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Hallo zusammen,
ich bin 24 Jahre alt und gehöre seit einem Disko-Besuch Ende Oktober letzten Jahres leider auch zu den Tinnitus-Geplagten.
Anders als bei den meisten hat mich dieser anfangs jedoch wenig gestört, da er sehr leise war und ich ihn kaum wahrnahm. Der HNO-Arzt, den ich kurz nach Auftreten aufsuchte, meinte das Problem würde sich von selbst erledigen und ich war felsenfest davon berzeugt, er würde eines Tages von alleine verschwinden.
Irgendwann wurde der Ton auf beiden Ohren dann lauter und deutlich unerträglicher (ich habe ganz normal weitergelebt und bin abends auch weiter ausgegangen; also weitere Lärmschädigung was sicherlich unvorteilhaft war) und erst dann fing ich an wirklich etwas dagegen zu unternehmen und seit dem (ca. Ende Mai 2016) bin ich in einem großen, großen Loch. Allmählich trifft mich die Erkenntnis, dass der Ton nicht einfach so eines Tages verschwinden wird und die Angst ist groß, dass es nun für immer so bleibt. Vor dem auslösenden Disko-Besuch stand ich durchaus unter Stress, hinzu kam eine Erkältung. Ich denke, dass das alles Faktoren sind die dazu beigetragen haben. Bei mir wurde keine Hörminderung oder Ähnliches festgestellt - im Gegenteil ich höre ziemlich gut.
Seit Anfang Juni habe ich eine Pause in meinem Studium eingelegt - also nun seit bald 3 Monaten - und bin nach Hause zu meinen Eltern gefahren und gönne mir Ruhe und unternehme allerhand gegen den Tinnitus. Ich ärgere mich so über mein Verhalten, dass ich nicht früher versucht habe etwas dagegen zu unternehmen und es so auf die leichte Schulter genommen habe und vor allem mein Ohr immer weiter geschädigt habe. Erst als es zum kompletten Kollaps kam habe ich etwas dagegen unternommen, weil ich einfach nicht mehr konnte. Nun bin ich so ängstlich wie noch nie im meinem Leben. Ich habe eine furchtbare Lebensangst bekommen, bin extrem hoffnungslos weil keine Therapie zu helfen scheint und ich weiß einfach nicht wie ich so weiterleben soll. Ich zerfließe in Selbstmitleid und sehne mich so nach meinem alten Leben zurück. Mein jetziges Dasein ist so erbärmlich, dass ich ständig Suizidgedanken habe. Ich habe eine unfassbar tolle Familie, die mich sehr unterstützt. Der Gedanke sie zu verlassen macht mich unglaublich traurig - und auch das Leben zu verlassen. Ich finde die Welt und das Leben eigentlich wunderschön. Doch so wie es momentan ist, komme ich nur mit Schlaftabletten irgendwie über die Runden und weiß einfach ehrlich nicht wie ich das weiter aushalten soll. Das Leben ist zu einem Ertragen geworden und jede Nacht wünsche ich mir, dass Gott entweder den Ton verschwinden lässt oder mich..
Bezüglich der Forschungslage sehe ich keine realistische Chance auf eine baldige Möglichkeit der Heilung. Der einzige Weg liegt daher wohl in einer Akzeptanz, was mir so unmöglich erscheint. Wie soll man das denn sein ganzes Leben lang aushalten? Wie soll das gehen? Ich hoffe hier aufbauende Worte zu finden.. Wird das alles denn mit der Zeit erträglicher? Besteht eine Chance, dass es doch noch weggehen könnte? Was kann ich tun, um irgendwie damit klarzukommen? Und ist ein Ende mit Schrecken nicht vielleicht besser als ein Schrecken ohne Ende?
Es tut mir Leid für meine unfassbar deprimierenden Worte, aber ich bin leider wirklich am Ende.
Viele Grüße und ein großes Danke
Emma
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Hallo Emma,
Willkommen im Forum.
Es bringt nichts, sich hier Vorwürfe zu machen. Es macht die Sache nur noch schlimmer. Du solltest jetzt ganz pragmatisch vorgehen, und den Problemen von Tag zu Tag begegnen. Im Laufe der Zeit wird es sich mit Sicherheit bessern. Aber Du musst Geduld haben. In vielen Fällen dauert es bis zu 6 Monate bevor die Sache kein Problem mehr ist. Versuche Dich in der Zwischenzeit soweit wie möglich abzulenken, so dass Du nicht die ganze Zeit an den Tinnitus denkst Nehme auch mal regelmäßig ein Vitamin B12 Präparat. Dies hilft das Nervenystem zu stabilisieren, und kann den Tinnitus vermindern als auch das allgemeine Wohlbefinden verbessern. Falls Du trotzdem absolut mit deinen Lebensängsten nicht klarkommst, solltest Du Dir besser ein Anti-Depressivum verschreiben lassen, bis Du wieder in die richtige Spur findest.
Thomas
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Hallo Emma,
mein Tinntitus begleitet mich seit Mai und ich befand mich die ersten beiden Monate in genau dem Loch, das Du beschreibst.
Ich war in keiner Disco, mein T. kam urplötzlich, ohne Vorwarnung, eines Tages, als mich ins Bett legte. Ich hatte die Jahre davor schon einigen Stress, vermutlich kam er durch eine Kombination aus leichter Schwerhörigkeit, Stress und Problemen mit der Halswirbelsäule zustande.
Ist halt meine Vermutung, da ich ihn nicht an einem bestimmten Auslöser festmachen kann.
Was ich aber inzwischen gelernt habe ist, dass ich mich auf keinen Fall mehr so hängen lassen darf, wie ich es die ersten beiden Monate tat. Ich lag an den Wochenenden nur im Bett, einen tickenden Wecker ans Ohr gepresst und wünschte mir eine Krankheit, die mich möglichst bald von dem Quälgeist im Ohr erlöst. Ich hatte, bevor das Elend begann, noch eine Reise nach Sizilien gebucht, die ich eigentlich gar nicht mehr antreten wollte.
Tat ich dann aber doch, und nach einigen Rückschlägen ging es dann ein wenig aufwärts. Ich habe in Sizilien einfach versucht, das Sausen im Ohr zu ignorieren (mein T. ist ein hochfrequenten Rauschen im linken bzw. der linken Kopfhälfte) und alles das zu tun, was ich sonst auch getan hätte: Also einfach den Urlaub zu genießen. Ging natürlich immer so reibungslos aber es ging. Danach ging es aufwärts, zumindest wünschte ich mir nicht mehr einen raschen Tod ;-)) und letzte Woche wagte ich mich sogar nach Frankreich, und war während zwei Tagen so abgelenkt, dass ich meinen T. stundenweise schlichtweg vergessen habe. Also, es geht. Sicher, es ist nicht immer leicht und im Augenblick macht er sich auch gerade wieder einmal lautstark bemerkbar, aber ich habe die Erfahrung gemacht, dass er auch wieder leise wird, womit das zusammenhängt, habe ich für mich noch nicht herausgefunden. Aber es gibt mir zumindest die Hoffnung, dass nach einem schlimmeren Tag auch wieder ein besserer kommt.
Aber jetzt zu Dir: Vielleicht können Dir Noiser über die erste, schlimme Zeit helfen? Zumindest wurden mir diese von meinem Ohrenarzt empfohlen. Ich habe jetzt welche zur Probe und das weiße Rauschen ist doch ganz angenehm, wenn es einmal zu arg braust. Frag Deinen Ohrenarzt danach, bzw. vielleicht auch nach einer Retraining Therapie. Gibt es ein Tinnitus-Zentrum in Deiner Nähe?
Ich komme aus Österreich und bin hier in Behandlung:
www.tinnituszentrum.at
Kopf hoch, es kommen bestimmt für uns alle wieder bessere Zeiten!
Liebe Grüße, Brigitte
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MaBi schrieb:
Ich komme aus Österreich und bin hier in Behandlung:
www.tinnituszentrum.at
Bin auch aus Österreich. Helfen die dir dort in St. Pölten?
Ich war im Tinnituszentrum in Wien, aber schon vor 2 Jahren...
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Hallo frayzer,
Ja, tun sie. Im Gegensatz zum Tinnitus-Zentrum in Wien, von dem ich sehr enttäuscht bin, da ich die vollmundige Ankündigungen auf der Homepage "niemand ist seinem Ohrgeräusch hilflos ausgeliefert" als blanken Hohn empfinde, zumindest nach dem, was ich dort erlebt habe:
Mein Tinnitus war gerade einmal ein paar Tage alt, als ich nach Recherche im Internet und, ob der dort aufgefundenen Horrorstories, an einem Freitag ins Tinnitus Zentrum Wien fuhr, in der Hoffnung, man könne mir dort eine Cortison Infusion verabreichen, oder mich aus meiner damaligen Panik irgendwo abholen. Dachte ich, denn ich wurde mit dem Worten "Tut mir leid, die Frau Doktor ist bereits im Wochenende, rufen sie am Montag wegen eines Termines an", mit all meiner Angst wieder weggeschickt. Wie es mir an dem Wochenende ging, brauche ich wohl niemandem hier im Forum näher zu erläutern. Ich rief dann am darauffolgenden Montag wieder an, in der Hoffnung, noch am gleichen Tag einen Termin zu bekommen, man versprach, mich zurückzurufen, was niemals geschah. Eine HNO in Wien, zu der ich dann einfach ohne Termin fuhr, gab mir Cortison- bzw. Trentaltabletten, die nichts halfen.
Ich habe dann nach kurzer Wartezeit in St. Pölten einen Termin bekommen und als mir Dr. Schobel ein paar vorprogrammierte Hörgeräte in die Ohren steckte, empfand ich plötzlich meinen T. fühlbar weniger penetrant. Also ich denke, man kann mit den Geräten schon eine gewisse Erleichterung erreichen. Er sagte mir auch, er könne mir nicht versprechen, dass der T. verschwindet, aber er könne mir versprechen, dass es leichter würde. Das alleine empfand ich nach der Erfahrung in Wien schon als Wohltat.
Zur Zeit teste ich gerade das zweite Hörgerät (einstweilen noch ohne Noiser), bei einer Akustikerin, die sich ebenfalls auf T. spezialisiert hat und eng mit der Ordination zusammenarbeitet. Ich glaube, alleine die Tatsache, dass man mit seiner Angst nicht so alleine dasteht, ist der in der ersten Zeit schon eine große Hilfe.
Darf ich fragen, wie es Dir im Tinnitus Zentrum Wien erging, bzw. ob man Dir dort irgendwie weiterhalf?
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Klingt gut. Sollte mein T schlimmer werden, dann werde ich auch mal zum Dr. Schobel nach St. Pölten fahren.
Im TZ Wien habe ich recht schnell einen Termin und darauffolgend eine Cortisontherapie bekommen, die aber nicht viel geholfen hat.
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