#1 01-02-2009 21:56:04

Tobi
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Nerven-Stammzelltherapie

Zum Tinnitus gibt es viele Ursachentheorien, aber wie es aussieht gibt es derzeit keine bewiesende und allgemein annerkannte Theorie. Leider ist man in der Forschung nicht sehr stark engagiert, was wirklich schade ist, wäre doch eine Chance auf Heilung sehr lukrativ - es gibt Menschen, die viele Tausende Euro ausgeben für Noiser, HBO und andere Therapien.

Ich möchte mit Euch über die Stichhaltigkeit von Theorien und Therapieformen diskutieren. Lassen sich die Symtome widerspruchsfrei erklären und können ausgehend davon Therapien entwickelt werden? Vieleicht gibt es auch mehrere unterschiedliche Ursachen (besonders interessant fand ich die Fehlstellung des Unterkiefers (CMD) als Ursache und die Heilung mittels einer Prothese).


meine  Vermutung:

Ich glaube der (physische) TT wird irgendwo in den Gehörnerven vom Ohr zum Gehirn erzeugt, vieleicht sogar in den Nervenzellen im "Hörbereich" des Gehirns. Es handelt sich wohl um eine Dysfunktion einzelner Zellen, die in ihrer Funktion kurzzeitig gestört werden (durch Lärm, Viren, Verletzung usw.). Nachdem sich die Zelle erholt bzw. regeneriert hat verschwindet der Ton wieder. Hat man z.b. einen hohen TT bei 10000 Hz, dann ist vermutlich der entsprechende Nervenstrang für genau diese Frequenz betroffen und sendet unkontolliert Signale.

Indizien:

Dass es eine physische Ursache gibt - also ganz simpel durch Nerven verursacht - liegt daran, dass fast jeder Betroffene bestätigen kann, dass der Ton immer dann laut wird wenn man die Zähne zusammenbeißt. Darum halte ich es unwahrscheinlich, dass der Ton im Gehirn selbst erzeugt wird.
Außerdem kann man den TT nicht während des Schlafens hören, d.h. im Traum - normalerweise werden echte Töne ja nicht wahrgenommen wenn man schläft, TT könnte also genau wie ein normales Geräuschsignal herausgefiltert werden.

Testen der Theorie:

Am einfachsten wäre eine lokale Betäubung der Nervenstränge (Wenn es überhaupt möglich wäre, dann sollten einzelne Nervenzellen betäubt werden). Liegt die Betäubung "hinter" den dysfunktionelen Zellen, d.h. zwischen dem Gehirn und der Zelle, dann sollte der TT eigentlich unhörbar sein, so wie auch die anderen Töne von ausserhalb.
Ich weiß, es wurde mal ein Nervenstrang durchtrennt ohne dass der TT wegging. Leider wurde das bis jetzt nur einmal versucht, und somit ist die Stichprobe sehr klein. Es ist zudem unklar an welcher Stelle durchtrennt wurde. Vieleicht sollte der Nerv nocheinmal weiter "hinten" durchtrennt werden ...


Heilung
Man hört in letzter Zeit häufig von übberraschenden Heilungserfolgen durch eine Stammzelltherapie (kürzlich wurde in der Berliner Charitee ein HIV-Kranker behandelt und geheilt).
Ich glaube eine Nerven-Stammzelltherapie könnte funktionieren. Zumindest soweit die Störung nicht in komplexen Gehirnbereichen liegt. Dysfunktionale Zellen in relativ "einfach" gebauten Nervensträngen müssten aber ersetzbar sein.
http://de.wikipedia.org/wiki/Stammzelltherapie

Beitrag geändert von Tobi (02-02-2009 14:15:29)


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#2 03-02-2009 21:54:12

Thomas
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Re: Nerven-Stammzelltherapie

Tobi schrieb:

Am einfachsten wäre eine lokale Betäubung der Nervenstränge (Wenn es überhaupt möglich wäre, dann sollten einzelne Nervenzellen betäubt werden). Liegt die Betäubung "hinter" den dysfunktionelen Zellen, d.h. zwischen dem Gehirn und der Zelle, dann sollte der TT eigentlich unhörbar sein, so wie auch die anderen Töne von ausserhalb.
Ich weiß, es wurde mal ein Nervenstrang durchtrennt ohne dass der TT wegging. Leider wurde das bis jetzt nur einmal versucht, und somit ist die Stichprobe sehr klein. Es ist zudem unklar an welcher Stelle durchtrennt wurde. Vieleicht sollte der Nerv nocheinmal weiter "hinten" durchtrennt werden ...

Meiner Information nach wurde ein Durchtrennen der Nervenstränge schon öfter versucht, und in etlichen Fällen ging der Tinnitus nicht weg (wohl aber das äußere Gehör).
Man kann dies ja in gewisser Hinsicht mit dem 'Phantomschmerz' vergleichen, wo Leute scheinbar Schmerzen in nicht vorhandenen (da amputierten) Gliedmaßen empfinden.

Das Nervensystem ist nun mal nicht so einfach als Sender und Empfänger zu verstehen, sondern es ist ein komplexes System, wo es auch zu Rückkopplungen und Einflüssen von anderen Teilen des Körpers kommen kann (nicht zuletzt offensichtlich dem Gehirn).

Man sollte also generell versuchen, die Nervenaktivität allgemein soweit wie möglich zu dämpfen (bei mir zum Beispiel haben wie erwähnt einfache Schmerztabletten (Paracetamol oder Aspirin) immer gut gewirkt in dieser Hinsicht), und nicht im Gegenteil durch Nervenstimulanzien (wie Koffein oder Alkohol) noch mehr anzuregen.

Thomas

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#3 04-02-2009 13:31:04

Tobi
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Re: Nerven-Stammzelltherapie

Thomas schrieb:

Meiner Information nach wurde ein Durchtrennen der Nervenstränge schon öfter versucht, und in etlichen Fällen ging der Tinnitus nicht weg (wohl aber das äußere Gehör).

Hallo Thomas,

ist Dir weiteres zu diesen Operationen bekannt? Z.b. an welcher Stelle die Nerven durchtrennt wurden (Man ging sicher davon aus, dass der TT im Ohr selbst erzeugt wurde)

Thomas schrieb:

Man kann dies ja in gewisser Hinsicht mit dem 'Phantomschmerz' vergleichen, wo Leute scheinbar Schmerzen in nicht vorhandenen (da amputierten) Gliedmaßen empfinden.

Bleibt die Frage was mit dem Phantomscherz passiert, wenn das Bein wieder "anoperiert" wird. Verschwindet der Schmerz dann? (siehe http://de.wikipedia.org/wiki/Spiegeltherapie ).

Eine Stammzelltherapie ist an sich vergleichbar mit so einer Operation.
Wenn alle geschädigten Hörnerven wieder funktionieren, dann wird das Gehirn auf die echten Signale trainiert.


Formaly known as Voessli

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#4 05-02-2009 21:35:15

Thomas
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Re: Nerven-Stammzelltherapie

Tobi schrieb:

Thomas schrieb:

Meiner Information nach wurde ein Durchtrennen der Nervenstränge schon öfter versucht, und in etlichen Fällen ging der Tinnitus nicht weg (wohl aber das äußere Gehör).

Hallo Thomas,

ist Dir weiteres zu diesen Operationen bekannt? Z.b. an welcher Stelle die Nerven durchtrennt wurden (Man ging sicher davon aus, dass der TT im Ohr selbst erzeugt wurde)

Nein, Details sind mir hierzu nicht bekannt. Ich habe nur gelesen, dass in 50% der Fälle wo der Hörnerv durchtrennt wurde, der Tinnitus sich nicht verbesserte oder sogar schlimmer wurde. In vielen dieser Fälle war der Eingriff übrigens aus anderen medizinischen Gründen notwendig, also er wurde nicht primär wegen des Tinnitus durchgeführt (ich glaube auch nicht, dass ein gewissenhafter Arzt aus diesem Grunde den Eingriff durchführen würde, schließlich führt er irreversibel zum völligen Verlust des Hörvermögens).

Tobi schrieb:

Thomas schrieb:

Man kann dies ja in gewisser Hinsicht mit dem 'Phantomschmerz' vergleichen, wo Leute scheinbar Schmerzen in nicht vorhandenen (da amputierten) Gliedmaßen empfinden.

Bleibt die Frage was mit dem Phantomscherz passiert, wenn das Bein wieder "anoperiert" wird. Verschwindet der Schmerz dann? (siehe http://de.wikipedia.org/wiki/Spiegeltherapie ).

Eine Stammzelltherapie ist an sich vergleichbar mit so einer Operation.
Wenn alle geschädigten Hörnerven wieder funktionieren, dann wird das Gehirn auf die echten Signale trainiert.

Es mag sein, dass im Falle des Phantomschmerzes so ein Training wie im Fall der 'Spiegeltherapie' etwas bewirkt, aber es ist schwierig zu sehen wie dies auf den Tinnitus übertragbar wäre. Jedenfalls entspricht zum Beispiel die Benutzung von 'Noisern' in der sogenannten 'Retraining-Therapie' meiner Meinung nach mehr dem Fall, dass man von einem Schmerz ablenkt, indem man sich anderweitig einen anderen Schmerz zufügt. Einen therapeutischen Effekt wird dies wohl kaum haben.

Thomas

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