aufgesucht habe und er sich natürlich nicht zu helfen wusste.... entnervt meinte, es ginge schon vorbei, aber wenn ich mich da so reinsteigere, ja dann hört es gar nie auf. "Nie" ist aber eine schreckliche Perspektive für ein Menschenleben. Das, was er da sagte, allerdings habe ich das dann nicht vergessen und mir gut gemerkt.

LG Tom

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#10 15-01-2019 20:36:54

Thomas
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Re: Kein Lebenswillen mehr

Katniss schrieb:

Schmerztabletten würde ich gerne ausprobieren. Ich wiege allerdings nur 50 Kilo. Wie hoch sollte ich denn da dosieren... ? 3x500 dürfte da nicht gehen, vor allem auch wegen der anderen Medikamente, muss das morgen mal ambulant in der Psychiatrie besprechen. Und was ist dann zu erwarten, wird der TT leiser und nach Abbau des Wirkstoffs wieder lauter? Wenn von langfristiger Besserung gesprochen wird, heißt das, dass diese "Therapie" irgendwann abgesetzt werden kann und die Verbesserung trotzdem bestehen bleiben kann... ? Denn gerade Paracetamol kann man ja wegen der Lebertoxizität eher nicht dauerhaft nehmen...

Hallo Katniss,

Von dauerhafter Einnahme von Schmerztabletten war nicht die Rede, lediglich 2-3 Tage lang (2-3 am Tag). Der Tinnitus ist ja durch überaktive Nervenzellen im Gehirn bedingt (siehe https://forum.mytinnitus.de/en/viewtopic.php?id=510 ), und Schmerztabletten sind ja daraus ausgerichtet die nervliche Aktivität zu dämpfen. Bei manchen Leuten (wie bei mir) hat das auf den Tinnitus einen Einfluss, möglicherweise auch einen bleibenden. Einen Versuch wäre es auf jeden Fall Wert. Du solltest aber besser dafür ernährungsmäßig schon vorsorgen und für eine Weile jeglichen Koffein und Alkohol vermeiden, da diese ja genau entgegengesetzt wirken und den Tinnitus verschlimmern, da helfen dann auch die Schmerztabletten nichts.

Thomas

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