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Hi Leute, nachdem ich seit mehreren Monaten mit einem kleinen Mann im linken Ohr zu kämpfen habe, wollte ich mich hier mal zu Wort melden und ggf. vielleicht etwas Hilfe finden, und natürlich auch was von meinen Erfahrungen im Umgang mit selbigen, teilen. Ich bin Nico, kürzlich schlanke 40 geworden und habe seit ca. Mitte Dezember 2015 mit dem besagten kleinen Mann im linken Ohr zu kämpfen.
Angefangen hat es einem Samstagabend, in völliger Ruhe, in meinem Lieblingssessel. Ob es ein richtiger Tinnitus ist, kann ich gar nicht sagen. Denn es ist kein fiepen, sondern eher ein rascheln, klirren. Das Problem ist, daß es kein durchgängiger Ton ist, sondern ständig "an" und "aus" geht. Fast wie Morsezeichen. Müßte ich das Geräusch optisch beschreiben, würde ich sagen, eine flackernde Leuchtstoffröhre. Es ist nicht so ein fiepen, wie man es aus Diskobesuchen kennt.
Sehr interessantes Detail:
Ich kann das Geräusch "ausschalten", indem ich den Kopf fest auf die Brust oder in den Nacken drücke, den Kopf fest nach links oder rechts drehe, als auch den Mund weit aufreiße.
Wie dem auch sei. Ich bin dann den Montag drauf sofort zum HNO. Hörtest super, alles gut. Dieser verschrieb mir Cortison zur Einnahme für eine Woche, plus ein Blutverdünnendes Mittel (ebenfalls in Pillenform). Das Zeug habe ich dann auch brav ca. eine Woche genommen, aber das Ganze hat nicht wirklich geholfen. In der Zwischenzeit habe ich mich dann im Netz schlau gelesen und gehört, daß der HNO nicht mehr viel dagegen machen kann, als nur nochmal Cortison per Infusion in mich zu schleusen. Das habe ich aber sein lassen, weil diese Methode wohl nicht mehr zeitgemäß ist und ich in der Zwischenzeit auch wußte, daß es augenscheinlich was mit der HWS (Halswirbelsäule) zu tun hat.
Also danach mal ab zum Hausarzt. Diese dumm wie Bohnenstroh, also habe ich ihr gesagt, was man noch machen könnte. Weil Ideen hatte sie nicht. Außer Streß. Aber den habe ich auf Arbeit nicht, eher mal zu Hause, mit den vor pubertären Kindern. Und diese kann ich nicht wechseln, wie den Job. Also habe ich folgendes schon versucht:
° physikalische Therapie (Mischung aus Hand auflegen, mit Physio)
° osteopathische Therapie
° Kiefer Chirurg (alles top, brauche kein Schiene, knirsche auch nicht mit den Zähnen bei Nacht)
° CRT (auch alles top, Arzt war sogar erstaunt, wie gut die HWS aussieht, für mein alter)
° Ginkgo Extrakt über Monate eingenommen, als Blutverdünnungsersatz
° seit einigen Monaten auch Magnesium Chlorid
Gerade die beiden Therapien habe ich jeweils über mehrere Wochen gemacht.
Witzig war, daß ich die physikalische Therapie einmal für eine Woche aussetzen mußte. Und genau in dieser Woche war ich Beschwerdefrei und der Mann im Ohr war komplett weg! Ich dachte erst, daß es vielleicht doch der häusliche Streß ist, weil auch in dieser Woche die Kinder Ferien hatten und ich morgens mich mal wirklich um mich selbst kümmern konnte und nicht ständig den Aufsteh, Anzieh, Frühstücks und Zähneputzstreß mit den Kindern hatte. Aber nach einer Woche war er wieder da, der Mann im Ohr.
In der osteopathischen Therapie hatte ich dann auch mal teilweise trotz Kinder-Schulstreß einige komplett ruhige Tage. Aber das Problem besteht nach wie vor. Irgendwann habe ich angefangen eine Excel Liste zu führen, um ggf. herausfinden zu können, ob es Abhängigkeiten gibt, die mir so nicht bewußt waren.
Ich habe meine Nahrungsaufnahme dokumentiert (Frühstück, Mittag, Abendbrot), samt Anzahl der Stunden, die ich geschlafen hatte und dem Wetter. Zudem, ob meine Kinder Ferien haben oder Schule und ob ich Urlaub habe. Jeden Tag habe ich dann meinem Gefühlzustand entsprechend nach dem Ampelsystem farblich markiert:
Grün: keine/fast keine Beschwerden
Gelb: so la la, also mal nen paar Stunden Ruhe am Tag
Rot: fast oder ganz durchgehend Beschwerden
Das ganze mache ich jetzt seit 25.04.2016 und kann sagen, daß ich 37 grüne, 13 rote und 73 gelbe Tage hatte. Bisher habe ich keine Zusammenhänge finden können. Ich hatte grüne Tage, bei Regen, bei Sonnenschein. An Tagen wo ich nur Salat gegessen hatte, aber auch an Tagen wo es mal nen schickes Schnitzel gab. Im Urlaub, aber auch auf Arbeit. Ich komme einfach nicht dahinter.
Aktuell lenke ich mich mit Sport ab. Wenn der Blutdruck ordentlich steigt und ich in Wallung bin habe ich wenig bis keine Probleme. Ist es aber ein gelber/roter Tag und ich höre mit Sport auf, kommt der Mann sofort wieder, wenn der Blutdruck und der Puls runtergeht. Das dauert keine 2 Minuten.
Ach ja, habe mir ein Blutdruckmeßgerät gekauft (für den Arm, nicht Handgelenk) und lange den Ruhe-Blutdruck Morgens und Abends protokoliert. Das ist ok, nur unter Belastung ist er zu hoch (war deswegen auch beim Arzt), weswegen ich Ausdauersport machen. Ca. 2 mal die Woche für jeweils mind. 30 - 45 Minuten und alle paar Wochen schöne Radtouren zwischen 45 und 140 km.
Nun denn, da sitz ich nun und schreibe euch und der kleine Mann geht mir grad richtig auf den Zeiger. Obwohl ich heute bis 15:30 Uhr komplett Ruhe hatte. Dann ging es wieder los. Erst sporadisch, jetzt gegen Abend eher durchgehend. Das einzige, was ich so noch nicht probiert habe, ist Akkupunktur. Denn hier habe ich im Internet gelesen, daß so einige Probanden nach der Therapie mehr Probleme hatten, als vorher.
So, das soll es erstmal gewesen sein. Wünsche euch einen schönen Abend.
In diesem Sinne
Niggoh
Beitrag geändert von Niggoh (26-08-2016 21:24:47)
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Hallo Nico,
bei mir ist es Momentan so, dass sich die guten und schlechten Tage die Waage halten.
Ist es bei Dir auch so, dass an schlechten Tagen sich eine innere Unruhe breit macht
(extreme Nervosität, Getriebenheit), die sich dann meistens gegen Abend wieder legt.
Ein ätzendes Gefühl.
Grüße Hoffnung
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Hallo Hoffnung,
das mit der Getriebenheit, diesem "ätzenden Gefühl" an schlechten Tagen kann ich bestätigen. Kommt aber vielleicht aus der Angst, dass die schlechten Tage bleiben.
Hallo Niggoh,,
deine Erfahrungen mit der Physiotherapie decken sich in etwa mit den meinen.
Ich hatte zunächst das Gefühl, dass sie gar nichts bewirken.
(Ich bekomme Ultraschall und Moorpackungen, die Strommassage habe ich nach dem dritten Mal abgesetzt, da der Tinnitus bereits während des ersten Kribbelns hochfuhr und dann für die nächsten beiden Tage nicht mehr zu beruhigen war.)
Ultraschall, Moorpackung und Heilgymnastik habe ich dann weitergemacht.
Wirkte bis Freitag nicht. Am Freitag zeigte sich die erste Wirkung. Der Tinnitus reagierte zum ersten Mal etwas mürrisch auf den Ultraschall und beschwerte sich mittelstark. Besann sich dann jedoch nach etwa einer Stunde wieder eines Besseren und beließ es für den Rest des Tages bei dezentem Säuseln. Ich habe am Montag noch einmal Ultraschall. Sollte mein Ohrwurm dabei wieder motzen, dann lasse ich diese auch sein.
Akupunkturbehandlungen samt Kräuterteemischung habe ich bereits 5 Stück hinter mir. Ich kann bis dato noch nicht sagen, ob sie eine Besserung bringen. Nach dem letzten Mal war auch wieder großes Sausen angesagt, die chinesische Ärztin meinte allerdings, sie habe die Nadeln mit Absicht so gesetzt und das sei gut so. Bis Weihnachten wäre er weg, der T...na ja, wer's glaubt, wird selig, aber ich will mal nicht so sein und positiv bleiben ;-)
Was mir aber wirklich half, zumindest, dass ich trotz mittleren Sausens entspannen konnte, war die osteopathische Behandlung. Die tut mir sehr gut, hat aber leider nur eine sehr kurzfristige Wirkung.
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Ach ja, und ich habe ebenfalls keine Idee, bzw. keinerlei Anhaltspunkte, was das auslösende Moment für gute, mittlere oder schlechte Zeiten ist.
Ich einmal nach zwei Gläsern Rotwein plötzlich für mehrere Stunden absolute Stille, beim nächsten Mal blieb mein Ohrwurm davon völlig unbeeindruckt und rumorte ungerührt weiter.
Was bei mir noch zusätzlich der Fall ist: Ich habe eine Hörminderung, das fand mein HNO beim Hörtest heraus. Er meint auch, dass diese der Grund für meinen T. sei. Mag sein, das würde aber dann im Umkehrschluss bedeuten, dass jeder, der schwerhörig ist, einen T. haben müsste. Stimmt so ja auch nicht. Und die Hörminderung habe ich sicher nicht seit dem 18. Mai, die hatte ich mit Sicherheit schon lange vorher. Ich werde von schulmedizinischer Seite zur Zeit mit Hörgeräten behandelt. Ja, sie helfen, den T. zu unterdrücken. Durch die vielen Nebengeräusche höre ich den T. nicht so penetrant....und das Gehirn soll mit der Zeit wieder mit den hohen Frequenzen gefüttert werden, die zu hören ich offenbar verloren habe. Aber ganz weg ist er deswegen noch lange nicht.
Am besten hilft mir zur Zeit noch Ablenkung, wenn ich merke, dass er wieder einmal rabiat wird. :-(
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Hi Leute,
vielen Dank für euren Input. Ich versuche hier mal auf euren Fragen bzw. eure Feststellungen einzugehen.
Hoffnung:
Ist es bei Dir auch so, dass an schlechten Tagen sich eine innere Unruhe breit macht (extreme Nervosität, Getriebenheit), die sich dann meistens gegen Abend wieder legt?
Hm, mittlerweile schockt mich nichts mehr. Mich lassen die schlechten Tage kalt. Weil ich weiß, daß es nach ein oder zwei Tage eh wieder besser wird. Und das macht mir mehr Angst. Ich scheine mich langsam damit abzufinden....
MaBi:
Was mir aber wirklich half, zumindest, dass ich trotz mittleren Sausens entspannen konnte, war die osteopathische Behandlung.
Ja, wie eingangs erwähnt scheinte sich bei mir auch ein Erfolg einzustellen. Jetzt nach Abbruch dieser Behandlung muß ich sagen, daß es mir auch ohne mal schlechter und mal besser geht.
MaBi:
Akupunkturbehandlungen samt Kräuterteemischung habe ich bereits 5 Stück hinter mir. Ich kann bis dato noch nicht sagen, ob sie eine Besserung bringen.
Vielleicht kannst du uns hier mal auf dem Laufenden halten. Das interessiert mich ja noch. Überlege noch, ob ich das mache...
Ach ja, ich hatte letzte Woche von Donnerstag bis Samstag drei wunderschöne grüne, ruhige Tage. Lag wohl am Kurzurlaub. Am Sonntag (Rückfahrt) und gestern hatte ich zwei nervige, rote Tage. Heute wieder einen gelben (sogar fast grünen), trotz Arbeit.
Ich rätsel dann mal weiter, an was es liegen könnte.
Cheers
Niggoh
Beitrag geändert von Niggoh (06-09-2016 20:21:05)
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