#1 25-01-2009 16:37:01

fritz
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wegsummen

Meine Lieben,

ein kleines würmchen im ohr begleitet mich schon seit etwa 9 jahren. es hat - noch dreimonatiger habituationsphase damals - absolut nicht gestört. ich war jung und dumm, mit unwissenheit gesegnet, hab sofort viel sport gemacht und den wurm schnellstmöglich vergessen. er war da und trotzdem weg, er war ein teil von mir, ich mochte ihn sogar, er war irgendwie ganz nett: ein netter kleiner triller von zwei tönen, leise aber hörbar in einer relativ angenehmen frequenz.

nun habe ich durch eine anhäufung schwieriger lebensumstände eine verstärkung der geräusche und habe mich - weil die seelischen ressourcen wohl nicht mehr reichen - sehr hineingesteigert. das kontrollieren, nach-horchen, vergleichen und bewerten (und foren-lesen) will nicht enden.  da ich so lange so gut mit dem würmchen lebte, habe ich natürlich die hoffnung, dass mein gehirn irgendwo die "guten" 9 jahre gespeichert hat und auch wieder auf diese zurückgreifen könnte, wenn ich es denn ließe (stichwort: sich nicht verrücktmachen). es heißt ja, es seien neuronale netze für die töne verantwortlich, die entweder aktiviert oder eben auch stillgelegt werden können.

wie auch immer. ich habe neulich von dem phänomen gelesen, dass man dem hirn den phantom-ton anbieten kann, um ihn dann für eine weile aufzulösen. "residual inhibition" oder so ähnlich. also sezte ich mich heute morgen hin und summte meinen ton. also den ton aus meiner palette, der mich am meisten stört. ich summte vor mich hin. was die nachbarn so denken mögen, sei mal dahingestellt. tief luftholen und den ton so lange wie möglich summen. ist er sehr hoch, nimmt man halt eine oktave tiefer.

und jetzt kommt's: er wanderte. er verschwand. er ging aus dem einen ohr weg, war dann für eine weile unhörbar, erschien dann als so eine art echo wieder im kopf (wie ein akustisches spiegelbild) und verabschiedete sich dann, indem er sich anhörte, als sei er irgendwo im raum, diesmal mit dem anderen ohr wahrnehmbar.
es war toll. es war auch irgendwie sehr angenehm, als würden die akustischen empfindungen irgendwie "weicher" - schwer zu beschreiben.

leider musste ich mich dann von dieser meditation trennen und eine stressige verabredung einhalten, die mich wieder auf meinen natürlichen adrenalinpegel brachte. ergebnis: ton wiedergekommen...

aber immerhin - was ich hiermit durchgeben will - da gibt es noch manch ungeklärtes phänomen. wer weiß, was alles noch erforscht werden kann und wird. man sollte sich nicht den mut von stereotypen ärztlichen aussagen nehmen lassen. vieles ist noch ungeklärt. wie können die mediziner dann in manchen aussagen - besonders in den negativen - so sicher sein?

Liebe Grüße an Alle,
Fritz

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#2 26-01-2009 11:09:18

esther.0676
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Re: wegsummen

Das klingt ja total interessant. Weißt du noch wo du diesen Artikel von dem du erzählst gelesen hat. Der würde mich nämlich auch brennend interessieren!
Wäre super wenn du den finden würdest!!

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#3 26-01-2009 20:26:50

fritz
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Re: wegsummen

esther.0676 schrieb:

Das klingt ja total interessant. Weißt du noch wo du diesen Artikel von dem du erzählst gelesen hat. Der würde mich nämlich auch brennend interessieren!
Wäre super wenn du den finden würdest!!

Hi Esther,
gefunden habe ich den Begriff zuerst in dem Buch: "Tinnitus, wirksame Selbsthilfe mit Musiktherapie" von Dr. Annette Cramer, Trias-Verlag. Ein Buch mit 2 CDs. Gar nicht übel, man braucht allerdings Durchhaltevermögen und etwas Basteltalent, weil man sich die Übungen selbst zusammenstellen und -brennen soll. Man macht ein dreiwöchiges "Basistraining", das mit Entspannung beginnt. In der zweiten Woche macht man "Innenohrgymnastik" (sehr faszinierend, hier kann man den Prozess der Hörens tatsächlich körperlich fühlen, es kitzelt quasi im Ohr) - und zum Schluss, in der dritten Woche, macht man aktive Hörübungen an Musikstücken - einzelne Stimmen heraushören etc.
Ich muss gestehen, dass ich das nicht konsequent durchgehalten habe, aber diesen BEgriff der "Nachüberdeckung", den man ja anstrebt, und der ein paar Sekunden, Minuten, bei manchen aber auch "immer" anhalten kann, den fand ich überaus faszinierend. Der Gedanke ist eben, dass man die Hörrinde (oder was es nun immer sei) irgendwie umprogrammiert. Tja, und dann hab' ich einfach mal etwas gegoogelt zu dem Begriff. Wie die Abhandlungen da im Einzelnen hießen, weiß ich allerdings nicht mehr, aber so ein Phänomen scheint es wirklich zu geben, hier im Forum wird ja auch ab und zu davon berichtet.
Ich hoffe, liebe Esther, dass Dir das was bringt? Es gibt natürlich auch immer andere Meinungen. Meine Psychologin meint zB, dass ich überhaupt keine irgendwie geartete Therapie machen sollte - alles würde nur zur Fokussierung beitragen. Ich summe aber trotzdem heimlich ;-) , denn fokussiert bin ich sowieso (leider) schon.
In dem Sinne, lieben Gruß und alles Gute
Fritz

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#4 26-01-2009 21:10:39

Thomas
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Beiträge: 1645
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Re: wegsummen

Hallo Fritz und Esther,

Willkommen im Forum.

Der Effekt der 'residual inhibition' ist übrigens schon im englisch sprachigen Forum angeschnitten worden; siehe dieses Thema (für eine deutsche Übersetzung dort auf 'diese Seite übersetzen klicken').

Thomas

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#5 29-01-2009 09:48:40

esther.0676
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Beiträge: 7

Re: wegsummen

Vielen Dank für den ausführlichen Bericht Fritz und den Hinweis von dir Thomas.
Das Buch klingt wirklich interessant - ich bin jemand der sich immer sagt "probieren geht über studieren" - gerade wenns "nur" ums Summen geht kann ich eigentlich nicht verlieren!!! :-)

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#6 10-04-2014 21:44:39

ccico
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Beiträge: 1

Re: wegsummen

Hallo,
hat jemand Erfahrung mit Tinnitus verursacht durch tieffrequente Töne ?
Wir haben seit einem Jahr solche Töne im Haus und der Umgebung. Durch ein Gutachten
wurden die Töne nachgewiesen. Psychoakustisch werden dadurch Ängste aktiviert. Die wiederum Schlafstörungen und ggfls, Depressionen verursachen.
Leider gibt es kaum Grenzwerte in dem Bereich. Und den Verursacher festzustellen ist bei
Infra /Tiefton-Schall sehr schwer.

Sowohl meine Frau als auch ich sind mit den Nerven am Ende. TT, Vibrationen (gefühlt),
und das Gehirn macht aus Umgebungsgeräuschen ein "lalülala", sucht also die Rhythmik.

Haben das Gefühl allein zu sein. Ärzte verstehen nicht, was gemeint ist. Schieben es auf
Depressionen.

Meine Frau hat schon verschiedene Orte bei Bekannten zum Schlafen aufgesucht. Dort wird  es nach einiger Zeit erträglicher. Sie ist jetzt zu einer psychosomatischen Reha angemeldet. Curtius


Haben wir Hoffnung, dass sich diese Empfänglichkeit "zurückbildet" ?

Danke

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#7 10-04-2014 22:40:10

soku
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Beiträge: 55

Re: wegsummen

Hallo Ccico, ich hab ein ähnliches Phänomen, was ich mir nicht erklären kann. Seit Umzug vor ca. 3 Jahren in ein neues Haus habe ich 2 Töne mehr, die ich vorher nicht hatte. Sie sind auch wie im Kopf - und absolut NICHT abstellbar (alle andern kann ich abstellen). Es ist die Hölle! Wenn ich weggehe, verschwinden diese Töne; in einem Hotel, anderen Wohnungen sind sie einfach nicht da!
Ich habe letzte Woche einen Spezialisten dagehabt betr. EMV-Messungen sowie Magnetfelder (SBB, Hochstromleitungen) sowie Funk- und Natelantennen. Ist bei uns nicht besorgniserregend - sagt der Spezialist (hat mich CHF. 700.- gekostet!). Trotzdem: die "fremden" Geräusche bleiben. Es ist zum durchdrehen!!
Aushalten- oder ausziehen. Einen anderen Rat habe ich nicht. Viel Glück und Kraft für Dich und Deine Frau! Würde mich interessieren, wie ihr das löst/ gelöst habt!!

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